Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Karl Spieß, Die Mobilmachung in Biedenkopf und die Kriegsmonate bis März 1916

Abschnitt 25: Abschnitt 25

Die Mildtätigkeit gegenüber unseren Feldgrauen hat auch in den letzten beiden Monaten nicht nachgelassen. Die Post¬beamten wissen's, welche Mengen Liebesgaben ins Feld wandern und auch der Frauenverein war unablässig tätig. Er hat u.a. Muffe angefertigt für die Krieger, aus alten Pelzen, Watte, Barchent und wollenen Strümpfen wurden die Muffe hergestellt und vier Waggons mit über 28.000 Kilogramm aus dem Kreise an die Sammelstelle Wiesbaden abgeführt. Am 14. Februar veranstaltete der Gewerbeverein einen „Kriegsabend" mit Lichtbildern zum Besten der Angehörigen unserer Feldzugsteilnehmer, am 20. desselben Monats sprach Dr. Mollat aus Siegen, ein hier bestens eingeführter Redner, über „Krieg und Wirtschaftsleben" und eine Woche darauf fand ein Konzert auswärtiger Kunstkräfte zum Besten des Frauenvereins statt, dem rund 30 Mark zugeführt werden konnten. Bemerkenswert ist die lebhafte Beteiligung der Einwohner¬schaft und der Umgebung an der Zeichnung auf die Kriegs¬anleihe. Allein bei der Reichsbanknebenstelle dahier wurden fast anderthalb Millionen Mark gezeichnet, bei der Spar- und Leihkasse 170.000 Mk. Bis zum 15. Februar tauschte das erstgenannte Institut für 300.000 Mk. Goldmünzen um. Unter unseren Kriegern hat der Tod wieder reiche Ernte gehalten. Es starben für König und Vaterland:

Leutnant d. R. Kaufmann Aug. Wambach vom Inf.-Rgt. 126.
Unteroffizier d.R. Postassistent Otto Briel vom Inf.-Rgt. 222.
Leutnant Franz Krüll vom Inf.-Rgt. 144.
Musketier Kaufmann Gustav Ellenberger vom Inf.-Rgt. 144.
Musketier Alfred Wagner vom Inf.-Rgt. 223.
Unteroffizier d.R. Referendar Ernst Esau vom Inf.-Rgt. 167.
Jäger d.R. Techniker Friedr. Wilh. Schäfer vom Inf.-Rgt. 56.
KriegsfreiwilligerBergassessor Georg Scheidler vom Kürassier- Regiment 7.
Reservist Otto Bornmann vom Inf.-Rgt. 167.

Die sterbliche Hülle unseres lieben Ernst Esau ward auf dem Friedhofe seiner Vaterstadt der Erde übergeben.

Nun zählen wir bereits 23 Gefallene! Wird es dabei bleiben ?!

Aber auch der Ehrentafel unserer „Eisernen Ritter" sind manche neue Namen einzufügen. Es wurden ausgezeichnet:

Vizefeldwebel Tierzuchtinspektor Herweg.
Feldwebelleutnant Gerichtsassistent Gatzert.
Offizierstellvertreter Gerichtsaktuar Theo Philipps.
Feldwebel Fritz Renweger.
Unteroffizier d. R. Postassistent Otto Briel, inmittels gefallen
Leutnant d. R. Aug. Wambach, inmittels gefallen.

Siegestage waren der 12. Februar, an dem die Gefangennahme von 26.000 Russen gemeldet wurde, der 17. Februar, an dem bekannt wurde, daß sich diese Zahl aus 50.000 erhöht hatte, der 18. Februar, als sie auf 64.000 und der 22. Februar, [Sp. 288] als sie aus 102.000 gestiegen war. Jedesmal Böller und Glockenklang, am 17. Februar führte übrigens auch Herr- Lehrer Simmermacher seine Schüler unter Begleitung des Trommlerkorps durch die Stadt, voran die wehende Fahne. Den Kindern wird ein solches Ereignis unvergeßlich sein.


Empfohlene Zitierweise: „Karl Spieß, Die Mobilmachung in Biedenkopf und die Kriegsmonate bis März 1916, Abschnitt 25: Abschnitt 25“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/1-25> (aufgerufen am 23.04.2024)