Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historical Gazetteer

Wetzlar

Stadtteil · 168 m über NN
Gemeinde Wetzlar, Lahn-Dill-Kreis 
Settlement | Statistics | Constitution | Property | Church and Religion | Culture | Economy | References | Citation
Settlement

Settlement Type:

Stadt

Geographical Situation:

Östlich der Stadt Verlauf der Bundesautobahn A45 ("Sauerlandlinie") mit den Anschlußstellen Wetzlar/Ost und Wetzlar/Münchholzhausen. Im Norden des Stadtgebiets verläuft die Bundesstraße B49 in west-östlicher Richtung. Weiterer Anschluß an das Straßenverkehrsnetz über die Landesstraßen L3285 (Richtung Niedergirmes), L3020 (Richtung Garbenheim), L3451 (Richtung Dutenhofen und Steindorf), L3360 (Richtung Großrechtenbach) und L3053 (Richtung Nauborn), sowie die Kreisstraßen K354, K988 und K352 nach Weidenhausen.

Endbahnhof der Eisenbahnlinien Wetzlar – Nassau ("Lahntalbahn III") (Inbetriebnahme der Strecke 10.1.1863) und Lollar – Wetzlar ("Kanonenbahn II; "Lahntalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 18.10.1878) (bis Stilllegung der Strecke 1990).

Earliest Reference:

1141

Settlement Development:

Im Nordosten des späteren Siedlungskerns lag auch die 1249 belegte Vorstadt Hausen.

Historical Names:

Boroughs:

Settlement Sites:

Coordinates:

Gauß-Krüger: 3464855, 5602116
UTM: 32 U 464794 5600315
WGS84: 50.553707° N, 8.503031° O OpenLayers

Statistics

Location Code:

532023090

Land Usage Statistics:

  • 1834 (Morgen): 5376, davon 746 Wald
  • 1885 (Hektar): 1225, davon 729 Ackerland (= 59.51 %), 180 Wiesen (= 14.69 %), 137 Holzungen (= 11.18 %)
  • 1961 (Hektar): 1776, davon 211 Wald (= 11.88 %)

Population Statistics:

  • 1834: 3867 evangelische Einwohner, 657 Katholiken, 91 Juden
  • 1961: 37281, davon 23976 evangelisch (= 64.31 %), 11339 katholisch (= 30.41 %)
  • 1970: 36634 Einwohner

Charts:

Wetzlar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Data source: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Constitution

Administrative Area:

  • 1787: Reichsstadt Wetzlar (Die Schutzherrschaft übt als Reichslehen der Landgraf von Hessen-Darmstadt aus)
  • 1803-1810: Primatialstaat Karl Theodor von Dalbergs, Reichsgrafschaft Wetzlar
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Frankfurt, Unterpräfektur Wetzlar
  • 1816: Königreich Preußen, Provinz Niederrhein, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar (Immediat-Gebiet)
  • 1822: Königreich Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Wetzlar
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wetzlar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Wetzlar
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Lahn
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis

Former Administrative District:

Wetzlar

Court:

  • vor 1849: Stadtgericht Wetzlar
  • 1849: Kreisgericht Wetzlar
  • 1879: Amtsgericht Wetzlar

Gemeindeentwicklung:

1831: Einführung der preußischen Städteordnung

1.4.1903: Eingemeindung von Niedergirmes

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Wetzlar, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Wetzlar.

Property

Manorial System and Landholding:

  • 1150 schenken Adalbert und seine Söhne Friedrich und Konrad genannte Leibeigene aus Wetzlar an das Kloster Schiffenberg.
Church and Religion

Local Churches:

  • 790: Kirche
  • 897: Kirchweihe
  • 1167: Propst
  • 1221: Pfarrei
  • Nach der Reformation Stiftskirche von der Stadt (evangelische Gottesdienste im Kirchenschiff) und vom Stift (katholische Gottesdienste im Chor) gemeinsam genutzt.

Guardianships:

  • Elisabeth [1306] (Deutschordenskapelle)
  • Maria [1225 Stift, 1458 Pfarrei]

Parochial Affiliation:

Kirchspiel:

1252: Walpurgiskapelle

Seit 1269: Kapelle der Burg Karlsmund

1278: Nikolauskapelle

1292: Michaelskapelle auf dem Friedhof

1293: Deutschordenskapelle

1318: Katharinenkapelle auf dem Hof des Klosters Arnsburg

1378: Laurentiuskapelle über dem Beinhaus der Kirche

1459: Marienkapelle bei Wetzlar

1516: Garbenheim

Patronage:

1221 (Stift): Maria

1231: gemeinsames Patronat von Stift und Stadt (3 Kanoniker, 3 Schöffen)

1252: Patronat der Walpurgiskapelle bei Dechant und Scholaster des Stifts

Gemeinsames Patronat von Rat und Marienstift über den Stadtpfarrer: der katholische Stiftsdekan ordinierte den evangelischen ersten Stadtpfarrer.

Monasteries:

Beginen:

1304 stiftet Bürgerswitwe eines ihrer Häuser sechs namentlich genannten Beginen. Sie legt fest, dass weitere vier hinzuziehen sollen und auch in Zukunft 10 Beginen im Haus arbeiten sollen; vielleicht heißt Blaunonnengasse nach diesen Frauen; Auflösung in der Reformation

Diakonische Einrichtung:

1854 im Städtischen Krankenhaus arbeiten Kaiserswerther Schwestern seit seiner Einrichtung; 1886 Näh- und Flickverein für erwachsene Mädchen geleitet von Kaiserswerther Diakonissen; 1906 evangelische Flickschule für schulentlassene Mädchen geleitet durch Kreuznacher Schwestern (Hof Rechtenbach); 1911 Wetzlarer Missions-Frauenverein unter Leitung von Kaiserswerther Schwestern. 1938 müssen die Diakonissen zwangsweise das KH verlassen; seit 1953 arbeiten die Altenberger (Königsberger) Diakonissen im KH; Flender, Wetzlarer Einrichtungen zur Krankenfürsorge, Frank Rudolph, 200 Jahre Kindergarten. Wetzlars evangelische Kirchengemeinden und ihre Kindergartenarbeit 1803-2003

Conversions:

1525 Forderung an den Rat, einen evangelischen Prediger einzustellen.

1542 offizielle Einführung der lutherischen Lehre, erster evangelischer Pfarrer: Antoni [Vorname unbekannt] 1542-1563, ehemaliger Kanoniker am Stift Wetzlar.

1555 Auflösung des Franziskanerklosters (1626-31 und 1675-1826 restituiert), Marienstift blieb weiterhin bestehen.

1586 Ansiedlung wallonischer Glaubensflüchtlinge, halten reformierten Gottesdienst in französischer Sprache im Chor der ehemaligen Franziskanerkirche, ab 1690 auch Gottesdienst in deutscher Sprache erlaubt.

1690 wird den Katholiken die Mitbenutzung des Schiffs der Stiftskirche erlaubt; Niederlassungsrecht für Jesuiten.

Intermediate Church Authorities:

15. Jahrhundert: Sendbezirk im Archipresbyterat Wetzlar, Archidiakonat St. Lubentius in Dietkirchen, Erzdiözese Trier

Jews:

Judengassen werden in Jahren 1356, 1365, 1381, 1404 erwähnt

Nach der Verfolgung 1349 erneute Ansiedlung 1360 belegt.

Im 15. und 16. Jahrhundert wohnte die Mehrheit der Juden am Kornmarkt.

1428/29 wurde die örtliche Synagoge repariert, ihr Standort ist unklar. In dieser zeit Nutzung des Frankfurter Friedhofs.

Die Mehrheit der Juden war im Geld- und Pfandhandel beschäftigt.

Im 16. und 17. und bis ins 20. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt.

1385: 15-20, 1493: 5-6, 1546/47: 40-50 Juden, 1550: eine Familie (5-6 Personen), 1585: 7 Familien (35-45 Personen), 1700-1800: 18-20 Familien (ca. 100 Personen), 1810: 91, 1823: 101, 1835: 94, 1843: 86 Juden

1851: 14 jüdische Familien, 1857: 16 Steuerzahler (75 Personen), um 1880: 55 Steuerzahler, 1895: 33 Steuerzahler, 1901-1902: 28 Steuerzahler; 1905: 40, 1908: 36, 1911: 42, 1914: 45, 1919: 50 Steuerzahler in Wetzlar; 1925: 156, vor 1933: 147 Juden

Culture

Schools:

Schule am Marienstift seit der Gründung; um 1450 eine städtische Schule, deutsche Schule und Lateinschule; Ende des 16. Jahrhunderts drei konfessionelle Elementarschulen vorhanden; 1555 Städtische Lateinschule

1695 Jesuitenschule (bis 1773); 1722 Schulstatut

Grund-, Volksschulen: Freischule bis 1871; im 19. Jahrhundert Bürgerschule, Knabenschule, zwei evangelische und eine katholische Volksschule bis 1938; 1922 Pestalozzischule (Hilfs-, Förderschule); 1937 zwei weitere Volksschulen; 1954 Neubau Albert-Schweitzer-Schule

1799 Oberschule, 1809 Vereinigung mit Jesuitenschule, seit 1817 staatliches Gymnasium; 1938 Realgymnasium (Goetheschule)

1871 Höhere Töchterschule, 1911 Lyzeum, Realgymnasium für Mädchen (Lotteschule)

1872-1920 Bergvor- und Steigerschule

1846 Handwerkerschule, später Gewerbeschule, später Berufsschulen

Infirmaries:

1262 Hospital zum Hl. Geist - unetr Preußischer Herrschaft Ev. Bürgerhospital, 1939 in Städtische Verwaltung

1887 Städtisches Kinderheim

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Economy

Central Function:

Sitz des Archipresbyterats Wetzlar: Altenkirchen, Altenkirchen, Aßlar, Biskirchen, Blasbach, Bonbaden, Brandoberndorf, Dahlheim, Dillhausen, Dillheim, Dorlar, Dutenhofen, Ebersgöns, Edelsberg, Erda, Griedelbach, Großaltenstädten, Großenlinden, Hausen, Heuchelheim, Hohensolms, Kinzenbach, Kirchgöns, Kleinrechtenbach, Königsberg, Kraftsolms, Kröffelbach, Krofdorf, Krumbach, Kubach, Langgöns, Launsbach, Leun, Löhnberg, Lützelinden, Mengerskirchen, Mühlheim (Hermannstein), Münchholzhausen, Nauborn, Nenderoth, Niederalbach, Niedergirmes, Niederkleen, Niedershausen, Niederwetz, Oberbiel, Oberkleen, Oberndorf, Oberwetz, Pohlgöns, Reiskirchen, Rödgen, Schiffenberger, Schwalbach, Selters, Ulm, Vollnkirchen, Volpertshausen, Wallendorf, Weilburg, Wetzlar, Wieseck

1816 Amtssitz des Landkreises Wetzlar: Atzbach, Dorlar, Dornholzhausen, Dutenhofen, Ebersgöns, Garbenheim, Gleiberg, Großrechtenbach, Hochelheim, Hörnsheim, Kinzenbach, Kleinrechtenbach, Krofdorf, Launsbach, Lützellinden, Nauborn, Niederkleen, Niederwetz, Oberkleen, Odenhausen, Reiskirchen, Salzböden, Vetzberg, Vollnkirchen, Volpertshausen, Weidenhausen, Wetzlar und Wißmar

1822 Erweiterung des Landkreises um Ahrdt, Albshausen, Allendorf, Altenberg, Altenkirchen, Aßlar-Klein-Altenstädten, Bechlingen, Bellersdorf, Berghausen, Bermoll, Biskirchen, Bissenberg, Blasbach, Bonbaden, Braunfels, Breitenbach, Burgsolms, Daubhausen-Greifenthal, Dillheim, Dreisbach, Edingen, Ehringshausen, Erda, Greifenstein, Griedelbach, Großaltenstädten, Hohensolms, Holzhausen, Katzenfurt, Kölschhausen, Kraftsolms, Kröffelbach, Laufdorf, Leun, Mudersbach, Münchholzhausen, Neukirchen, Niederbiel, Niedergirmes, Niederlemp, Niederquembach, Oberbiel, Oberlemp, Oberndorf, Oberquembach, Oberwetz, Schwalbach, Steindorf, Stockhausen, Tiefenbach, Ulm und Werdorf

1932 Erweiterung des Landkreises um Brandoberndorf, Cleeberg, Espa, Hasselborn und Weiperfelden und Verkleinerung um Fellinghausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim a.d. Bieber und Waldgirmes sowie um Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim-Bieber und Waldgirmes

1967 Verkleinerung des Kreises um Kinzenbach

Economy:

Eisenerzeugung und-verarbeitungszentrum seit dem Mittelalter; 1262 Erwähnung des Eisenmarktes

bedeutende Wollweberei und Tuchherstellung für den überregionalen Markt (Nachweise in Regensburg, Straßburg); 1330 Erlaubnis zum Bau eines eigenen Kaufhauses mit Waage in Frankfurt; wichtiger Handelsknotenpunkt und Durchgangsort für den Ferrnhandel zwischen Niederrhein, Westfalen und Frankfurt

1370 Stadtbankrott; hohe Verschuldung, Zusammenbruch des Handels; Rückfall zu einem unbedeutenden Ackerbaustädtchen; 1693 mit dem Einzug des Reichskammergerichtes kleiner wirtschaftlicher Aufschwung

1731 Buderus Werke; seit 1870/72 Eisenverhüttung; Zementwerk, Stahlwerk

Mitte des 19. Jhdts. Aufbau von Industrieanlagen, optische und feinmechanische Werke, Elektrotechnik, Lederhandschuh- und Textilindustrie

1837 Hollmann-Werke (Landmaschinen, hydraulische Pressen u.a.)

1849 Gründung der Leitz-Werke (Mikroskope, optische Feinmeßgeräte, Prismengläser, Kameras, Projektionsapparate u.a GmbH

1852 Hensoldt und Söhne, Optische Werke A.G. (Ferngläser, Lupen, Brillen u.a.)

1876 Carolinenhütte GmbH (Stabeisen, Schrauben, Muttern, Herde, Öfen u.a.)

Weitere wichtige Betriebe: Herkuleshütte (1877); Arthur Pfeiffer (1890 Gründung - physikalisch-technische Geräte, seit 1905 Spezialfirma für Hochvakuumtechnik); Lederhandschuhfabrik Christian Krag u.a.

Market:

im Mittelalter zwei Märkte: vor Pfingsten und nach St. Gallus (16. Oktober, verliehen 1318)

References

Bibliography:

Citation
„Wetzlar, Lahn-Dill-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/ol/id/7978> (Stand: 27.5.2023)