Synagogen in Hessen
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 71. Amöneburg
Großherzogtum Hessen 1823-1850 (Übersichtskarte mit handschriftlichen Ergänzungen) – 8. Alsfeld
Niederklein
- Gemeinde Stadtallendorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf — Von Susanne Gerschlauer
- Basic Data ↑
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Juden belegt seit
1659
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Location
35260 Stadtallendorf, Stadtteil Niederklein, An der Hauptstraße 27 | → Lage anzeigen
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Rabbinat
Oberhessen
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preserved
nein
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Jahr des Verlusts
ca. 1950
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Art des Verlusts
Abbruch
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Gedenktafel vorhanden
nein
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Weitere Informationen zum Standort
- History ↑
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Bis zum ersten Drittel des 16. Jahrhunderts hatte die um 780 erstmals urkundlich erwähnte Siedlung verschiedene Ortsherren, unter anderem die Herren von Glene oder von Gleen, die von Rau von Holzhausen und die Schencken von Schweinsberg.1 Seit 1525 bis zur Säkularisation 1802/03 war der Ort unter der Herrschaft des Erzbistums Mainz. Anschließend lag die Verwaltungshoheit beim späteren Kurhessen, bevor 1866 das Königreich Preußen den Besitz übernahm.
Im Jahr 1659 und 1685 wohnte je eine jüdische Familie in Niederklein. Während des 18. Jahrhunderts lebten vermutlich durchschnittlich nicht mehr als zwei jüdische Familien im Ort. Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl von 16 Personen (1802) auf 63 im Jahr 1861, sank aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf 21 (1925).2 Niederklein war bis um 1918 an die Synagogengemeinde Schweinsberg angeschlossen. Danach wechselte die Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde Allendorf.3 Die jüdischen Niederkleiner lebten überwiegend vom Viehhandel, es gab aber auch Metzger, Spezerei- und Eisenwarenhändler und einen Schuster.4
Von den fünf jüdischen Niederkleinern, die 1939 noch hier wohnten, wurden alle bis 1942 verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie ermordet wurden.5
- Betsaal / Synagoge ↑
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Um 1835 besaß die Judenschaft von Niederklein eine eigene Synagoge bzw. einen Betraum, der sie vom Besuch der Gottesdienste im benachbarten Schweinsberg teilweise unabhängig machte. Über Ortslage und Ausstattung ist bisher nichts bekannt.
Nachweisbar ist ein weiterer Betraum um 1874.6 Dieser hatte eine Grundfläche von rund 29 Quadratmetern und lag in einem eingeschossigen Hinterhaus, das an der Nordseite des Wohnhauses von Moses Stern, Hausnummer 57 angebaut war. Als die Familie Stern ihr Eigentum verkaufte, endete die Nutzung dieses Betraumes.7 Details zur Ausstattung sind nicht bekannt.
- Weitere Einrichtungen ↑
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Mikwe
Ein Nachweis über ein rituelles Tauchbad stammt aus dem Jahr 1825. Es soll in einem tiefen gewölbten Keller des Hauses von Isaak Stern, Hausnummer 57 1/2, gelegen haben.8
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Schule
Seit 1835 benutzten die Niederkleiner Juden einen eigenen Schulraum, der vermutlich ebenso als Raum für Gemeindeversammlungen nutzbar war. In demselben Gebäude fanden die Gottesdienste statt, sofern nicht die Gottesdienste und Versammlungen im Hauptort Schweinsberg bzw. Stadtallendorf besucht wurden.9
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Cemetery
Bis 1920 begruben die Niederkleiner Juden ihre Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof im etwa 12 Kilometer nördlich entfernt liegenden Hatzbach. Die erste Beerdigung auf dem seit 1918 neu angelegten, näher gelegenen jüdischen Friedhof im etwa vier Kilometer nördlich entfernt gelegenen Stadtallendorf fand im Dezember 1920 statt.10
→ Hatzbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
→ Stadtallendorf, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen - References ↑
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Weblinks
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Sources
- Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (HHStAW):
- HHStAW Best. 365, Nr. 28: Sterberegister der Juden von Stadtallendorf (enth. Niederklein), 1851–1934
- HHStAW Best. 365, Nr. 659: Trauregister der Juden von Niederklein (Stadtallendorf), 1823–1872
- HHStAW Best. 365, Nr. 777: Trauregister der Juden von Schweinsberg, 1852-1889 (enth. Hinweis auf einen Brand in Schweinsberg im Oktober 1872, bei dem die Synagogenbücher der jüdischen Gemeinden Schweinsberg und Niederklein verbrannt sind
- Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM):
- Best. 19, Nr. h 547: Trennung der Synagogengemeinde Niederklein vom seitherigen Gemeindeverbande Schweinsberg in Bezug auf den Rechnungshaushalt, 1863
- Best. 19, Nr. h 554: Älteste der Synagogengemeinde Niederklein, 1862
- Best. 19, Nr. h 1014: Errichtung einer öffentlichen israelitische Schule zu Schweinsberg mit Niederklein Bd. 1, 1835–1864
- HStAM Best. 180 Marburg, Nr. 4837: Unterhaltung israelitischer Kultstätten im Kreis, 1922-1946
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Bibliography
- Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang. Untergang. Neubeginn, 2 Bde. Frankfurt a.M. 1971/1972, hier: Band 2, S. 137-138
- Gerschlauer, Susanne / Klein, Ulrich: Die ehemaligen Synagogen im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Marburg 1999
- Schneider, Alfred: Die jüdischen Familien im ehemaligen Kreise Kirchhain. Beiträge zur Geschichte und Genealogie des heutigen Landkreises Marburg-Biedenkopf in Hessen. Amöneburg 2006
- Indices ↑
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Persons
Glene, Herren von · Gleen, Herren von · Rau von Holzhausen, Herren von · Schencken von Schweinsberg · Stern, Moses · Stern, Isaak
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Places
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Sachbegriffe Geschichte
Erzbistum Mainz · Kurhessen · Königreich Preußen · Konzentrationslager
- Fußnoten ↑
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- A. Schneider, Kirchhain, S. 315 ↑
- A. Schneider, Kirchhain, S. 315 f. ↑
- A. Schneider, Kirchhain, S. 318; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 27 ↑
- A. Schneider, S. 317 ↑
- A. Schneider, S. 319 ↑
- Es könnte sich auch um den im Jahr 1835 belegten Betraum handeln. ↑
- A. Schneider, S. 318 ↑
- A. Schneider, S. 316 ↑
- A. Schneider, S. 318 ↑
- A. Schneider, S. 318 ↑
- Recommended Citation ↑
- „Niederklein (Landkreis Marburg-Biedenkopf)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/166> (Stand: 23.7.2022)