Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Einweihung des Neubaus des Hoftheaters in Kassel, 26. August 1909
Der Neubau des Hoftheaters in Kassel wird von Kaiser Wilhelm II. und seiner Gattin Auguste Viktoria feierlich eröffnet. Ehrengäste der Veranstaltung sind die Herrscher der benachbarten thüringischen Länder und der Fürst von Waldeck, Friedrich Adolf Hermann (1865–1946). Zum Eröffnungstag wird die romantische Zauberoper Undine von Albert Lortzing (1801–1851) aufgeführt.
Eine der größten Theaterbühnen in Deutschland
Das nach Entwürfen der Architekten Anton Karst (1861–1919) und Hans Fanghänel (1874–1935) aus weißen Sandsteinquadern im Stil des Neobarocks gestaltete Gebäude verfügt über 1.450 Sitzplätzen und ist damit eine der größten Theaterbühnen in Deutschland. Angeregt wurde der Neubau durch den bis 1906 als Intendant der Kasseler Theater tätigen Adolph Freiherr von und zu Gilsa (1838–1910); die Ausführung erfolgte auf persönliche Weisung von Kaiser Wilhelm II. Auf der Längsachse des Friedrichsplatzes positioniert, schließt es diesen mittig zur Karlsaue ab. Direkt unterhalb befindet sich das Orangerieschloss. An der Fassade ist dem Bühnenhaus ein mehrfach abgestufter Mittelbau vorgelegt, der neben Wohnungen für die im Staatsdienst stehenden Angehörigen des Theaters die Intendantur, Probesäle für Schauspiel und Oper sowie, weiter oberhalb, zwei Hinterbühnen mit Magazinen und Maler- und Schneiderstuben enthält. Eingerahmt wird der Mittelbau durch zwei Flügel, die jeweils seitlich der 20 mal 30 Meter große Hauptbühne aufragen, die den Kern des Bühnenhauses bildet.1
Fortsetzung einer langen Tradition als Theaterstadt
Mit dem an der Südostseite des Friedrichsplatzes gelegene Gebäude setzt die Stadt Kassel ihre durch Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632) begründete Tradition als Theaterstadt fort. Landgraf Moritz hatte mit dem Bau des Ottoneums (1603–1606) die Errichtung des ersten feststehenden Theatergebäudes in Deutschlands veranlasst. Das Ottoneum wurde ab 1690 zur Aufbewahrung der landgräflichen Kunst- und Naturaliensammlung genutzt und 1696 unter der Ägide von Landgraf Karl von Hessen-Kassel (1654–1730) zum Kunsthaus umgestaltet und später dem 1709 erbauten Collegium Carolinum angegliedert. 1769 eröffnete das „Landgräfliche Hoftheater“, ein auf Wunsch Landgraf Friedrich II. (1720–1785) aufwendig umgebautes Palais an der Ecke Obere Königsstraße / Opernplatz, für das der berühmte Kasseler Oberhofbaumeister Simon Louis du Ry (1726–1799; der aus einer französischen Flüchtlingsfamilie stammende du Ry gilt als einer der bedeutendsten Architekten des Klassizismus in Deutschland) fünf Jahre zuvor Baupläne vorgelegt hatte. Dieses Gebäude blieb bis zur Eröffnung des Spielbetriebs im Neubau des Hoftheaters die wichtigste Theaterspielstätte in Kassel.
(KU)
- Zu Einzelheiten zur baulichen Gestaltung des Hoftheaters vgl. Schick, C.: Das neue Königliche Theater in Kassel, in: Zentralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Berlin, XXIX. Jahrgang, Nr. 69 vom 28. August 1909, S. 453-457, online als Digitalisat verfügbar via Zentral- und Landesbibliothek Berlin, URL: http://opus.kobv.de/zlb/volltexte/2008/4306/ (eingesehen am 26.8.2013). ↑
- Belege
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 307
- Weiterführende Informationen
- Stefan Hartmann, Neue Aspekte der Kasseler Theatergeschichte: vom Alten Königlichen Hoftheater zum Preußischen Staatstheater, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 103 (1998), S. 193-214
- HeBIS Wilhelm Bennecke, Das Hoftheater in Kassel von 1814 bis zur Gegenwart: Beiträge zur Bühnengeschichte, Kassel 1906
- HeBIS Kurfürstliches Hof-Theater in Cassel (hrsg. Körperschaft): Almanach des Kurfürstlichen Hof-Theaters in Cassel, Kassel [in HeBIS 1850–1864/65(1866) nachgewiesen]
- Fabian Fröhlich, Théâtre Royal. König Jérôme Napoleon und das Kasseler Hoftheater, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde ZHG 109 (2004), S. 159-190 Online im Informationsangebot des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde Kassel 1834 e. V. (eingesehen am 26.8.2013)
- Offizielles Informationsangebot der Stadt Kassel online: kassel.de – Kassel und die Region: Stadtinformation: Stadtgeschichte: Kassel vor 1939: Theatergeschichte Kassels, von Christian Presche (eingesehen am 26.8.2013)
- Wikipedia: Staatstheater Kassel (eingesehen am 26.8.2018)
- Wikipedia: Undine (Lortzing) (eingesehen am 16.1.2015)
- Wikimedia Commons: File:Kassel Hoftheater 1911.jpg: Hoftheater in Kassel, Postkarte von Sommer 1911 (eingesehen am 26.8.2013)
- KasselWiki: Hoftheater (eingesehen am 26.8.2013)
- Wikipedia: Karlsaue (eingesehen am 26.8.2013)
- Wikipedia: Friedrichsplatz (Kassel) (eingesehen am 23.8.2013)
- Hebis-Klassifikation
- 8030 ,Theater
- Hebis-Schlagwort
- Kassel ; Theater ; Geschichte ; Kassel / Staatstheater ; Hessisches Staatstheater
- Empfohlene Zitierweise
- „Einweihung des Neubaus des Hoftheaters in Kassel, 26. August 1909“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/383> (Stand: 26.11.2022)