Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Johannes Struckmann, Mobilmachung und erste Kriegswochen des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 aus Hanau

Abschnitt 2: Mobilmachungsmaßnahmen des Ulanen-Regiments

[58-59]
Deutschland machte sich bereit zum Verteidigungskampf um seine Freiheit und sein Leben gegen eine Welt von Feinden, die in ihrer Übermacht glaubten, beides in schnellem Waffengange vernichten zu können. Alle Nervosität der schwülen, politischen Spannung der letzten Tage war verschwunden. Klar und zielbewußt ging das Regiment an seine Mobilmachung, die sich hier wie in der ganzen Armee reibungslos wie ein Uhrwerk vollzog. Der 2. August war der erste Mobilmachungstag.
Die 4. Eskadron wurde aufgelöst und blieb mit einem Stamm alter Leute und den jüngsten Remonten1 als Ersatzeskadron in Hanau zurück. Mannschaften und Pferde wurden auf die anderen 4 Eskadrons verteilt. Die 5. Eskadron erhielt die Bezeichnung 4. Feldeskadron. Nur ungern blieben die zur Ersatzeskadron eingeteilten Ulanen in der Garnison zurück. Gar manchem glückte es noch, in die Reihen der Feldeskadron eingegliedert zu werden. Zu groß war die Begeisterung und die vollkommene Hingabe des deutschen Volkes an den vaterländischen Gedanken.
Die nahe Hanau gelegene Pulverfabrik2 veranlaßte einen verschärften Wachtdienst, zu welchem auch das Regiment in den ersten Mobilmachungstagen herangezogen wurde. Am 6. August, dem 5. Mobilmachungstage, waren alle Arbeiten beendet. Die Reservisten und Ersatzpferde waren eingestellt. Ein Exerzieren des kriegsstarken Regiments erwies dessen volle Beweglichkeit.
An weiteren Kriegsformationen wurden beim Ulanen-Regt. Nr. 6 in den ersten Augusttagen aufgestellt:
1. Reserve-Dragoner-Regt. Nr. 4, das die Uniform ohne den Namenszug des 2. großherzoglich-hessischen Leib-Dragoner-Regts. Nr. 24 trug. Es wurde als Divisionskavallerie der 25. Res.-Div. zugeteilt und rückte am 8. August zum XVIII. Res.-Korps (4. Armee) ins Feld.
2.1. Landwehr-Eskadron des XVIII. Armeekorps. Die Eskadron trug die Ulanka des Regiments. Ihre Mannschaft bestand fast zur Hälfte aus alten 6er Ulanen. Sie wurde nach drei Wochen Ausbildung in Igstadt bei Wiesbaden, in welcher Zeit sie zur Besatzungstruppe von Mainz gehörte, am 30. August nach Belgien (Namur) abtransportiert. In Belgien fand sie Verwendung als Besatzungstruppe im Grenzschutz gegen Holland, im Bahnschutz und im Überwachungsdienst. [S. 59]
3. 2. Landsturm-Eskadron des XVIII. A.-K., die am 28. Dezember 1914 wieder aufgelöst wurde. Ihre Unteroffiziere und Mannschaften wurden dann der Train-Ersatz-Abteilung des XVIII. A.-K. überwiesen.
4. 4 Fuhrparkkolonnen.


  1. Remonten sind junge, in der Ausbildung befindliche Pferde.
  2. Die 1871 in Wolfgang bei Hanau gegründete Königlich-Preußische Pulverfabrik Hanau.

Persons: Struckmann, Johannes
Places: Hanau · Wolfgang, Pulverfabrik43501407010 · Mainz · Igstadt · Wiesbaden · Belgien · Namur · Niederlande
Keywords: Mobilmachung · Eskadrons · Remonten · Ersatzeskadrons · Feldeskadrons · Ulanen · Thüringisches Ulanen-Regiment Nr. 6 · Ulanen-Regiment Nr. 6
Recommended Citation: „Johannes Struckmann, Mobilmachung und erste Kriegswochen des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 aus Hanau, Abschnitt 2: Mobilmachungsmaßnahmen des Ulanen-Regiments“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/91-2> (aufgerufen am 27.04.2024)