Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918

Abschnitt 38: 2.5.1918: Brief des Heinrich Heim aus Frankfurt

[422]

Erläuterung:
Heinrich Heim wurde am 13. April 1885 in Frankfurt geboren. Zur Zeit dieses Briefes war er 33 Jahre alt.


Am Kemmel, 2. Mai 1918.

Morgens 5 Uhr Ablösung: Rückwärts an brennenden Häusern, stürzenden Bäumen, einschlagenden Granaten, feuernden Geschützen vorbei, über Menschen- und Pferdeleichen, durch atemraubenden Qualm und Gestank bis zum Hohlweg, wo wir gestern waren. Hier unser Gepäck auf und nichts wie raus aus dieser ungesunden Gegend. Wir müssen noch oft einschlagenden Granaten ausweichen, aber jeder Schritt macht die Entfernung aus dieser Hölle größer. Gegen 9 Uhr sind wir an der Ferme, die wir am 24. verließen. Hier wird gegessen, die Füße verbunden, dann weiter nach Armentières. Es ist ein herrlicher Maimorgen, und trotz Mord und Graus singen die Lerchen, und trotz Feuer und Elend blühen die Blumen, aber es ist schwer, an sowas zu denken, wenn wir auch langsam in Gegenden kommen, in der für unser kostbares Fell keine Gefahr mehr ist. Rechts und links der Straße sind frische Soldatengräber. Alles ist verwüstet und verbrannt. Als wir in Armentières einmarschierten, ein Bataillon zu 54 Mann, ein Arzt, und zwei Offiziere, läuteten die Glocken, aber nicht für uns, Fliegeralarm.


Personen: Heim, Heinrich
Orte: Frankfurt · Kemmel · Armentières
Sachbegriffe: Feldpost · Feldpostbriefe · Granaten · Leichen · Pferde · Soldatengräber · Offiziere · Fliegeralarm
Empfohlene Zitierweise: „Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918, Abschnitt 38: 2.5.1918: Brief des Heinrich Heim aus Frankfurt“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/173-38> (aufgerufen am 19.04.2024)