Hessische Biografie
Weitere Informationen
GND-Nummer
13783831X
Schaumburg-Lippe, Juliane Wilhelmine Luise Gräfin zu [ID = 9989]
- * 8.6.1761 Zütphen (Niederlande), † 9.11.1799 Bückeburg, Begräbnisort: Schaumburger Wald Mausoleum, evangelisch-reformiert
- Andere Namen ↑
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Geburtsname:
Hessen-Philippsthal, Juliane* Wilhelmine Luise Prinzessin von
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Weitere Namen:
- Schaumburg-Lippe, Juliane Gräfin zu
- Wirken ↑
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Werdegang:
- 10.10.1780: Eheschließung mit Graf Philipp II. Ernst zu Schaumburg-Lippe
- Juliane trat die vormundschaftliche Regierung über die Grafschaft für ihren minderjährigen Sohn an.
- Besetzung der Grafschaft durch hessische Truppen
- Flucht nach Minden
- Wiedereinsetzung Julianes als Regentin nach Intervention des Kaiser sowie des Königs von Preußen
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Funktion:
- Schaumburg-Lippe, Regentin, 1787-1799
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Lebensorte:
- Zütphen (Niederlande); Herzogenbusch (Niederlande); Kassel; Bückeburg
- Familie ↑
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Vater:
Hessen-Philippsthal, Wilhelm Landgraf von, * Philippsthal (Werra) 29.8.1726, † 8.8.1810
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Mutter:
Hessen-Philipssthal-Barchfeld, Ulrike Eleonore Prinzessin von, * Ypern (heute Belgien) 17.4.1732, † Bückeburg 2.2.1795
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Partner:
- Schaumburg-Lippe, Philipp II. Ernst Graf zu, * Rinteln 5.7.1723, † Bückeburg 13.2.1787, Heirat Philippsthal (Werra) 10.10.1780, Sohn des Friedrich Ernst Graf zu Lippe-Alverdissen, 1694–1777, und der Elisabeth Philippine von Friesenhausen
- Kaas, Clemens August Freiherr von, illegitime Beziehung
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Verwandte:
- Hessen-Philippsthal, Philipp Landgraf von <Urgroßvater>, *1655, † 1721
- Hessen-Philippsthal, Carl I. Landgraf von <Großvater>, * 1721, † 1770
- Hessen-Philippsthal, Caroline von <Schwester>, * 1756, † 1756
- Hessen-Philippsthal, Karl Landgraf von <Bruder>, 1757-1793
- Hessen-Philippsthal, Wilhelm von <Bruder>, * 1758, † 1760
- Hessen-Philippsthal, Friedrich von <Bruder>, * 1760, † 1761
- Hessen-Philippsthal, Friedrich Prinz von <Bruder>, 1764-1794, Kaiserlich russischer Oberstleutnant in Leibkürassier-Regiment, gefallen in holländischen Diensten
- Hessen-Philippsthal, Wilhelm von <Bruder>, * 1765, † 1766
- Hessen-Philippsthal, Ludwig Landgraf von <Bruder>, 1766-1816, 1810-1816 Landgraf von Hessen-Philippsthal
- Hessen-Philippsthal, Ernst Constantin Landgraf von <Bruder>, * 8.8.1771, † 25.12.1849, 1816-1849 Landgraf von Hessen-Philippsthal
- Schaumburg-Lippe, Eleonore Luise zu <Tochter>, * 1781, † 6.1.1783
- Schaumburg-Lippe, Wilhelmine Charlotte zu <Tochter>, * 18.5.1783, † 1858
- Schaumburg-Lippe, Georg Wilhelm Graf zu <Sohn>, GND, * Bückeburg 20.12.1784, † Bückeburg 21.11.1860, regierender Graf seit 1807
- Schaumburg-Lippe, Karoline Luise zu <Tochter>, 1786, † 1846, unverheiratet am Hof des Bruders zu Bückeburg
- Althaus, Clemente de <Sohn>, * 17.1.1791, † 13.1.1836
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 55, Leipzig 1910, S. 810-813 (Otto Zaretzky)
- Neue deutsche Biographie, Bd. 10, Berlin 1974, S. 653 f. (Horst-Rudiger Jarck)
- Franz, Das Haus Hessen. Ein biographisches Lexikon, Darmstadt 2012, Nr. HP 21, S. 246 f. (Andrea Pühringer)
- Marianne Bein, Die evangelische Schloßkirche in Philippsthal, in: Barbara Händler-Lachmann (Hrsg.), Kulturgeschichte. Historische Stätten, Denkmäler, vergessene Orte und Museen im Kreis Hersfeld-Rotenburg, Bad Hersfeld 1995, S. 217 f., hier S. 218
- Deutsche Presse-Agentur: Komposition von Bach-Sohn entdeckt, in: Hersfelder Zeitung, Nr. 44/2012, Bad Hersfeld 21.2.2012, Kultur, S. 1
- Landeck, Werner u. Anneliese: Landgräfin Marie von Hessen-Philippsthal geb. Herzogin von Württemberg, in: Mein Heimatland. Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Monatliche Beilage zur Hersfelder Zeitung, Bad Hersfeld, Band 42, Nr. 4 (April 2003), S. 13-16, hier S. 14 u. 16
- Dies.: Relikte aus der Zeit der Landgrafen von Hessen-Philippsthal – Teil II, in: Mein Heimatland. Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Monatliche Beilage zur Hersfelder Zeitung, Bad Hersfeld, Band 37, Nr. 18a (Juni 1997), S. 117-119, hier S. 119
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Bildquelle:
Unidentified painter, Juliane von Hessen-Philippsthal, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)
- Leben ↑
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Juliane, das zweite überlebende Kind ihrer Eltern, wurde in der väterlichen Festungs-Garnison Zütphen im holländischen Gelderland geboren, wuchs aber in Philippsthal auf, wo sie 1774 konfirmiert und als 19-Jährige mit dem dreimal so alten Grafen Philipp von Schaumburg-Lippe verheiratet wurde. Der Graf, dessen Vater vor dem Heiratskandidat von Julianes Großtante Sophie gewesen war, hatte seine erste Frau Ernestine (1722–1769) und in den Folgejahren auch ihre drei überlebenden Kinder verloren. Julianes erste Tochter Eleonore starb ebenfalls als Kleinkind. Doch bekam sie in den Folgejahren, vor Graf Philipps Tod 1787, noch drei weitere Kinder, darunter den Stammhalter Georg Wilhelm (1784–1860). Der in Kassel regierende Landgraf Wilhelm IX. wollte Julianes Vormundschaft für den unmündigen Sohn zunächst nicht anerkennen und ließ die Grafschaft Schaumburg-Lippe als heimgefallenes Lehen militärisch besetzen. Erst die Einschaltung des Reichshofrats und die Unterstützung von Hannover und Preußen erzwangen den Abzug der Hessen, so dass Gräfin Juliane, die man wegen ihrer hochfürstlichen Abstammung auch mit „Fürstin“ titulierte, gemeinsam mit dem hannover’schen Feldmarschall Graf Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn (1736–1811) die Vormundschafts-Regierung übernehmen konnte.
Julianes Regierungsstil war fortschrittlich. Sie führte Reformen in Wirtschaft, Jurisdiktion und Schulwesen durch, verkürzte den Militärdienst, schränkte die Hofhaltung ein und erließ Steuerkürzungen. Auch die tolerante Judenpolitik der Vorgänger wurde fortgesetzt. Der aus Hessen stammende Bernhard Christoph Faust (1755–1842), den sie zu ihrem Leibarzt berief, schrieb 1792/94 auf Geheiß und in regem Austausch mit der Landesfürstin seinen „Gesundheitskatechismus“, der weite Verbreitung fand; Juliane unterstützte ihn auch bei der Einführung der Pockenschutzimpfung. Sie ließ Schloss und Park Hagenburg neu gestalten und die Schwefelquellen von Eilsen erschließen, wo Gärten und Parks angelegt wurden. Johann Christoph Friedrich Bach (1732–1795), der dritte der vier komponierenden Söhne des Thomas-Kantors, war seit 1749/50 Hofkapellmeister in Bückeburg; Konzerte und Theateraufführungen fanden hinfort unter der persönlichen Mitwirkung der von ihm zur Cembalistin ausgebildeten Gräfin statt.
Die mit 25 Jahren verwitwete Juliane hatte seit ca. 1790 eine Liaison (eventuell sogar morganatische Ehe) mit dem Leutnant, nachmals Oberforstmeister, Kammerherrn und Hofmarschall Clemens August Freiherr von Kaas (1760–1832). Zwei Söhne der Beziehung wurden später als „Freiherrn von Althaus“ nobilitiert. Sohn Clemens Anton (1791–1836) war als Offizier der „German Legion“ in den Befreiungskriegen Adjutant des Herzogs von Wellington; er ging 1819/20 nach Südamerika, kämpfte im Stab des Revolutionsgenerals José de San Martin und war zuletzt peruanischer Brigadegeneral. – Die 1799 an den Folgen einer schweren Erkältung verstorbene Juliane ruht neben ihrer wenige Jahre zuvor verstorbenen Mutter in einem 1802 errichteten Mausoleum im Schaumburger Wald. Ihr Sohn Georg Wilhelm wurde 1807 mit dem Beitritt zum Rheinbund erster Fürst von Schaumburg-Lippe.
Andrea Pühringer
(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 246 f.)
- Zitierweise ↑
- „Schaumburg-Lippe, Juliane Wilhelmine Luise Gräfin zu“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/13783831X> (Stand: 25.3.2024)