Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 71: Regierungsjubiläum, Sammlungen, 5. Kriegsanleihe

[Nr. 71] Feldbrief vom 25. März 1917

Am 5. März starb in dem hiesigen Vereinslazarett der Krieger Heinrich Flörsheim. Er war der erste, der hier den Tod für das Vaterland erlitt. Die Leiche des Verstorbenen, der Israelit und erst 18 Jahre alt war, wurde nach Frankfurt überführt.

Sonntag, 11. März, wurde das 25 jährige Regierungsjubiläum Seiner Königlichen Hoheit des Großherzags in Dieburg begangen. Morgens ½ 10 Uhr war in der Pfarrkirche feierlicher Levitenamt mit Festpredigt und Te deum. Die Realschule und die Volksschule hielten erst am Mittwoch ihre Feier. Bei dieser Gelegenheit empfingen alle Schüler und Schülerinnen ein Bild des Großherzogs.

Wie Euch bekannt ist, warde aus Anlaß des Regierungsjubiläums unseres Landesfürsten in ganz Hessen eine Sammlung für ein Kriegererholungsheim veranstaltet. Die Sammlung ergab den Betrag von fast 1½ Millionen Mark. Die Hessen können auf diese Opferfreudigkeit zu Gunsten ihrer Krieger stolz sein. In Dieburg gingen 1138 Mark ein.

Gegenwärtig wird hier fleißig agitiert für die sechste Kriegsanleihe. Bereits am 4. März hielt Herr Finanzrat Loy aus Darmstadt im "Mainzer Hof" einen Lichtbildervortrag über die Finanzlage des Reiches und seiner feindlichen Nachbarn. Jetzt werden auch in den Nachbarorten von Geistlichen uns Laien aufklärende Vorträge über denselben Gegenstand gehalten. Die Presse entfaltet ebenfalls eine rührige Werbetätigkeit zu Gunsten der neuen Anleihe. Alle sind darin einig, daß nach Ablehnung unseres Friedensangebots nur ein energisches Vorgehen zu Wasser und Land den Frieden bringen kann. Reichliche Munition, gute Verpflegung unserer Krieger sind dazu vor allem erforderlich. Wir dringen dafür gerne alle Opfer, wenn wir nur bald unser Friedensziel erreichen. In diesem Sinne beteiligen sich auch Leute, die nur über kleine Barbeträge verfügen, an der Kriegsanleihe.

Seit Beginn des Krieges haben wir von unserem Personal bei der "Starkenburger Provinzial-Zeitung" nicht weniger als 7 Mann verloren. Der Betrieb gestaltet sich deshalb sehr schwierig und kann nur mit Mühe aufrecht erhalten werden. Wie im Zeitungswesen, so geht es auch in vielen anderen Geschäften.

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Durch Verleihung des eisernen Kreuzes wurden ausgezeichnet: Unteroffizier Adam Ruland, Gefreiter Georg Andreas Enders, Unteroffizier Heinrich Enders, Kriegsinvalide Joseph Blank. Vizefeldwebel Friedrich Kirschstein.
Die hessische Tapferkeitsmedaille empfingen Musketier Jakob Enders, Landsturmmann Joseph Andreas Enders.
Das allgemeine Ehrenzeichen für Kriegsverdienste wurde dem Fahrer Heinrich Braun verliehen, das Kriegsehrenzeichen dem Militärkrankenwärter Karl Hornung.
Zum Gefreiten befördert wurde Musketier M. Thomas.

Auf dem Felde der Ehre fiel Musketier Adam Hiemenz, 389, IX. R.i.p.


Empfohlene Zitierweise: „Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917, Abschnitt 71: Regierungsjubiläum, Sammlungen, 5. Kriegsanleihe“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/19-71> (aufgerufen am 29.03.2024)