Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Bonn statt Frankfurt provisorischer Sitz der Bundesregierung, 10. Mai 1949
Zwei Tage nach der Annahme des Grundgesetzes bestimmte der von den Ministerpräsidenten der deutschen Länder der drei westlichen Besatzungszonen auf Anweisung der drei Westmächte eingesetzte Parlamentarische Rat die am Rhein gelegene Stadt Bonn zum „vorläufigen Sitz der Bundesorgane“. Die Wahl Bonns zum provisorischen Sitz der Bundesregierung enttäuscht die Hauptstadt-Hoffnungen der Stadt Frankfurt am Main, die sich ebenfalls um den Hauptstadtstatus beworben hatte.In geheimer Abstimmung votieren 33 Abgeordnete für Bonn, 29 für Frankfurt am Main.
Kriegszerstörungen und Präsenz der Amerikaner sprechen gegen Frankfurt
Die wichtigsten Gründe, die gegen eine Entscheidung für Frankfurt am Main sprechen, sind aus der Sicht des Parlamentarischen Rates der Mangel an geeigneten baulichen Voraussetzungen (auch Frankfurt war durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden) und die Zurückhaltung gegenüber der amerikanischen Besatzungsmacht, die im I.G.-Farben-Haus ihr militärisches Hauptquartier unterhält. Bei einer Wahl Frankfurts zur Hauptstadt hätte der neue Regierungssitz besatzungsfrei sein sollen.
Vorzeitiges Ausscheiden der Bewerberstadt Kassel
Außer den beiden heute zur Abstimmung stehenden Kandidaten hatten sich auch die Städte Stuttgart und Kassel um den Hauptstadtrang beworben, waren aber bereits im vorhinein ausgeschieden. Eine eigens zu diesem Zweck ins Leben gerufene Bundessitz-Kommission hatte vorab die Bewerber besucht, um sich ein Bild vom Zustand der zumeist kriegszerstörten Städte zu machen. Kassel war nicht zuletzt aufgrund seiner durch den Luftkrieg äußerst stark in Mitleidenschaft gezogenen Innenstadt und seine exponierte räumliche Lage nahe der Innerdeutschen Grenze ausgeschieden.
Die Stadt Frankfurt gibt sich jedoch durch die heute erfolgte Abstimmungsniederlage nicht geschlagen. Der Magistrat unter der Führung von Oberbürgermeister Walter Kolb (1902–1956; SPD) hatte bereits seit Jahresbeginn damit begonnen, Pläne zur Errichtung eines Plenarsaal am Frankfurter Dornbusch und den Bau von Wohnungen und Büros in die Tat umzusetzen um an der Bertramstraße ein „Regierungsviertel“ zu errichten und damit in Bezug auf den Hauptstadt-Status „Tatsachen zu schaffen“.
Aus einer zweiten Abstimmung zur Entscheidung der Hauptstadtfrage im deutschen Bundestag geht am 3. November 1949 erneut Bonn mit einem klaren Votum als Sieger der Hauptstadtfrage hervor (200 von 376 Stimmen).
(KU)
- Belege
- Jens Krüger, Die Finanzierung der Bundeshauptstadt Bonn, Berlin u. a. 2006, S. 11-23
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 417
- Weiterführende Informationen
- Thomas Scheben/Zimmer, Der Hund am Fallschirm, Frankfurt am Main 2009, S. 125-129
- Willy Brandt, Von Bonn nach Berlin. Eine Dokumentation zur Hauptstadtfrage. Von Willy Brandt, in Zusammenarbeit mit Otto Uhlitz und Horst Korber, Berlin-Grunewald 1957
- Wikipedia: Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland (abgerufen am 10.5.2016)
- Wikipedia: Parlamentarischer Rat (abgerufen am 10.5.2016).
- Spiegel Online: Eines Tages: Hauptstadtfrage 1949: Kampf der Möchtegern-Metropolen/Beitrag von Thomas Thiel, 02.09.2009 (abgerufen am 10.5.2016)
- Deutscher Bundestag: Vor 65 Jahren: Bonn setzt sich gegen Frankfurt durch (eingesehen am 10.5.2020)
- Empfohlene Zitierweise
- „Bonn statt Frankfurt provisorischer Sitz der Bundesregierung, 10. Mai 1949“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/953> (Stand: 10.5.2023)
- Ereignisse im April 1949 | Mai 1949 | Juni 1949
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