Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Monasteries and Religious Orders

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5417 Wetzlar
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Location Code
53202309015

Marienstift Wetzlar

164 m über NN
Gemarkung Wetzlar, Gemeinde Wetzlar, Lahn-Dill-Kreis
Basic Data | History | Property | Ausstattung | References | Citation | Indices
Basic Data

Abstract:

Das Wetzlarer Kollegiatsstift wird von der Familie der Konradiner aus dem fränkischen Hochadel im 10. Jahrhundert gegründet und Maria geweiht. Die Stiftskirche wird mehrfach umgebaut und vergrößert, wird seit dem 15. Jahrhundert als Dom bezeichnet. Das Stift ist der bedeutendste Grundbesitzer in der Stadt. Gemeinsam mit der städtischen Vertretung setzt es den Pfarrer ein, der in der Marienkirche wirkt. Seit der Reformation dient sie bis heute als Simultankirche für die katholischen und protestantischen Christen der Stadt. Säkularisiert wird das Stift 1802/1803.

Orden:

Kollegiatstift

Alte Diözesanzugehörigkeit:

Kirchenprovinz Trier, Erzbistum Trier, Archidiakonat St.Lubentius in Dietkirchen

Type:

Chorherrenstift

Territorium:

  • Reichsstadt
  • 1787: Reichsstadt Wetzlar (Die Schutzherrschaft übt als Reichslehen der Landgraf von Hessen-Darmstadt aus)
  • vgl. Wetzlar

Historical Names:

Location:

Das Stift liegt im Zentrum der mittelalterlichen Stadt.

Coordinates:

Gauß-Krüger: 3464780, 5602347
UTM: 32 U 464720 5600546
WGS84: 50.555779° N, 8.501951° O

History

History:

Das Wetzlarer Kollegiatsstift existiert seit 914/915. Es ist die jüngste Stiftung der drei durch das Geschlecht der Konradiner gegründeten Lahnklöster. Über die Frühzeit gibt es nur vereinzelte schriftliche Hinweise, die urkundliche Überlieferung beginnt in der Mitte des 12.Jahrhunderts. Die Stiftskirche wird seit Beginn durch die Stadtbevölkerung mitgenutzt, der Stadtpfarrer ist bis zur Reformation 1542 ein Stiftskleriker.

Das Stift unterhält zu den Klöstern in der Stadt, den Stadthöfen anderer Orden und zu vielen Klöstern der Umgebung Verbindungen. Zur Niederlassung des Marburger Deutschen Ordens besteht eine starke Rivalität und Konkurrenz um Ländereien, Güter und die Propsteimühle. Enge Beziehungen werden zu dem Zisterzienserkloster Arnsburg bei Lich gepflegt; wechselseitig werden Schiedsrichter- und Beratungsaufgaben in Konflikten übernommen.

Im 14.Jahrhundert erlebt das Stift eine Blütezeit; zahlreiche Altarstiftungen und testamentarische Schenkungen an Ländereien vergrößern den Konventsbesitz, sodass das Stift zum größten Grundbesitzer der Stadt wird. Mit der Stadt nehmen die Konflikte um die Besteuerung der Immobilien zu.1412 regelt ein Vertrag zwischen der Stadt Wetzlar und dem Stift die weitgehende Steuerfreiheit des Klerus. Mit dem Niedergang der Stadt Wetzlar ist auch der des Stiftes verbunden.

In der Reformationszeit beklagen sich Bürger über das Verhalten der Kanoniker. 1522 erneuert Kaiser Karl V. seinen Schutzbrief für das Stift und setzt als Schutzherren den Erzbischof von Trier und den Grafen von Nassau-Weilburg ein. Die Stadt lässt Besitz und Ausstattung inventarisieren, erhält vom Stift die Pfarreinkünfte und weitere Pfründen- und Präsenzanteile zum Unterhalt einer Schule. Die Kanonikerstellen werden auf vier reduziert, auch die Anzahl der Vikariate wird verringert.

Nach der Reformation bleibt das Stift in einer protestantischen Umgebung katholisch. Es steht weiterhin unter dem Schutz des Kaisers, erlebt aber Konflikte mit den angrenzenden Territorialmächten. Schwedische und holländische Truppen plündern und berauben das Stift im Dreißigjährigen Krieg. Seit 1671 ist der Kurfürst von Trier gleichzeitig Propst des Stiftes, seit 1701 wird mit Zustimmung Kaiser Leopolds das Propsteigut in den Besitz des Fürstbischofs von Trier übernommen.

Nach der Säkularisation 1802/03 bleibt das Vermögen des Stifts aufgrund der Dotationsurkunde vom 06.08.1812 des Fürstprimas Karl Freiherr von Dalberg als Großherzog von Frankfurt im katholischen Kirchen- und Schulfonds erhalten.

Gründungsjahr:

897-1167

Gründer:

Graf Gebhard (Konradiner)

Aufhebungsjahr:

1803

Organization:

Das Stift ist ähnlich den anderen Lahnstiften aufgebaut. Die Prälaten (dazu gehören Propst, Dekan, Scholaster, Kantor und Kustos) heben sich von den Kanonikern ab. Die Pröpste, meist aus adligen Familien, verweilen selten in Wetzlar, übernehmen Aufgaben im Dienst der Könige und Kaiser und überlassen die Leitung des Stiftes dem Dekan. Ihr Einfluss als Markt- und Grundherr schwindet durch den Einsatz eines Reichsvogtes im 11. Jahrhundert und die zunehmende Selbständigkeit der Reichsstadt. Der Propst bleibt Lehnsherr und vergibt seinen Besitz eigenständig; er bestellt den Schultheißen mit Genehmigung von Dekan und Kapitel, ernennt Stadtbeamte und beschützt die Schmiedezunft.

Der Dekan hat Residenzpflicht, verwaltet das Stift und trifft wirtschaftliche Entscheidungen in Absprache mit dem Kapitel. Das Kapitel wählt den Dekan, der Trierer Erzbischof muss zustimmen. Der Aufgabenbereich des Scholasters umfasst die Erziehung und Ausbildung der jungen Scholaren und die Erhaltung der Klosterregeln. Sie stammen überwiegend aus der Umgebung von Wetzlar und Gießen. Seit 1318 gibt es nach Zustimmung des Trierer Erzbischofs einen Kantor am Stift, der für die Ausgestaltung der Gottesdienste und die Pflege der Musik zuständig ist. Der Kustos oder Thesaurar sorgt für den Kirchenschatz, die kostbaren Gewänder und Geräte für den Gottesdienst.

Die Anzahl der Kanoniker und damit die Größe des Kapitels schwanken in den Jahrhunderten zwischen sechs und fünfzehn, ebenso die Anzahl der Pfründe. Die Statuten von 1433 berichten über die Regeln für das Leben im Stift, über die religiösen Aufgaben, Präsenzpflicht, Bekleidungsordnung, die Wahl des Dekans und die Aufnahme neuer Kanoniker. Sie entstammen dem regionalen Adel, dem Patriziat der Städte, auch bürgerlichen Familien. Seit dem 11. Jahrhundert arbeiten Vikare, die die priesterliche Weihen haben, in der Seelsorge und Verwaltung an der Stiftskirche; sie kommen aus den bürgerlichen Familien der Stadt.

Pfarrrechte:

Von Beginn an Wahrnehmung der Seelsorge, 1221 Erneuerung der Inkorporation der Pfarrkirche in das Stift

Guardianships:

Maria, Salvator (897)

Archivgeschichte:

Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 3 (1351-1500), S.XIII-XXIII, Das Stiftsarchiv befindet sich heute an vier Orten: Pfarrarchiv in Wetzlar, Archiv in Braunfels, Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, Nationalmuseum in Nürnberg

Property

Property:

Der Besitz in 41 Orten lässt sich aus zahlreichen Kopiaren des Mittelalters und einem 1531 erstellten Register der Stiftsurkunden erschließen. Das Stift ist der größte Grundherr innerhalb der Mauer und der Feldmark der Stadt. Stadt- und Stiftsentwicklung sind eng miteinander verknüpft. In Stiftsurkunden zu Zinsminderungen und Grundstückspfändungen zeigt sich die Verarmung der Stadt im 14.Jahrhundert.

Der Besitz zerfällt in Propsteigut, Kapitelgut, Besitz der Präsenz, der Vikariate, der Baufabrik und den Kirchenschatz. Der Grundbesitz liegt in einem Umkreis von 60 km zum Stift.

Albshausen, Atzbach, Bermoll, Biel, Blasbach, Bomberg, Braubach am Rhein, Büblingshausen, Bürgeln, Cölbe, Dorlar, Garbenheim, Germshausen, Giessen, Großen-Linden, Griedel, Haustädten, Hörnsheim, Holzhausen, Holzheim, Immenhausen, Inheiden, Kinzenbach, Königsberg, Lang-Göns, Leun, Lindelbach, Lützellinden, Mühlheim(Hermannstein), Nauborn, Naunheim, Nieder-Bessingen, Niedergirmes, Obermörlen, Oberquembach, Oberrechtenbach, Oberwetz, Osterspai am Rhein, Pohl-Göns, Rechtenbach, Selters, Steindorf, Waldgirmes, Wanendorf, Werdorf, Wetzlar, Wetzlar-Silhofen

Abhängigkeitsverhältnis:

Der Kaiser ernennt den Propst, tritt als Schutz- und Schirmherr auf.

Ortsnachweise:

Allendorf a.d. Lahn, Betziesdorf, Bracht, Holzheim, Kleinlinden, Kroppach, Lang-Göns, Langsdorf, Nieder-Bessingen, Reiskirchen, Selters, Weigandshausen

Ausstattung

Gebäude:

Im sogenannten Wetzlarer Dom, der Stiftskirche mit 29 Altären, stehen verschiedene Stilepochen nebeneinander, die unterschiedliche Bauabschnitte prägen. Da die Kirche durch die Stadtbevölkerung mitbenutzt wird, werden die Hälfte der Einkünfte aus den Spenden für Bau und Ausstattung verwendet. 897 wird der Gründungsbau, eine kreuzförmige einschiffige Anlage, eingeweiht und seit dem 11. Jahrhundert erweitert, verändert und in Teilen neu errichtet.

Seit der Reformation 1542 in der Stadt wird der Dom von beiden Konfessionen genutzt, was zu zahlreichen Konflikten in der Nutzung, der Ausgestaltung, der Zuständigkeit für Renovierungsarbeiten führt. 1957 wird mit einem Vertrag endgültig die gemeinsame Nutzung geregelt.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen (Dom, Ehemalige Stiftskirche St. Marien)

References

Arcinsys Hessen:

Printed Sources:

Bibliography:

Germania Sacra-ID:

3422

GND-ID:

4329461-3

Citation
„Marienstift Wetzlar, Gemeinde Wetzlar“, in: Klöster <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/kl/id/10692> (Stand: 27.1.2021)
Indices

Keywords: