Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessian World War I Primary Sources

↑ Kriegsnotizen des Soldaten August Rompf aus Dillenburg, 1914

Abschnitt 2: Erste heftige Gefechte bei Moorslede

[45-46] 20.10., von morgens 7.30 abmarschbereit halten. Bis jetzt 8.30 Uhr ist noch nichts vom Gefecht zu hören, doch werden wir wahrscheinlich heute noch an den Feind kommen. 9 Uhr Abmarsch von Moorsiede1. Nach 1 ½ Stunden Marsch um 10 ¼ Uhr schlugen die ersten feindlichen Granaten 30 m rechts von uns ein, aber ohne uns zu schädigen. Wir liegen 10 ½ Uhr in Deckung und warten auf das Signal zum Vorgehen. Andauernd heftiger Kanonendonner. Gott wird mit uns sein.

21.10., 7 Uhr morgens: Gott war mit uns. Gestern tobte eine fürchterliche Schlacht woran unser Batl. den ganzen Tag über beteiligt war. Unsere Komp. ist nur eine kurze Pause (¾ Std.) außer Feuer gewesen.

Als gestern Morgen kurz vor 11 Uhr der Befehl zum Vorgehen kam, war unsere Komp. die erste welche vorging. Ganz schwache Schützenlinie ging voraus. Die Komp. folgte in Kompaniekolonne. Der erste Zug, wobei ich bin, am weitesten rechts. Während des Vorgehens werden wir von Artillerie beschossen, jedoch ohne Wirkung. Etwa nach einer halben Stunde bekamen wir das erste Infanteriefeuer. Die erste Kugel ging dicht über mir hinweg. Danach schwärmte unsere Komp. aus und schon nach einigen Minuten haben wir die ersten Verwundeten. Während wir stark von Infant. beschossen werden schlagen dicht hinter uns dauernd feindliche Granaten ein. Gewehrkugeln des Feindes gehen meist zu hoch. Gegen 2 Uhr gehen wir weiter vor zur Verfolgung des Feindes. Nach einer kurzen Pause geht es weiter (nachdem wir Patronen empfangen hatten). Kurze Zeit nachdem bekommen wir aus einem Gehöft rechts von uns wieder Feuer. Wir erreichen einen Wald der heftig von feindl. Infanterie beschossen wurde, doch sind unsere Verluste nicht sehr stark. Jedoch die 3. Komp. liegt vor uns im Schützengraben und hat schwere Verluste. Nach Einbruch der Dunkelheit geht unsere Kompanie hinter ein Haus in einem nahegelegenen Dorf. Die Nacht hindurch wird geschossen. Eine schreckliche Nacht. Keiner wußte wer schoß und weshalb geschossen wurde. [S. 46]

Helmuth Schreiner und ich schlafen eine kurze Zeit in einem Holz- und Kohlenschuppen. Später noch einmal auf einem Lokus. Wie glücklich waren wir über diesen Aufenthaltsort. Morgens etwa um 5 Uhr beziehen wir einen dichten Wald. Kaum sind wir in demselben werden wir auch schon wieder beschossen. Ein schrecklicher Zustand. Den ganzen Tag bis abends 7 Uhr liegen wir im Wald. Von morgens 7-12 Uhr habe ich im Wasser gelegen. Vor uns haben die Engländer Häuser besetzt. Wir dürfen nicht schießen da unsere Infanterie vor uns liegt. Im Laufe des Tages fallen in meiner nächsten Nähe 2 Kameraden. Abends um 7 Uhr rückt die Kompanie aus dem Wald und übernachtet in einer nassen Wiese ohne Zelte.

22.10., vormittags noch ohne Befehle. Mittags 12 Uhr, wir liegen in einem Walde, kommt Herr Oberstleutnant zu uns und spricht der Kompanie seine Anerkennung aus und teilt die Zahl der Verluste des Batl. mit: 31 Tote, 85 Verwundete und 69 Vermißte. Nachmittags 1 Uhr Abmarsch nach dem rechten Flügel unserer Division.

Abends beziehen wir in der Nähe eines Gehöftes Schützengräben, aber nur zum Schlafen. Die Gräben sind sehr schwer auszuheben da der Boden hart ist. Etwa um 10 Uhr abends kommen wir hier zur Ruhe.


  1. Moorslede, Ort zwischen Roeselare und Ypern.

Persons: Schreiner, Helmuth · Rompf, August
Places: Moorslede
Keywords: Märsche · Kanonendonner · Schützenlinien · Artillerie · Verwundete · Gefallene · Schützengräben · Vermisste · Infanterie · Munition · Granaten
Recommended Citation: „Kriegsnotizen des Soldaten August Rompf aus Dillenburg, 1914, Abschnitt 2: Erste heftige Gefechte bei Moorslede“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/qhg/id/11-2> (aufgerufen am 28.03.2024)