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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Deutschsozialer Parteitag im Hotel in Frankfurt, 7.-9. September 1907

Die 1889 aus der Deutschen Antisemitischen Vereinigung hervorgegangene Deutschsoziale Partei (auch: „Deutschsoziale Antisemitische Partei“; kurz: DSP) hält im Hotel Kölner Hof in Frankfurt am Main ihren diesjährigen Parteitag ab.

Das 1892 von Hermann Laass (1866–1936) erworbene Hotel, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs gelegen, ist weithin bekannt für die antisemitische Agitation seines Eigentümers. Seit 1895 veröffentlicht der in der Frankfurter Gemeindevertretung aktive Hotelier judenfeindliche Werbung für sein Haus und schließt Juden als Gäste kategorisch aus. Laass gilt unter Anhängern der antisemitischen Bewegung als „Held“ der in diesen Kreisen aufgrund ihres vergleichsweise hohen Anteils an jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gern als „Neu-Jerusalem am fränkischen Jordan“ bezeichneten Stadt. Plakate innerhalb des Hotels weisen darauf hin, dass „Jüdischer Besuch verbeten“ sei; Bier wird in Krügen mit der Aufschrift „Kauft nicht bei Juden“ ausgeschenkt. Das Hotel ist ein Mittelpunkt judenfeindlicher Bestrebungen im wilhelminischen Frankfurt und wird als einziges „judenfreies“ Etablissement der stark von deutschen und internationalen Geschäftsreisenden frequentierten Mainmetropole von zahlreichen offen oder verdeckt antisemitisch agitierenden Zeitungen und Zeitschriften als empfehlenswertes Quartier angepriesen. Als der Kaiser bei Ausbruch des 1. Weltkriegs verlauten lässt, er „kenne nur noch Deutsche“ (unter ausdrücklichem Einschluss der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens), stellt Laass vorübergehend die Verbreitung seiner antisemitischen Hotelwerbung ein.

Die Deutschsoziale Partei, die einen rassistischen Antisemitismus vertritt, die Aufhebung der seit den preußischen Staatsreformen Friedrich Wilhelms III. auch in Deutschland rechtlich unterstützten Judenemanzipation fordert, seit 1890 im deutschen Reichstag vertreten ist und einige ihrer Schwerpunkte in mehreren Wahlkreisen in Hessen besitzt, ist nach der Wahl zum 12. Deutschen Reichstag am 25. Januar mit 7 Sitzen die dort am stärksten vertretene antisemitische Partei. Programmatisch behandelt sie neben den von ihr offensiv vorgebrachten antisemitischen Themen einen sozialreformerischen Kurs, der auf konservativ-monarchischer Basis Landwirtschaft und Mittelständler begünstigt.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
  • Deutschsoziale Partei (hrsg. Körperschaft): Bericht über den deutschsozialen Parteitag in Frankfurt a. M. vom 7., 8. und 9. September 1907, Hamburg [1907].
Empfohlene Zitierweise
„Deutschsozialer Parteitag im Hotel in Frankfurt, 7.-9. September 1907“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4962> (Stand: 18.3.2021)
Ereignisse im August 1907 | September 1907 | Oktober 1907
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