Hessian World War I Primary Sources

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↑ Albert Schorn, Kriegs-Chronik der Stadt Camberg, 1914-1921

Abschnitt 11: Kriegsverlauf, Musterung älterer Jahrgänge, Kriegsgefangene

◀ [19-23] Trotz aller Leiden und Beschwerden nahm die Bevölkerung an dem Verlauf des Krieges innigsten Anteil. Die großen Siege über die Russen wurden jedesmal mit feierlichem Glockengeläute verkündet. Auf vier Aushängetafeln, die an verschiedenen Stellen der Stadt angebracht waren, wurden die neuesten Telegramme und Extrablätter angeschlagen. In allen Wirtschaften und in mehreren Schaufenstern waren Kriegskarten ausgehängt, auf denen Alt und Jung den Fortgang der Kämpfe verfolgte.

Die Reihen der wehrfähigen Männer in der Heimat begannen sich mehr und mehr zu lichten. Anfang Februar fand in Limburg die Musterung und Aushebung des ungedienten Landsturms der Jahrgänge 1875 bis 1884 statt; im Mai folgten die 40 bis 45jährigen und im September alle die, welche ehedem als dauernd unbrauchbar bezeichnet worden waren.

Am 15. Mai trafen die ersten französischen Kriegsgefangenen in Stärke von 90 Mann hier ein. Sie wurden im Saale des Bayrischen Hofes untergebracht. Von dort marschierten sie jeden Morgen in geschlossenem Zuge in den Wald zum Loheschälen. [S. 20]

Einige von ihnen wurden auch zu anderen städtischen Arbeiten oder zur Unterstützung der Landwirte gebraucht. Sie wurden von ihren Arbeitgebern beköstigt, doch mußten sie des Nachts in ihr Massenquartier. Auch russische Gefangene kamen in unsere Stadt und fanden im Saalbau Gläßner ihr Heim. Sie dienten ausschließlich als Feldarbeiter. Die Franzosen gingen in der ersten Zeit jeden Sonntag fast geschloffen unter Führung ihres Wachthabenden zur Kirche. Später ging keiner mehr hinein. Die Russen waren sehr fromm. Sie verrichteten jeden Tag ihr Morgen- und Abendgebet, das sie stehend sangen. ▶