Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Kriegsgedichte in der Zeitung für das Dillthal, Juli / August 1914

Abschnitt 1: Gottlieb, Weltlage (Gedicht)

Weltlage.

Das uns Nächste, das uns Fernste
Stellt euch still und sachlich vor.
Seid gefaßt auf alles Ernste —
Doch verliert nicht den Humor.

Wird der Himmel morgen heiter,
Freut euch dessen nach dem Krach —
Aber geht die Spannung weiter,
Seid gerüstet und seid wach.

Wird ein Krieg die Welt bewegen
Schrecklich, wie noch keiner war?
Was dafür spricht, was dagegen,
Macht euch ohne Pathos klar.

Deutschland hält sein Steuerruder
Fest, wenn ein Gewitter droht —
Und es hilft dem Freund und Bruder
lieber Fährlichkeit und Not.

Wird der Himmel morgen heiter,
Freut euch dessen nach dem Krach;
Aber geht die Spannung weiter,
Seid gerüstet und seid wach.

Gottlieb im „Tag".


[Veröffentlicht in der Zeitung für das Dillthal,30. Juli 1914]

Erläuterungen:

Der Autorenname "Gottlieb" ist ein Sammelpseudonym, unter dem der Schriftsteller und Theaterkritiker Alfred Kerr (1867-1948) zu Beginn des Ersten Weltkriegs Gedichte nationalistischen und militaristischen Inhalts gegen die Entente-Mächte schrieb, die in der von August Scherl (1849-1921) herausgegebenen Zeitung "Der Tag" erstveröffentlicht wurden.


Persons: Gottlieb (Pseudonym) · Kerr, Alfred · Scherl, August
Keywords: Kriegsgedichte · Zeitung für das Dillthal · Schriftsteller · Theaterkritiker · Der Tag (Zeitung)
Recommended Citation: „Kriegsgedichte in der Zeitung für das Dillthal, Juli / August 1914, Abschnitt 1: Gottlieb, Weltlage (Gedicht)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/117-1> (aufgerufen am 24.04.2024)