Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Anordnung zur Gründung eines Musikgymnasiums in Frankfurt, 25. März 1939
Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust (1883–1945) ordnet an, in Frankfurt am Main das erste deutsche Musische Gymnasium zu gründen. Hintergrund der Initiative ist die Absicht des NS-Regimes, auf diese Weise gezielt politische Einfluss auf die musische Bildung auszuüben.
Das Musische Gymnasium in Frankfurt ist die erste Schule dieser Art in Deutschland, im September 1941 erfolgt allerdings die Gründung eines zweiten Musischen Gymnasiums in Leipzig.
Rust eröffnet das Musische Gymnasium am 12. Juli 1939; ihren Schulbetrieb nimmt die Bildungseinrichtung als Internat schließlich im November 1939 auf. Ihre Schüler werden vom Wehrdienst freigestellt. Das Musische Gymnasium, das sich als nationalsozialistische „Eliteschule“ versteht (und mit diesem Selbstverständnis neben die Adolf-Hitler-Schulen und die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten tritt) untersteht der unmittelbaren Dienst- und Fachaufsicht des Reichserziehungsministeriums in Berlin. Die Trägerschaft liegt bei der Stadt Frankfurt am Main. Die Leitung der Schule übertragen die nationalsozialistischen Machthaber dem Musikpädagogen und Komponisten Kurt Thomas (1904–1973). Als Standort für die Schule wählt man das im Stadtteil Niederrad gelegene „Haus Buchenrode“, die frühere Villa des aus einer jüdischen Frankfurter Familie stammenden Chemikers und Industriellen Arthur von Weinberg (1860–1943), der im November 1938 gezwungen wurde, das Haus mit dem dazugehörigen Grundstück an die Stadt Frankfurt zu verkaufen.
Anfang 1944 muss der Schulbetrieb in „Haus Buchenrode“ und den zugehörigen Nebengebäuden nach einer wiederholten schweren Beschädigung durch Fliegerbomben eingestellt werden. Die Klassen 3 bis 7 von April bis Mai 1944 zunächst im Wehrertüchtigungslager Reichelsheim im Odenwald unterrichtet. Ab Mai 1944 siedelt die Schule in das Kloster Untermarchtal im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg über. Am 25. Mai 1945 wird das Musische Gymnasium in Frankfurt am Main geschlossen.
(KU)
- Belege
- Weiterführende Informationen
- Joachim Carlos Martini, Musik als Form geistigen Widerstandes. Jüdische Musikerinnen und Musiker 1933–1945. Das Beispiel Frankfurt am Main, Teil 1, Frankfurt am Main 2010, S. 154 f.
- Werner Heldmann, Musisches Gymnasium Frankfurt am Main 1939–1945. Eine Schule im Spannungsfeld von pädagogischer Verantwortung, künstlerischer Freiheit und politischer Doktrin, Frankfurt am Main u. a. 2004
- Wikipedia: Musisches Gymnasium (Frankfurt am Main) (eingesehen am 25.3.2019)
- Wikipedia: Musikgymnasium (eingesehen am 25.3.2021)
- Wikipedia: Musisches Gymnasium (Leipzig) (eingesehen am 25.3.2015)
- Wikipedia: Kurt Thomas (Komponist) (eingesehen am 25.3.2015).
- Wikipedia: Bernhard Rust (eingesehen am 25.3.2015).
- Hebis-Klassifikation
- 782192 ,Staatliche allgemeinbildende Schule · 8223 ,Musiker
- Hebis-Schlagwort
- Thomas, Kurt ; Frankfurt ; Frankfurt, Musisches Gymnasium ; Biographie
- Empfohlene Zitierweise
- „Anordnung zur Gründung eines Musikgymnasiums in Frankfurt, 25. März 1939“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2585> (Stand: 25.3.2021)
- Ereignisse im Februar 1939 | März 1939 | April 1939
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