Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds
Der Urreligionsforscher Herman Wirth siedelt von Marburg nach Thallichtenberg (Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz) um, 1978
In Thallichtenberg soll auf Betreiben des dortigen Landrats Gustav Adolf Held (1920–2008) die Zehntscheune auf Burg Lichtenberg wiederaufgebaut und als Museum für die Sammlung des Professors eingerichtet werden. Dort erhält der Philologe, „Urreligionsforscher“ und ehemalige SS-„Ahnenerbe“-Wissenschaftler Herman Felix Wirth-Roeper-Bosch auch Besuch vom deutschen Ex-Bundeskanzler Willy Brandt, der sich „beeindruckt von der Sammlung“ zeigt und verspricht „diese Angelegenheit in Bonn weiter zu besprechen“ („Rheinpfalz“ vom 24.9.1979, zitiert nach: Häke, Der Fall Herman Wirth, S. 12). Brandt ist auf Vermittlung des SPD-Mitglieds und Wirth-Schülers Roland Häke zu Gast bei dem Privatgelehrten, dessen Thesen zu einer matriarchalisch geprägten „atlantisch-nordischen“ Hochkultur zur Zeit des quartären Eiszeitalters (zwischen etwa 1,6 und 2,4 Mio. Jahre bis 10.000 Jahre vor heute) von der wissenschaftlichen Fachwelt zum ganz überwiegenden Teil als unwissenschaftlich abgelehnt werden, und der als Mitbegründer der 1935 unter der Bezeichnung „Studiengesellschaft für Geistesurgeschichte“ ins Leben gerufenen SS-Forschungseinrichtung „Deutsches Ahnenerbe“ dieser Institution als Präsident (bis 1937) bzw. als Ehrenpräsident (bis 1938) vorstand.
Wirth hat vor mehreren Jahren versucht, ausgehend von der provisorischen Privatausstellung seiner mehr als 700 Exponate („Zeugnisse urgeschichtlicher Hochkultur“, vgl. www.ur-europa.de: Herman Wirth – sein Leben und Werk) ein Museum bei Marburg einzurichten (DER SPIEGEL 40/1980, 29.9.1980, S. 96 (eingesehen am 22.5.2017)).
(KU)
- Records
- Löw, Luitgard: Völkische Deutungen prähistorischer Sinnbilder: Herman Wirth und sein Umfeld, in: Uwe Puschner / G. Ulrich Großmann (Hrsg.): Völkisch und national: zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums; 29), Darmstadt 2009, S. 214-232.
- Häke, Roland: Der Fall Herman Wirth: 1978-1981 im Landkreis Kusel, oder: das verschüttete Demokratiebewußtsein
- Additional Information
- Die Ura-Linda-Chronik / übers. u. mit einer einführenden geschichtlichen Untersuchung hrsg. von Herman Wirth, Leipzig : Koehler & Amelang, 1933 (8.4.2012)
- Wirth, Herman: Der Aufgang der Menschheit: Untersuchungen zur Geschichte der Religion, Symbolik und Schrift der atlantisch-nordischen Rasse, 2. Aufl. (Drittes Tausend), Jena: Eugen Diederichs Verlag, 1934 (8.4.2012)
- Wirth, Herman: Was heißt deutsch?: ein urgeistesgeschichtlicher Rückblick zur Selbstbesinnung und Selbstbestimmung, 2. Aufl. (9. bis 14. Tausend), Jena: Eugen Diederichs Verlag, 1934 (8.4.2012)
- DER SPIEGEL 40/1980, 29.9.1980, S. 96, URL: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14315413.html (eingesehen am 22.5.2017).
- Ur-Europa e. V., Gemeinnützige Gesellschaft für europäische Urgeschichte: Herman Wirth – sein Leben und Werk (8.4.2012)
- Recommended Citation
- „Der Urreligionsforscher Herman Wirth siedelt von Marburg nach Thallichtenberg (Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz) um, 1978“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/4319> (Stand: 17.5.2021)
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