Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Karl Spieß, Die Mobilmachung in Biedenkopf und die Kriegsmonate bis März 1916

Abschnitt 10: Abschnitt 10

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[Fortsetzung: Der zweite Kriegsmonat in Biedenkopf. In: Mitteilungen aus Geschichte und Heimatkunde des Kreises Biedenkopf, 8. Jahrgang, Nr. 10, 3. Dezember 1914, Sp. 245-249.]

Die Begeisterung, mit der der Auszug unserer Krieger begleitet wurde, wird unvergeßlich bleiben, unvergeßlich auch der Jubel, den die weiteren vielen Siegesbotschaften des ersten Kriegsmonats in unserer Stadt auslösten. So leitet uns zuversichtliche Siegesstimmung in den zweiten Kriegsmonat hinüber. Das erstemal wohl seit vierundvierzig Jahren bleiben die Vorbereitungen zur Sedanfeier aus, aber Jedermann fühlt es, der zweite September wird und muß frohe Kunde von den Schlachtfeldern bringen. „Es liegt etwas in der Luft“, darüber ist kein Zweifel. Aber der Sedantag scheint vorübergehend zu wollen, ohne Glockenklang und ohne Viktoriaschießen … Da, es ist halb zehn Uhr, heftet der „Buchdrucker“ ein inhaltschweres Telegramm an die Anschlagtafel. Der Nachbar sieht es, Vorübergehende nehmen es wahr und wie im Fluge eilt die Kunde durch die Stadt, daß unser Kronprinz zehn Armeekorps in die Flucht geschlagen hat. Die Hainstraße belebt sich, aus allen Richtungen kommen die Menschen gelaufen, sich zu überzeugen, obs wahr ist. Doch das Wolff’sche Büro meldet es und deshalb muß es wahr sein. Feierlich klingen die Kirchenglocken in den Abend hinein und kräftige Böller verkünden den Nachbarorten, daß eine freudige „Sedan“botschaft eingetroffen ist. Freude und Jubel ringsum. Unsere tapferen Krieger, unser unbesiegbares Heer! Wer von den Biedenköpfer braven Soldaten wird in der Reihe der Sieger mitgekämpft haben! Frohen und bangen Erwägungen gibt man sich hin, doch die Freude überwiegt die Sorge, denn gefestigt ist die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang des Krieges. Warum sollte denn auch gerade einem der Unsrigen solcher Sieg da Herzblut gekostet haben! Noch ist ja keine schmerzliche Nachricht in unser stilles Tal gedrungen, noch sind die Verlustlisten gefüllt mit fremden, unbekannten Namen und darum leben sie ja noch Alle, unsere lieben Krieger, die wir hinausziehen sahen, frisch und gesund, voll Mut und Kampfeslust! Und deshalb soll uns keine Sorge, keine Furcht die auferstandene Sedanfeier trüben.
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