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Wolfgang Koeppen Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, 30. August 1974

Der deutsche Schriftsteller Wolfgang Koeppen (1906–1996) erhält als erster Preisträger den im Oktober 1973 eingerichteten Literaturpreis „Stadtschreiber von Bergen“ der wenige Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main gelegenen Stadt Bergen-Enkheim.

Wohnrecht im Stadtschreiberhaus

Die Stiftung des Preises, der das Wohnrecht im Stadtschreiberhaus sowie ein Preisgeld umfasst, erfolgte auf Anregung des in Bergen-Enkheim lebenden Schriftstellers und Journalisten Franz Joseph Schneider (1912–1984), der zu Beginn der 1950er Jahre bereits als Stifter des Preises der „Gruppe 47“ in Erscheinung getreten ist. Überreicht wird der Preis des „Stadtschreibers“ bzw. der „Stadtschreiberin“ von 1974 bis 1976 durch die Stadt Bergen-Enkheim, die 1977 zu einem Stadtteil von Frankfurt am Main wird. Im Vorfeld der Eingemeindung gründet die Stadt im Dezember 1976 gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde der Kommune und dem Vereinsring Bergen-Enkheim die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim mbH, die fortan als offizieller Ausrichter im Auftrag der Stadt Frankfurt die Preisverleihung vornimmt.

Die Verleihung, die eine Schlüsselübergabe für das Stadtschreiberhaus, sowie jeweils eine Fest-, Antritts- und Abschiedsrede im Festzelt beinhaltet, wird Jahr für Jahr am Freitagabend vor dem ersten Dienstag im September vorgenommen und bildet einen festen Programmpunkt in der Kulturarbeit der Stadt Bergen-Enkheim. Gleichzeitig bildet die „Inthronisierung“ des Stadtschreibers den Auftakt zum (offiziell erst am Samstag beginnenden „Berger Markt“, einem nachweislich seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (vermutlich aber schon viel länger) abgehaltenen Jahrmarkt, der als Volksfest in den 1950er Jahren neubegründet worden ist.

Festrede von Marcel Reich-Ranicki

Wolfgang Koeppen wird in den 1950er Jahren insbesondere durch die Veröffentlichung einer Roman-Trilogie („Tauben im Gras“ 1951, „Das Treibhaus“ 1953 und „Der Tod in Rom“ 1954) bekannt, die heute zu den bedeutendsten Werken der deutschen Nachkriegsliteratur gezählt werden. Die Festrede der heutigen ersten Preisverleihung hält der bekannte deutsche Publizist und Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920–2013). Reich-Ranicki zählt zu den energischsten Förderern Koeppens und nimmt zu Beginn des 21. Jahrhunderts die „Trilogie des Scheiterns“ in seinen vielbeachteten „Kanon lesenswerter deutschsprachiger Werke“ auf.
(KU)

Records
Additional Information
Recommended Citation
„Wolfgang Koeppen Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, 30. August 1974“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/en/subjects/idrec/sn/edb/id/1345> (Stand: 26.11.2022)
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