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Gründung der Ökobank eG in Frankfurt, 2. Mai 1988

In Frankfurt am Main wird die Ökobank eG, ein genossenschaftlich organisiertes Kreditinstitut, das vor allem die finanzielle Förderung von umweltorientierten Projekten betreiben will, nach vierjähriger Gründungsphase eröffnet.

Unter dem Motto „Alternativen sind möglich“ gründet sich das Bankinstitut aus den Kreisen der Frankfurter Alternativ- und Spontibewegung. Ziele der Ökobank sind zum einen die Ermöglichung einer selbstverwalteten und genossenschaftlichen Finanzanlage und die Förderung von alternativen Projekten und Betrieben, die bei herkömmlichen Banken schlechte Chancen auf Kredite haben. Zum anderen soll durch Entwicklungshilfe und ökologisches, friedensorientiertes Wirtschaften ein „alternativer Wirtschaftskreislauf“ in Gang gesetzt werden. Das traditionelle Bankgeschäft soll im Rahmen einer „alternativen“ Geschäftspolitik ausgeübt werden. Das soll durch die Einführung zweckgebundener oder projektgebundener Sparbriefe geschehen, bei denen die Einleger auf Zinsen zugunsten der Förderung eines ihnen bekannten Projektes verzichten. Auch der Einsatz von Bürgengemeinschaften für alternative Betriebe, die als „kapitalschwach“ eingestuft werden, ist geplant. Die Geschäftsführer Franz Lässig und Hans-Peter Schreiner, die beide vormals als Vorstandsmitglieder herkömmlicher Banken gearbeitet haben, betonen dabei, dass auf Sicherheiten, die bei etablierten Banken gegeben sind, auf keinen Fall verzichtet wird.

Die Tätigkeit der Bank bleibt zunächst vorwiegend auf den Frankfurter Raum beschränkt.1 Die Schalter der Bank sollen täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet sein, das Angebot für die Kund*innen soll neben Sparbriefen Girokonten, Sparkonten, „Wachstumszertifikate“, Sparverträge, Termingelder, Kredite und die Vermittlung von Versicherungen umfassen. Der Aufsichtsrat der Ökobank setzt sich aus Grünen-Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Angestellten zusammen, ist also weitaus diverser aufgestellt als Aufsichtsräte anderer Finanzinstitute.2 Am 8. März erhält die Ökobank ihre offizielle Zulassung durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. SPD-Schatzmeister Hans-Ulrich Klose (geb. 1937) begrüßt diese Entwicklung und bezeichnet sie als einen „wichtigen Abschnitt für die Alternativökonomie in der Bundesrepublik auf dem Weg zum Professionalismus.“3 Am 2. Mai öffnen die ersten Bankschalter mit neun Mitarbeitern nach einer großen Eröffnungsfeier am Tag zuvor für den normalen Bankbetrieb.4
(NT)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.3.1988, S. 16: Grünes Licht für die Ökobank.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.4.1988, S. 19: Die Ökobank öffnet ihre Schalter um 12 Uhr.
  3. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.3.1988, S. 13: Ökobank erhält die Zulassung.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.5.1988, S. 34: Alternativer Betrieb der zweiten Generation. Eröffnung bei der Ökobank / Kassenautomat statt Panzerglas / 356. Geldinstitut in Frankfurt.
Records
Additional Information
Recommended Citation
„Gründung der Ökobank eG in Frankfurt, 2. Mai 1988“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/2767> (Stand: 2.5.2022)
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