Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Einweihung der Blindenstudienanstalt in Marburg, 2. April 1917
In der Universitätsstadt Marburg wird das „Zentrum für höhere Blindenbildung“, die spätere Deutsche Blindenstudienanstalt (kurz: BliStA) eingeweiht, nachdem man Räumlichkeiten in der Wörthstraße Nr. 11 (heute Liebigstraße) bezogen hat.
Die Errichtung der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg erfolgt durch die Gründung eines Vereins und wurde am 17. September in Berlin beschlossen. Auslöser für die Initiative sind die seit 1915 von dem Medizinstudenten Carl Strehl (1886–1971) auf Geheiß des seit 1912 als Leiter der Augenklinik der Philipps-Universität in Marburg tätigen Professors für Augenheilkunde Alfred Bielschowsky (1871–1940) eingerichteten Reha-Kurse, die erblindeten Kriegsheimkehrern helfen sollen, eine berufliche und soziale Perspektive zu erlangen.
Außer Bielschowsky, Strehl und anderen Augenärzten (Ophthalmologen) (wie zum Beispiel der Direktor der Universitätsaugenklinik in Berlin Emil Krückmann, 1865–1944) sowie Mitgliedern des Vereins der blinden Akademiker Deutschlands beteiligen sich auch Vertreter des Preußischen Kriegs- und Kultusministeriums und Mitglieder des Reichsausschusses für Kriegsbeschädigtenfürsorge an der Gründung des Vereins „Hochschulbücherei, Studienanstalt und Beratungsstelle für blinde Studierende e. V.“. Ziel ist die Einrichtung einer Studienanstalt und Bücherei für Blinde, ein entsprechendes Kuratorium nimmt seine Arbeit auf. Als Standort für das geplante „Zentrum für höhere Blindenbildung“ wird „aus nahe liegenden Gründen eine kleine, gesunde, günstig gelegene und nicht zu teuere Stadt“ ausgewählt: die hessische Universitätsstadt Marburg. Erster Vorsitzender des Vereins wurde Alfred Bielschowsky, der der Vereinigung bis zum 1. April 1923 als ehrenamtlicher Direktor vorsteht. Carl Strehl erhielt ab 1. Oktober 1916 eine Position als ihr Geschäftsführer. Schon 1918 verlassen die ersten erfolgreichen Abiturienten die Blindenstudienanstalt.
(KU)
- Belege
- Weiterführende Informationen
- Carl Strehl, Die Kriegsblindenfürsorge der Marburger Blindenstudienanstalt von 1915–1932, Marburg 1932
- Carl Strehl (Hrsg.), Gedenkschrift 25 Jahre Blindenstudienanstalt, Marburg (Lahn). Von der Gründung bis zum heutigen Tage, Marburg 1942
- Carl Strehl, Die Blindenstudienanstalt in Marburg-Lahn. Ihre Gründung und Entwicklung 1916–1958. Festschrift zur Einweihung der Carl-Strehl-Schule (Kleine Schriften der Deutschen Blindenstudienanstalt, Marburg/Lahn 1), Marburg 1958.
- Wikipedia: Deutsche Blindenstudienanstalt (abgerufen am 11.12.2012)
- Hebis-Schlagwort
- Deutsche Blindenstudienanstalt ; Geschichte 1916-1958
- Empfohlene Zitierweise
- „Einweihung der Blindenstudienanstalt in Marburg, 2. April 1917“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1813> (Stand: 27.11.2022)