Contemporary History in Hessen - Data · Facts · Backgrounds

Wahl des Reichspräsidenten, erster Wahlgang, 13. März 1932

Reichsweit, und damit natürlich auch in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und im Volksstaat Hessen, findet der erste Wahlgang zur Wahl des Reichspräsidenten statt. Es ist nach der Reichspräsidentenwahl 1925 (erster Wahlgang am 29. März 1925, zweiter Wahlgang am 26. April 1925) die zweite und letzte Wahl zum Amt des Reichspräsidenten, die während der Zeit der Weimarer Republik direkt vom Volk entschieden wird. Neben dem bisherigen Amtsinhaber Paul von Hindenburg (1847–1934; parteilos) kandidieren Adolf Hitler (1889–1945; NSDAP), Ernst Thälmann (1886–1944; KPD) und Theodor Duesterberg (1875–1950; Stahlhelm/DNVP) sowie Gustav Adolf Winter (1882–1936), der ohne Unterstützung einer bestimmten Partei, als Interessenvertreter der Inflationsgeschädigten antritt. Um die Wahl Hitlers zum Reichspräsident zu verhindern, unterstützen die SPD und die Zentrumspartei anders als noch 1925 die Kandidatur Paul von Hindenburgs.

In Hessen-Nassau beteiligen sich 84,5 % der Wahlberechtigten an dem Urnengang. Hier entfallen auf Hindenburg 49,8 % der Wählerstimmen, auf Hitler 34,5 % und auf Thälmann 11,3 %. Abgeschlagen liegen Theodor Duesterberg (4,3 %) und G. A. Winter (0,2 %).

Im Volksstaat (Hessen-Darmstadt) entscheiden sich bei einer Wahlbeteiligung von 86,2 % 51,5 % der Wählerinnen und Wähler für Hindenburg, 33,7 % für Hitler und 12,6 % für Thälmann. Die beiden übrigen Kandidaten liegen auch hier weit zurück (1,9 % für den DNVP-Mann Duesterberg und wiederum 0,2 % für G. A. Winter) und erzielen keinen ernstzunehmenden Zuspruch.

Winter, der zum Zeitpunkt der Wahl wegen Betruges noch in der Landesstrafanstalt Bautzen (Sachsen) einsitzt, erreicht ein reichsweites Ergebnis von lediglich 0,3 % der Stimmen und zieht seine Kandidatur zurück. Er tritt im zweiten Wahlgang, der am 10. April 1932 abermals die Entscheidung für Hindenburg bringt, nicht mehr an.
(KU)