Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Gründung der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt, 27. Februar 1959

In Frankfurt am Main gründen Vertreterinnen des Landfrauenverbandes Hessen-Nassau e. V., des Landfrauenverbandes Kurhessen e. V., des Hausfrauenverbandes Hessen e. V. sowie drei ebenfalls Frauenverbänden angehörende Einzelpersonen die Verbraucherzentrale Hessen. Unterzeichnende der Satzung der Gründungsversammlung, die in einem Bürogebäude in der Schillerstraße/Ecke Biebergasse stattfindet, sind die Agrarjournalistin Elisabeth von Barsewisch, geb. Gans Edle Herrin zu Putlitz (1. Vorsitzende), Anne Marie Heiler1 (1889–1979; 2. Vorsitzende) und die Vorsitzende des Landesverbandes Hessen des Deutschen Hausfrauenbundes Fini Pfannes (1894–1967; Schatzmeisterin).

Die Vorbereitungen zur Einrichtung der Verbraucherzentrale laufen im Jahr zuvor parallel zur Eröffnung der ersten hessischen Verbraucherberatungsstellen, die während des Winterhalbjahres 1958/59 in Frankfurt am Main, in Kassel und in Wiesbaden mit der Konsumentenberatung beginnen. Die drei Beratungsstellen beraten kostenlos. Sie klären die Verbraucher in allen Fragen der Haushaltsführung auf und nehmen Beschwerden entgegen, wenn sich Probleme mit Dienstleistungen und Erzeugnissen der Wirtschaft ergeben.

Maßgeblich sind auch hier die genannten lokalen hessischen Frauenverbände engagiert, die sich zu einem Arbeitskreis Verbraucherberatung zusammengeschlossen haben. Der Arbeitskreis initiiert nicht nur die Einrichtungen als solche, sondern organisiert auch die benötigten Räumlichkeiten, und sorgt dafür, dass die Finanzierung der Beratungsstellen durch Land und Kommunen sichergestellt wird.

Ein wichtiger Ansprechpartner ist dabei der neu eingerichtete Verbraucherausschuss des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr. Im Haushalt des Ministeriums werden zur Unterstützung der Verbraucherzentrale in Frankfurt und den drei Beratungsstellen für Verbraucher in Frankfurt, Wiesbaden und Kassel bis Jahresende 1959 30.000 DM vorgesehen.2

Am 15. März nimmt schließlich auch die Verbraucherzentrale Hessen ihre Arbeit auf und ist zunächst bemüht, wichtige Kontakte zu gleichgesinnten nationalen Institutionen zu knüpfen, so zum Beispiel zu der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e. V. (AgV), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und dem Reichsausschuss für Lieferbedingungen (RAL). Ein junger Kooperationspartner steht der Verbraucherzentrale Hessen mit der 1957 ins Leben gerufenen Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegenüber.

Insgesamt sind während der ersten Jahre des Bestehens 14 Mitgliedsverbänden an der Organisation der Verbraucherzentrale Hessen und der drei Beratungsstellen beteiligt. Gemeinsam diskutiert und klärt man in hier die Aufgaben und Strukturen der landesweiten Verbraucherarbeit.

Anfänglich ist die Beratung der Verbraucherinnen und Verbraucher fast gänzlich Frauensache und steht im Licht von Fragen rund um die Haushaltsführung und Ernährung sowie um die Anschaffung von Haushaltsgeräten. Die Informations- und Hilfsangebote richten sich aber auch Männer, die ein berufliches Interesse am Konsumgütermarkt haben.

Offiziell eröffnet wird die Verbraucherzentrale Hessen schließlich am Mittwoch, den 21. Oktober 1959 mit einer Veranstaltung in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Der Staatssekretär im Hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr, Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Reuß bezeichnet die Einrichtung bei seiner Ansprache als wichtiges Bindeglied zwischen Verbrauchern, Produzenten und Staat. Anlässlich der feierlichen Eröffnung berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom 22. Oktober 1959 wie folgt: „Die Verbraucherzentrale will als Gründung mehrerer Frauenverbände aufklärend, unterrichtend und warnend wirken und damit die Position des Verbrauchers gegenüber der Wirtschaft stärken. Wer ein Geschäft betritt, soll nicht mehr hilflos dem kaum überschaubaren Angebot an Waren gegenüberstehen, sondern als aufgeklärter Kunde seine Wahl mit optimalem Nutzeffekt treffen können. Darin will die Zentrale ihre Aufgabe sehen: Durch ihren Markteinfluß die Produzenten dazu zu bewegen, noch mehr als bisher auf die Bedürfnisse des Verbrauchers Rücksicht zu nehmen.“3
(KU)


  1. 1949 bis 1953 Abgeordnete der hessischen CDU im ersten Deutschen Bundestag.
  2. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.10.1959, S. 15: „Zuschuß für Verbraucher-Organisationen“.
  3. Zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.1959, S. 15: Der organisierte Kunde: In Frankfurt wurde die „Verbraucherzentrale Hessen“ eröffnet.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Gründung der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt, 27. Februar 1959“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4756> (Stand: 27.2.2023)
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