Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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Abbildungen

Dorfstraße mit Kirche und Burgruine Lißberg, vor 1930

↑ Otto Herpel, Kriegszeit in einem hessischen Dorf in der Beschreibung des Pfarrers von Lißberg, 1914-1916

Abschnitt 2: Kriegsgerüchte erreichen das Dorf Lißberg

◀ [16-17] [...] Im Prisma der Frankfurter Presse erschien uns die Lage immer schwieriger. Wir lasen von Riesenanstrengungen zur Erhaltung des Friedens; wir lasen aber auch die zur Unzeit kriegerischen Überschriften der Zeitungen. Wir lasen von Versammlungen, die den Frieden forderten; aber wir lasen auch von großen, kriegsbegeisterten Scharen in den nächtlichen Straßen unserer Städte.
Da wurden endlich auch die geruhigsten Landleute nervös. [S. 17]
Die Studenten zogen um diese Zeit in die Heimat. Es kommen sonst nicht viele durch unsere Gegend, am wenigsten im Schmuck von Band und Zerevis. Aber ein lieber Heidelberger Bundesbruder will mir diesmal eine Freude machen und besucht mich auf einer kleinen Spritztour.
Was denkt ein jung Studentenblut an Krieg und Tod? Man kämpft und fällt, aber man fragt nicht darnach. Auch die andern fragt man nicht. Am wenigsten fragt man das Landvolk. Und mit blauer Kneipjacke angetan, in übergeschnalltem Band und bunter Mütze zieht man auch dann noch durch die Dörfer, wenn es diesen schon sehr enge ums Herz geworden ist vor dem brüllenden Schicksal.
So fragt sich der Studio durch nach dem Pfarrhause. Lachend tritt er in meine Stube. „Lieber alter Herr," so ruft er erstaunt und amüsiert, „da bin ich zu einem merkwürdigen Apostel in deinem Dorf geworden."
„Wieso?"
Er lacht: „Die ganze Schuljugend ist hinter mir dreingelaufen und hat gerufen: ,'s git Krieg, 's git Krieg! Die blaue Husar'n sein schon doa'."
Der unerfahrene Fuchs freut sich über solches kriegerische Ansehen seiner harmlosen Person. Aber mancher Alte hat doch die Torheit seiner Kinder geglaubt. ▶