Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Geburtsstunde der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG), 1. April 1912

Der aus Bayern stammende Ingenieur Richard von Stadler (1875–1955) übernimmt die Bauleitung bei der Errichtung der „Elektrischen Überlandanlage“ der Provinz Oberhessen in Friedberg. Das Datum gilt als Geburtsstunde der Oberhessischen Versorgungsbetriebe AG (OVAG).

Der bereits 1891 als Jugendlicher von der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main für die Beschäftigung mit dem Fach gewonnene Stadler absolvierte sein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule zu Darmstadt und arbeitete im Anschluss daran unter anderem bei der Elektrizitäts-A.G. vorm. Lahmeyer & Co. in Frankfurt. Stadler wird später zum Direktor der Überlandanlage ernannt.

Die Überlandanlage, die 1923 die Bezeichnung „Überlandwerk Oberhessen“ erhält, ist Bestandteil eines Anfang 1911 zwischen der Provinz Oberhessen und dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt geschlossenen Vertrags. Darin verpflichtet sich das Großherzogtum zum Bau eines Kohlekraftwerkes in Wölfersheim und zur Lieferung von elektrischem Strom an die Kreise Friedberg und Büdingen sowie Teile der Kreise Gießen und Schotten. Im Gegenzug errichtet die Provinz Oberhessen eine elektrische Fernleitungsanlage (Überlandanlage) Die zu versorgenden Städte und Gemeinden sorgen für einen Anschluss an die Fernleitung und stellen Straßen, Wege und Grundstücke zur Aufstellung von Leitungsmasten und zur Errichtung von Transformatorenstationen zur Verfügung. Darüber hinaus erklären sie sich bereit, eine elektrische Straßenbeleuchtung einzuführen.

Das staatliche Braunkohlenkraftwerk in Wölfersheim wird aufgrund seiner begrenzten Kapazität bei der Lieferung auf das Hochspannungsfernnetz der Überland-Anlage ab 1923 durch das Wasserkraftwerk bei Lißberg unterstützt.
(KU)