Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Grundsteinlegung für das Ateliergebäude der Künstlerkolonie Darmstadt, 24. März 1900
Auf der Höhe des Südhanges der Darmstädter „Mathildenhöhe“ wird der Grundstein für das von Joseph Maria Olbrich (1867–1908) entworfene Ateliergebäude der Künstlerkolonie gelegt. Der nach dem Gründer der Kolonie und Förderer zahlreicher dort lebender Künstler Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein (1868–1937) benannte Bau soll nicht nur als gemeinschaftliches Ateliergebäude („Tempel der Arbeit“), sondern auch als Festgebäude der Künstlerkolonie dienen. Das Gebäude wird im Frühjahr 1901 fertiggestellt und im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten der 1. Ausstellung der Kolonie, „Ein Dokument deutscher Kunst“, am 15. Mai feierlich eingeweiht.
Olbrich, einziger ausgebildeter Architekt der Künstlergruppe, studierte ab 1890 an der Akademie der bildenden Künste in Wien als Schüler von Carl Freiherr von Hasenauer (1833–1894) gewann mit seinen architektonischen Entwürfen mehrere wichtige Preise, wie den Pein-Preis, den Hofpreis 1. Klasse und den Rom-Preis der Akademie. Am 4. April 1900 wird ihm von Großherzog Ernst Ludwig der Professorentitel verliehen und er wird hessischer Bürger.
Joseph Maria Olbrich stirbt kurz nach der Geburt seiner Tochter Marianne (19. Juli 1908) im Alter von nur 40 Jahren am 8. August 1908 in Düsseldorf an Leukämie. Seine Beerdigung findet vier Tage später auf dem alten Friedhof in Darmstadt statt.
Das Ernst-Ludwig-Haus wird ab 1938 zum Domizil der Darmstädter Künstlergesellschaft, einer Vereinigung der in der Reichskammer der bildenden Künste („Reichskunstkammer“) zusammengefassten Kunstschaffenden. Nach seiner weitgehenden Zerstörung bei Luftangriffen 19441 wird das Gebäude in den Jahren 1950 und 1951 mit einer vereinfachten Hauptfassade und geänderten Rückseite wieder aufgebaut.
(KU)
- Heute (2012) existieren nur noch Fragmente des ursprünglichen Bauzustands: eine Hauswand aus blauen ungarischen Fliesen, ein Gartentor mit Sonnenblumenmotiven und eine wahrscheinlich 1901 von Olbrich selbst gepflanzte Pyramideneiche. ↑
- Belege
- Christiane Geelhaar, Mathildenhöhe Darmstadt. 100 Jahre Planen und Bauen für die Stadtkrone 1899–1999, Bd. 2: Ernst-Ludwig-Haus – vom Atelierhaus zum Museum Künstlerkolonie / [hrsg. von der Stadt Darmstadt, Konzeption und Red.: Christiane Geelhaar], Darmstadt 2000
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 284, 288
- Oliver G. Hamm, 1901–1951–1990. Ernst-Ludwig-Haus – Museum Künstlerkolonie Darmstadt, in: deutsche bauzeitung 125. Jg. (1991), Nr. 1, S. 46-56.
- o. A.: Das Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, in: Die Mappe 112. Jg. (1992), Nr. 2, S. 16-20.
- Weiterführende Informationen
- Koch, Alexander / Fuchs, Georg (Hrsg.): Großherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst], Darmstadt, 1901, S. 43-55 [Kap. Die Grundstein-Legung des Künstler-Hauses] – als Digitalisat auf Heidelberger historische Bestände (eingesehen am 17.8.2012)
- Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt: Ernst Ludwig-Haus (eingesehen am 24.3.2022)
- Hebis-Klassifikation
- 842240, Profanbau
- Hebis-Schlagwort
- Darmstadt ; Darmstadt / Ernst-Ludwig-Haus
- Empfohlene Zitierweise
- „Grundsteinlegung für das Ateliergebäude der Künstlerkolonie Darmstadt, 24. März 1900“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/249> (Stand: 22.7.2022)