Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Synagogen in Hessen

Niederklein Karten-Symbol

Gemeinde Stadtallendorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf — Von Susanne Gerschlauer
Basic Data | History | Betsaal / Synagoge | Weitere Einrichtungen | References | Indices | Recommended Citation
Basic Data

Juden belegt seit

1659

Location

35260 Stadtallendorf, Stadtteil Niederklein, An der Hauptstraße 27 | → Lage anzeigen

Rabbinat

Oberhessen

preserved

nein

Jahr des Verlusts

ca. 1950

Art des Verlusts

Abbruch

Gedenktafel vorhanden

nein

Weitere Informationen zum Standort

Historical Gazetteer

History

Bis zum ersten Drittel des 16. Jahrhunderts hatte die um 780 erstmals urkundlich erwähnte Siedlung verschiedene Ortsherren, unter anderem die Herren von Glene oder von Gleen, die von Rau von Holzhausen und die Schencken von Schweinsberg.1 Seit 1525 bis zur Säkularisation 1802/03 war der Ort unter der Herrschaft des Erzbistums Mainz. Anschließend lag die Verwaltungshoheit beim späteren Kurhessen, bevor 1866 das Königreich Preußen den Besitz übernahm.

Im Jahr 1659 und 1685 wohnte je eine jüdische Familie in Niederklein. Während des 18. Jahrhunderts lebten vermutlich durchschnittlich nicht mehr als zwei jüdische Familien im Ort. Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl von 16 Personen (1802) auf 63 im Jahr 1861, sank aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf 21 (1925).2 Niederklein war bis um 1918 an die Synagogengemeinde Schweinsberg angeschlossen. Danach wechselte die Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde Allendorf.3 Die jüdischen Niederkleiner lebten überwiegend vom Viehhandel, es gab aber auch Metzger, Spezerei- und Eisenwarenhändler und einen Schuster.4

Von den fünf jüdischen Niederkleinern, die 1939 noch hier wohnten, wurden alle bis 1942 verhaftet und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie ermordet wurden.5

Betsaal / Synagoge

Um 1835 besaß die Judenschaft von Niederklein eine eigene Synagoge bzw. einen Betraum, der sie vom Besuch der Gottesdienste im benachbarten Schweinsberg teilweise unabhängig machte. Über Ortslage und Ausstattung ist bisher nichts bekannt.

Nachweisbar ist ein weiterer Betraum um 1874.6 Dieser hatte eine Grundfläche von rund 29 Quadratmetern und lag in einem eingeschossigen Hinterhaus, das an der Nordseite des Wohnhauses von Moses Stern, Hausnummer 57 angebaut war. Als die Familie Stern ihr Eigentum verkaufte, endete die Nutzung dieses Betraumes.7 Details zur Ausstattung sind nicht bekannt.

Weitere Einrichtungen

Mikwe

Ein Nachweis über ein rituelles Tauchbad stammt aus dem Jahr 1825. Es soll in einem tiefen gewölbten Keller des Hauses von Isaak Stern, Hausnummer 57 1/2, gelegen haben.8

Schule

Seit 1835 benutzten die Niederkleiner Juden einen eigenen Schulraum, der vermutlich ebenso als Raum für Gemeindeversammlungen nutzbar war. In demselben Gebäude fanden die Gottesdienste statt, sofern nicht die Gottesdienste und Versammlungen im Hauptort Schweinsberg bzw. Stadtallendorf besucht wurden.9

Cemetery

Bis 1920 begruben die Niederkleiner Juden ihre Verstorbenen auf dem jüdischen Friedhof im etwa 12 Kilometer nördlich entfernt liegenden Hatzbach. Die erste Beerdigung auf dem seit 1918 neu angelegten, näher gelegenen jüdischen Friedhof im etwa vier Kilometer nördlich entfernt gelegenen Stadtallendorf fand im Dezember 1920 statt.10

Hatzbach, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen
Stadtallendorf, Jüdischer Friedhof: Datensatz anzeigen

References

Weblinks

Sources

Bibliography

Indices

Persons

Glene, Herren von · Gleen, Herren von · Rau von Holzhausen, Herren von · Schencken von Schweinsberg · Stern, Moses · Stern, Isaak

Places

Schweinsberg · Stadtallendorf

Sachbegriffe Geschichte

Erzbistum Mainz · Kurhessen · Königreich Preußen · Konzentrationslager

Fußnoten
  1. A. Schneider, Kirchhain, S. 315
  2. A. Schneider, Kirchhain, S. 315 f.
  3. A. Schneider, Kirchhain, S. 318; Arnsberg, Jüdische Gemeinden 1, S. 27
  4. A. Schneider, S. 317
  5. A. Schneider, S. 319
  6. Es könnte sich auch um den im Jahr 1835 belegten Betraum handeln.
  7. A. Schneider, S. 318
  8. A. Schneider, S. 316
  9. A. Schneider, S. 318
  10. A. Schneider, S. 318
Recommended Citation
„Niederklein (Landkreis Marburg-Biedenkopf)“, in: Synagogen in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/purl/resolve/subject/syn/id/166> (Stand: 23.7.2022)