Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian Biography

Hessen-Darmstadt, Georg I. Landgraf von [ID = 5744]

* 10.9.1547 Kassel, † 7.2.1596 Darmstadt, Begräbnisort: Darmstadt Stadtkirche
Other Names | Activity | Family Members | References | Life | Citation
Other Names

Other Names:

  • Hessen, Georg „der Fromme“ Landgraf von
Activity

Career:

  • seit 1567 regierender Landgraf zu Darmstadt
  • begraben in der Stadtkirche in Darmstadt im Hintergewölbe der Ludwigsgruft am 29.3.1596

Role:

  • Hessen-Darmstadt, Landgrafschaft, Landgraf, 1567-1596
Family Members

Father:

Hessen, Philipp Landgraf von, * Marburg 13.11.1504, † Kassel 31.3.1567

Mother:

Sachsen, Christina Herzogin von, * Dresden 25.12.1505, † Kassel 15.4.1549

Partner(s):

Relatives:

References

Bibliography:

Image Source:

A. Lucas, Landgraf-Georg-I.-von-Hessen-Darmstadt, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Life

Als Landgräfin Christine ihr sechstes Kind Georg zur Welt brachte, befand sich Vater Philipp bereits seit drei Monaten in kaiserlicher Gefangenschaft. Mit dem Tod Christines anderthalb Jahre später fiel die Verantwortung dem selbst kaum 17-jährigen Bruder Wilhelm zu, der den Kleinen an den Dresdner Kurfürstenhof zur älteren Schwester Agnes schickte, bis Landgraf Philipp aus der Haft zurückkehrte. Um eine Erziehung fern des Hoftrubels zu ermöglichen, wurde Georg 1556 unter Aufsicht des Hofmeisters Guntram Schenck zu Schweinsberg mit einigen gleichaltrigen Söhnen aus der Ritterschaft in der Festung Ziegenhain, dann ab 1561 am Pädagog und an der Universität in Marburg unterrichtet. Schon Landgraf Philipps Testaments-Änderung von 1560 hatte dem jüngsten Sohn die Obergrafschaft Katzenelnbogen mit Darmstadt zugedacht. Doch in den Jahren, ehe die Teilung Hessens mit Philipps Tod 1567 und dem nachfolgenden „Brüdervertrag“ wirksam wurde, kümmerte sich der dann mit Oberhessen bedachte Bruder Ludwig als Statthalter in Darmstadt um die Sanierung der vom Schmalkaldischen Krieg geschädigten Stadt, um die Instandsetzung des jahrelang wüst liegenden Schlosses, den Neubau des Rathauses wie die Anlage des „Großen Woog“ für Fischzucht und Wasserversorgung.

Der bei Übernahme der Regierung 1567 kaum 20-jährige Georg konnte an die von Bruder Ludwig eingeleiteten Reformen anknüpfen, zu denen auch die erneuerte Handwerksordnung von 1565 gehörte. Zur Heimführung der neuen Landesherrin Gräfin Magdalena zur Lippe 1572 waren die ersten Bauabschnitte am Darmstädter Residenzschloss, am als Witwensitz vorgesehenen Schloss Lichtenberg wie am neu erworbenen Jagdschloss Kranichstein bereits abgeschlossen. Nach den zweifelhaften Erfolgen der politischen Ambitionen des Vaters hatte für Landgraf Georg – wie beim „ökonomischen Staat“ des älteren Bruders Wilhelm in Kassel – Vorrang die Verbesserung von Verwaltung und Wirtschaft des Landes. Für die Neuordnung von Justiz und Behördenaufbau kam mit Oberamtmann Johann Milchling von Schönstadt und Kanzler Johann Fischer auch personelle Unterstützung aus Kassel und Marburg. Nachhaltig waren die wirtschaftlichen Reformen: die bereits unter Bruder Ludwig angelaufene Verbesserung von Landwirtschaft, Wasserversorgung und Teichwirtschaft, die Aufforstung der vernachlässigten Laubwälder mit Nadelbäumen bis hin zum Ansatz der aus Tecklenburg eingeführten Karnickel in den Sanddünen Bessungens, die den Bewohnern den Spitznamen „Lappings“ einbrachten, und der Seidenraupenzucht, auf die Georg bei einer Italienreise 1569 gestoßen war. Als militärische Aktion wäre allenfalls die rasche Liquidation der störenden Mitherrschaft der Diezer Halbbrüder mit der Aushebung Graf Christoph Ernsts auf Burg Ulrichstein im Sommer 1570 zu nennen. Meinungsverschiedenheiten mit dem brüderlichen Mentor in Kassel gab es hinsichtlich der in Georgs „peinlicher Gerichtsordnung“ von 1575 verankerten Hexenverfolgung. Sein Beiname „der Fromme“ bezieht sich wohl eher auf das klare Festhalten an der reinen lutherischen Lehre, wie sie von Bruder Ludwig in Marburg vertreten wurde. Als Georgs Frau Magdalene 1587 nach der Geburt des zehnten Kindes, erst 35-jährig verstarb – ihr zu Ehren wurde das imponierende Epitaph des Kasseler Bildhauers Peter von Osten in der Darmstädter Stadtkirche errichtet, vermittelte die Marburger Schwägerin Hedwig die Zweitehe Georgs mit ihrer ebenfalls verwitweten jüngeren Schwester Eleonore, die den landgräflichen Eheherrn um mehr als zwei Jahrzehnte überleben sollte.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 267-269)

Citation
„Hessen-Darmstadt, Georg I. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/118690493> (Stand: 28.11.2023)