Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Kommunistischer Karfreitagsputsch in Offenbach fordert Tote und Verletzte, 18. April 1919

Am Karfreitag kommt es nach öffentlichen Reden von Funktionären der kommunistischen Parteien USPD und KPD auf dem Wilhelmsplatz in Offenbach am Main zu einem Aufruhr. Unter den Rednern befindet sich auch der aus Offenbach stammende Kommunist Wilhelm „Willi“ Eisenreich. Eisenreich hatte in seiner Ansprache den Sturz des gemäßigten, sowohl aus Mitgliedern der Arbeiter- und Soldatenräte als auch dem zivilen Stadtrat zusammengesetzten Volksrates gefordert, zur Vereinnahmung der staatlichen Ämter aufgerufen und die Einsetzung eines revolutionären Arbeiterrates unter Führung der Kommunisten verlangt. Daraufhin zieht eine aufgebrachte Menschenmenge unter Eisenreichs Führung vom Wilhelmsplatz vor die Kaserne in der Bieberer Straße, findet aber deren Tor verschlossen. Als die Menge versucht, mit Gewalt in die Kaserne einzudringen, setzen sich die Soldaten zur Wehr und es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung, bei der auch Schusswaffen eingesetzt werden. Vermutlich eskaliert die Situation, als eine Demonstrantin nach dem Gewehr eines Soldaten greift und sich versehentlich ein Schuss löst, der die junge Frau umbringt. In einer widersprechenden Darstellung aus Kreisen der Regierung wird dagegen behauptet, dass eine aus der protestierenden Menge heraus geworfene Handgranate den gewaltsamen Kampf eröffnet. Die genauen Umstände bleiben jedoch ungeklärt. Der Aufstand fordert 17 Menschenleben, 26 Personen werden schwer verletzt. Zur Unterstützung der Soldaten werden schließlich militärische Einheiten aus Frankfurt am Main angefordert. Für den Abend des Karfreitags wird eine Ausgangssperre in Offenbach angeordnet.

Der Kommunist Eisenreich, der den „Karfreitagsputsch“ ausgelöst hatte, wird verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er wird 1941 unter den nationalsozialistischen Machthabern in den Gaskammern der Tötungsanstalt Hadamar ermordet
(OV/KU)