Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Blockade der „Frankfurter Neuen Presse“ durch streikende Drucker, 3. Mai 1976
In Zusammenhang mit dem am 28. April 1976 ausgerufenen Druckerstreiks blockieren die Streikenden den Druck eines gegen die Gewerkschaft gerichteten Artikels in der „Frankfurter Neuen Presse“. Während nach Aufhebung der Aussperrungen und einer Aussetzung des Streiks die Druckereibetriebe ab heute, 16:00 Uhr, wieder arbeiten, wenden sich die Drucker und Setzer der Frankfurter Societäts-Druckerei in Frankfurt am Main gegen einen Leitartikel des Chefredakteurs der Frankfurter Neuen Presse, Robert Schmelzer (1914–1996). Schmelzers unter der Überschrift „Fünf Tage ohne Zeitung“ geäußerte Kritik am Verhalten der Gewerkschaft wird von den Druckern als „Fortsetzung des Arbeitskampfes mit journalistischen Mitteln“ und als Missachtung des „Waffenstillstands“ angesehen.
Am Mittwoch der vorangegangenen Woche hatten in der Bundesrepublik und in West-Berlin in der Mehrzahl der Zeitungsdruckereien Schwerpunktstreiks1 begonnen, an denen sich schätzungsweise 15.000 Beschäftigte beteiligten. Noch am gleichen Tag hatte der Spitzenverband der deutschen Druckindustrie (Bundesverband Druck) mit Aussperrungen auf die Arbeitsniederlegungen geantwortet. Diese Aussperrungen galten zunächst für die 300 am Streik beteiligte Zeitungsdruckereien und schließlich für alle der rund 6.000 Verbands-Mitgliedsfirmen.
Einschränkung auch bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Arbeitsniederlegung in der Societäts-Druckerei verhindert auch den Druck der am morgigen 4. Mai erscheinenden „Zeitung für Frankfurt“, des Stadtmagazins des sich nicht am Arbeitskampf beteiligenden Verlags der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das Hauptblatt der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wird jedoch in verkleinertem Umfang hergestellt.
Einen „weißen Fleck“ an der Stelle des Leitartikels auf der Titelseite weist am Dienstag, den 4. Mai auch die Hannover-Ausgabe der „Bild“-Zeitung auf. Die technischen Mitarbeiter der das Blatt produzierenden Madsack-Druckerei in Hannover mißfällt die in dem Leitartikel des Blattes enthaltene Aussage, dass mit dem Streik der Drucker und Setzer gegen die Zeitungsverleger zugleich die Informations- und Meinungsfreiheit bestreikt werde.
(KU)
- Vgl. Wikipedia: Schwerpunktstreik (eingesehen am 3.5.2016). ↑
- Belege
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.5.1976, S. 25: Hauskonflikt verhindert „Zeitung für Frankfurt“
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.5.1976, S. 3: Weiße Flecken statt Leitartikel
- Jürgen Bermes, Der Streit um die Presse-Selbstkontrolle: Der Deutsche Presserat. Eine Untersuchung zur Arbeit und Reform des Selbstkontrollorgans der bundesdeutschen Presse, Baden-Baden 1991, S. 249 f.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.), Die Chronik Hessens, Dortmund 1991, S. 479
- Weiterführende Informationen
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.5.1976, S. 7: „Fünf Tage ohne Zeitung“: „Bonner Flaute“ / von Thomas Meyer
- DER SPIEGEL 20/1976, 17.5.1976, S. 20-28: Druckerstreik: „Ein Gespenst geht um“ (eingesehen am 21.7.2020)
- Wikipedia: Frankfurter Neue Presse (eingesehen am 3.5.2016)
- Wikipedia: Frankfurter Societät (eingesehen am 3.5.2018)
- Frankfurter neue Presse (Online): Chefredakteur 1967-79: Der Mann, dessen Rat selbst in Bonn gefragt war [über Robert Schmelzer], vom 15.04.2016, URL: http://www.fnp.de/rhein-main/fnp-70/Der-Mann-dessen-Rat-selbst-in-Bonn-gefragt-war;art64084,1958578 (eingesehen am 3.5.2016)
- Wikipedia: Robert Schmelzer (eingesehen am 3.5.2016)
- Empfohlene Zitierweise
- „Blockade der „Frankfurter Neuen Presse“ durch streikende Drucker, 3. Mai 1976“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1371> (Stand: 26.11.2022)
- Ereignisse im April 1976 | Mai 1976 | Juni 1976
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