Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Kriegsnotizen des Soldaten August Rompf aus Dillenburg, 1914

Abschnitt 4: Schwere Verluste in Kämpfen bei Roeselare

[47-48] Schon gleich im Morgengrauen werden wir wieder beschossen. Die feindliche Infanterie liegt teilweise sehr nahe in einem Haus und schießt mit großem Erfolg.

Herr Hauptmann von Knobelsdorf fällt auf dem Wege vom ersten zum zweiten Schützengraben. Von 3 Jägern die ihm zur Hilfe eilen fällt einer und einer wird verwundet, der 3. entrinnt. Etwas später fällt die feindliche Artillerie ein und bringt uns durch Granatfeuer schwere Verluste bei. Ein Teil unserer Jäger ergibt sich dem Feinde. Dieses war unser größter Schmerz.

Als noch viele zwischen Ergeben und Flucht schwankten, kam uns Gott sei Dank unsere Artillerie zu Hilfe. Da wurden wir von neuem Mut beseelt und trotz aller Verluste wurde wieder weiter geschossen.

Bis nachmittags etwa um 4 Uhr ging es gut, doch da kam wieder die feindl. Artillerie und wir hatten wieder starke Verluste. Herr Leutnant von Trott fällt durch einen Kopfschuß.

Nun kommt für uns der Befehl zum Rückzug. Dabei wird unser Adjutant in meiner nächsten Nähe durch einen Granatsplitter am linken Oberschenkel verwundet. Einige Kameraden legen ihm einen Notverband an und dann tragen wir ihn mit 4 Mann zurück. Dann suche ich nach Helmuth den ich aus den Augen verloren hatte, doch kann ich ihn nicht mehr finden, da es bald dunkel wird. In unsere Schützenlinie kann ich auch nicht mehr kommen und so geht ich denn mit Kamerad Endemann zur Verbandsstelle woselbst ich die Nacht von Montag auf Dienstag verbringe.

Am nächsten Morgen, also 27.10., suche ich lange vergebens nach meinen Kameraden. Überall wird mir gesagt, daß sich die Jäger bei der Bagage sammelten. Schließlich treffe ich noch 5 Kameraden und wir 6 Mann suchen nun die Bagage. Nachmittags etwa um 5 Uhr gelangen wir totmüde bei Roulers1 bei der Hauptbagage an. Hier werden wir sehr freundlich aufgenommen und können nun mal wieder tüchtig essen. Wir mußten natürlich viel von unseren jüngsten Erlebnissen erzählen. Nachts schlafen wir einigermaßen gut.

Am 28.10. morgens sehr kaputt. Doch nachdem ich mal einen sehr guten Kaffee getrunken und mich mal gewaschen habe, fühle ich mich wieder so ziemlich wohl. Mittagessen eine gute Suppe mit Schweinefleisch. Nachmittags 4 Uhr Kaffeetrinken. Am besten schmeckt mir ein schönes Butterbrot, da der Magen nicht mehr so recht an warmes Essen gewöhnt ist. Als wir noch am Kaffee trinken sind kommt Bescheid, daß wir uns bei der Gefechtsbagage zu sammeln hätten. Wir waren froh, daß wir nun endlich wieder mit mehreren Kameraden zusammentreffen sollten. Bei der Gefechtsbagage höre ich endlich, daß Karl Cornelius leicht verwundet sei. Von der Gefechtsbagage geht es noch am Abend weiter und zwar wieder in einen Schützengraben. Hier treffe ich Herrn Feldwebel Reinhardt wieder und verbringe neben ihm die Nacht.


  1. Roeselare, Stadt nordöstlich Ypern, Westflandern.

Persons: Cornelius, Karl · Reinhardt, Feldwebel · Knobelsdorf, von, Hauptmann · Trott, von, Leutnant · Endemann · Rompf, August
Places: Roeselare
Keywords: Infanterie · Schützengraben · Jäger-Bataillon Nr. 11 · Artillerie · Granaten · Gefallene · Gefangennahme · Verwundete · Bagage · Kapitulation
Recommended Citation: „Kriegsnotizen des Soldaten August Rompf aus Dillenburg, 1914, Abschnitt 4: Schwere Verluste in Kämpfen bei Roeselare“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/11-4> (aufgerufen am 20.04.2024)