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Hessische Biografie

Portrait

Alexander Friedrich Landgraf von Hessen
(1863–1945)

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Hessen, Alexander Friedrich Landgraf von [ID = 15890]

* 25.1.1863 Kopenhagen, † 26.3.1945 Fronhausen (Lahn)
Komponist
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Familie

Vater:

Hessen, Friedrich Wilhelm Landgraf von, 1820–1884

Mutter:

Preußen, Anna Prinzessin von, 1836–1918

Partner:

  • Stockhorner von Starein, Gisela Freiin von, 1884-1965

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Landgraf Alexander, Ölbild von Franz von Lenbach, HHS, Schloss Fasanerie B 1058 (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 178

Leben

Bei dem von Geburt an sehbehinderten Alexander Friedrich (in der Familie Alék genannt) äußerte sich schon früh die musikalische Begabung, die von der Mutter mithilfe qualifizierter Lehrer gezielt gefördert wurde. Dem freundschaftlichen Verhältnis der Landgräfin Anna zu Clara Schumann, Johannes Brahms, Anton Rubinstein (1829–1894) und Joseph Joachim Raff (einem der meistaufgeführten Komponisten seiner Zeit) verdankte Alexander Friedrich zudem prägende Einflüsse für seinen Werdegang. 1878 kam er für zwei Jahre nach England, wo er das Royal Normal College and Academy of Music for the Blind in Upper Norwood (im Süden Londons) besuchte. Der Prinz erhielt Unterricht in Klavier, Orgel, Violine und erlernte die Braille-Notenschrift, mit der er eigene Kompositionen notieren konnte. Bei einem ersten öffentlichen Auftritt als Violinist spielte der Fünfzehnjährige Beethovens F-Dur-Romanze unter der Leitung von Hans von Bülow. 1881–1884 studierte Alexander Friedrich in Leipzig Geisteswissenschaften. Dann setzte er seine musikalische Ausbildung am Dr. Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt fort.

Als im Oktober 1888 sein älterer Bruder Friedrich Wilhelm im Südchinesischen Meer verschollen war, fiel Alexander Friedrich als nächstem Agnaten unerwartet der Landgrafentitel zu. Der 24-jährige Junggeselle wurde Chef des Hauses Hessen-Kassel und des Familienfideikommisses. Im Winter teilte er seine Zeit zwischen Philippsruhe und der Frankfurter Stadtresidenz in der Rüsterstraße. Im Sommer wohnte er in Panker. Dabei wurde die musikalische Fortbildung nicht vernachlässigt. In Berlin nahm der Landgraf Geigenstunden bei Joseph Joachim, in Paris Kompositionsunterricht bei Gabriel Fauré. In der Madeleine-Kirche gelangte seine Messe, Papst Leo XIII. gewidmet, zur Uraufführung. In Meiningen und Weimar musizierte er verschiedentlich in Hofkonzerten. Seitdem ein Kritiker ihm vorgeworfen hatte, durch öffentliche Auftritte bürgerlichen Musikern das Brot aus dem Mund zu nehmen, beschränkte er sich auf Benefizkonzerte. Seit jeher trafen ihn zwei Diskriminierungen empfindlich: der Mitleidseffekt des blinden Musikers und der Standesvorteil des dilettierenden Fürsten. Beim Komponieren benötigte Alexander Friedrich einen musikalischen Assistenten, der die Braille-Notate in Notenschrift übertrug. Eine Zeit lang versah dieses Amt Hans Rosbaud, der spätere Intendant des Südwestfunk-Orchesters Baden-Baden, der auch verschiedene Werke des Landgrafen urauführte. Ihm folgte 1921 der Musikwissenschaftler und Dirigent Dr. Robert Pessenlehner. – 1925 heiratete der Landgraf, inzwischen 61 Jahre alt, Gisela Freiin Stockhorner von Starein, eine Hofdame der Großherzogin Hilda von Baden. Zuvor hatte er auf seine Stellung als Chef des Hauses zu Gunsten seines jüngeren Bruders Friedrich Karl verzichtet.

Rainer v. Hessen

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 177 f.)

Zitierweise
„Hessen, Alexander Friedrich Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/123477506> (Stand: 25.3.2024)