Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918

Abschnitt 4: Furcht vor Spionen und Sabotage an Eisenbahnanlagen

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Spionengefahr

Schon gleich in den ersten Mobilmachungstagen war in unserer Stadt eine große Spionengefahr. Meistens waren es Russen, die das Spionagehandwerk trieben. Jeden Tag konnte man in der Zeitung lesen: „Spion gefangen genommen“. Die Polizei mußte deshalb auf der Hut sein, damit kein Spion seine Pläne ausführen konnte. Besonders waren die Bahnhöfe gut bewacht. Jeder Reisende mußte sich deshalb mit genügenden Ausweis versehen; denn jeder Polizeibeamte hatte das Recht, einen ihm verdächtigen anzuhalten. Es war auch den Soldaten auf strengste verboten, auf Bahnhöfe und in den Zügen Gespräche, die auf den Krieg bezug haben, zu führen; denn es ist nicht selten vorgekommen, daß durch solche Gespräche die Soldaten Stellungen oder Truppenverschiebungen verratten haben. Aus diesem Grund ist in jedem Eisenbahnwagen ein Plakat ausgehängt mit den Worten: „Vorsicht Spionengefahr“ oder „Soldaten Vorsicht bei Gesprächen, Spionengefahr“.

Damit nun keine Brücken und Tunnel gesprengt werden konnten, mußten diese bewacht werden. Dies geschah teils durch Landsturm, teils aber auch durch die Bürgerwehren, die in den einzelnen Orten aufgeboten wurden. Besonders wurden die Strecken, Tunnel und Brücken bewacht, auf denen der Verkehr mit den Kriegsschauplätzen stattfand. So ist es denn auch gelungen, daß die Spione keinen großen Schaden angerichtet haben.


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Persons: Wiedemann, Klaus
Places: Kassel
Keywords: Spionenfurcht · Spionage · Polizei · Bahnhöfe · Sabotage · Bürgerwehren
Recommended Citation: „Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918, Abschnitt 4: Furcht vor Spionen und Sabotage an Eisenbahnanlagen“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/13-4> (aufgerufen am 29.03.2024)