Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Albert Schorn, Kriegs-Chronik der Stadt Camberg, 1914-1921

Abschnitt 12: Metall- und Goldsammlung, Petroleumkarten, Weihnachten 1916

[23] Gegen Ende des Jahres begann die Beschlagnahme von Kupfer, Zinn und Messing, die jedoch erst im folgenden Kriegsjahr entschieden durchgeführt wurde. Dagegen drangen die Behörden schon jetzt mit größtem Nachdruck auf die freiwillige Ablieferung der Goldstücke. Am 18. August wandte sich der Bürgermeister mit folgender Bekanntmachung an die Bürgerschaft: „Es ist mir bekannt geworden, daß auch in hiesiger Stadt ängstliche Seelen entgegen den vielen Mahnungen, Goldgeld im vaterländischen Interesse den Reichskassen zuzuführen, größere Mengen davon zurückhalten. Der Besitz von Goldgeld hätte für den Betreffenden im Gegensatz zu Papiergeld nur größeren Wert im Falle einer feindlichen Besetzung des Landes, und an diese glaubt doch wohl heute der stärkste Pessimist nicht mehr. Diese Aengstlichkeit ist Verrat am Vaterlande, und ich werde mir zur Abhilfe wohl demnächst erlauben müssen, die Betreffenden mit Namen in der Oeffentlichkeit zu kennzeichnen. Darum Gold heraus und des Kaisers Papier getraut!"

Am 20. Dezember wurden die ersten Petroleumkarten ausgegeben.

Am 22. Dezember veranstaltete die Stadt für 350 Kriegerkinder wieder eine Weihnachtsbescherung. Dieses Mal reichte der Rathaussaal nicht mehr aus, und es mußten zwei ineinander- gehende Schulsäle genommen werden. Auch die Verwundeten des Lieberschen Hospitals feierten, 38 an Zahl, in einem von den barmherzigen Schwestern festlich geschmückten Raume ihren Weihnachtsabend.


Recommended Citation: „Albert Schorn, Kriegs-Chronik der Stadt Camberg, 1914-1921, Abschnitt 12: Metall- und Goldsammlung, Petroleumkarten, Weihnachten 1916“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/34-12> (aufgerufen am 02.05.2024)