Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg
Inhalt
- Erlebnisse in den ersten Mobilmachungstagen
- ...
- Der Hilfskreuzer SMS Möve
- Goldsammlung 1916
- Kriegsanleihe
- Gedicht "Heraus mit dem Geld"
- Autoknappheit
- Der moderne Erlkönig
- Kriegsweihnachten
- ...
- Posterhöhung am 15.6.1916
↑ Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918
Abschnitt 29: Gedicht "Heraus mit dem Geld"
◀ [59-60] [S. 59]
Heraus mit dem Geld.
Heraus mit dem Geld, heraus mit dem Geld,
Und zeiget den Feinden, und zeiget der Welt,
daß darben und sparen schon wir gewöhnt,
daß aller wir lachen, die lang uns verhöhnt.
Daß erst sich in Nöten der Deutsche bewährt,
den Feinden ringsum das Schicksal beschwert.
Heraus mit dem Golde, heraus mit dem Geld.
Bald fallen die Würfel schon zittert die Welt
Es schloß uns der Brite die Türe vom Haus.
Und dachte voll Tücke er hungert uns aus.
Nun zeigt, daß in Not erst sich Deutschland bewährt.
Und stampft Millionen aus heimischer Erd.
Heraus alte Tante, das Geld aus dem Strumpf.
Kriegsanleihe zeichnen, denn das ist jetzt Trumpf.
Du Hagestolz1 öffne den Koffer die „Truh“
Was sparst du für die Erben die lachenden du,
Ich seh sie schon schmunzeln es gibt fünf Prozent
Und willst du’s dann zeichne potzsapperment2.
Heraus jetzt du Bauer, das Geld aus dem Sack
Fern hielt mancher Grauer das russische Pack.
Von Hof dir und Felde mit Taler und Schein.
Wie wars wenn der Russe nicht umkam im Sumpf.
Kriegsanleihe zeichnen; denn das ist jetzt Trumpf.
In Essen der Krupp3 gibt Millionen so leicht,
Durch die Masse der Kleinen wird mehr noch erreicht.
Die Schneeflöckchen fallen Millionen an Zahl
Bald bricht die Lawine mit Donner zu Tal
[S. 60]
Die Schulkinder sammeln in Groschen ihr Geld.
Und in goldner Wehr trotzt Germania die Welt.
Schon türmen Milliarden im Reich sich zu Hauf.
Scharf ist unsere Klinge, goldglänzend ihr Knauf.
„Goddams“4 diese Germanen sie wurden zu reich
Wie ihr Hurra in Polen, im flandrischen Feld
So schlägt uns ihr Kriegsruf: „Heraus mit dem Geld
Heraus mit dem Geld! ▶
- alter Junggeselle (veraltet) ↑
- Ausdruck des Unwillens, hier der Ungeduld (veraltet) ↑
- Gemeint ist wohl die gesamte Firma bzw. Industrielle im übertragenen Sinne, da Friedrich Alfred Krupp seit 1902 tot war. ↑
- engl.: (gott-)verdammt ↑
Personen: | Wiedemann, Klaus · Germania |
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Orte: | Russland · Polen · Flandern |
Sachbegriffe: | Kriegsanleihen · Kriegsfinanzierung · Kriegslyrik · Deutsches Reich · Soldaten · Patriotismus · Gold · Feldgraue · Firma Krupp · Russen · Germanen |
Empfohlene Zitierweise: | „Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918, Abschnitt 34: Gedicht "Heraus mit dem Geld"“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/13-29> (aufgerufen am 04.05.2024) |