Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Karl Wilhelm von Meister, Zeitungsberichte des Regierungspräsidenten in Wiesbaden an den Kaiser, 1914-1918

Abschnitt 17: Bericht vom 27. Oktober 1917 (4)

◀ [1119-1120] Nicht so gut steht es mit der für den Regierungsbezirk Wiesbaden so bedeutsamen Kurindustrie. Die zahlreichen Badeorte des Regierungsbezirks werden von Jahr zu Jahr schlechter besucht. In Wiesbaden sind im Jahre 1913 in der Hauptkurzeit noch 161.326 Besucher gewesen, darunter 55.385 eigentliche Kurgäste. Im Jahre 1916 ist die Zahl der letzteren auf 32.837, im Jahre 1917 aber auf 22.522 gesunken. In sind 1913 16.157, im Jahre 1916 10.595 und im laufenden Jahre nur rund 6.500 Kurgäste gemeldet worden.

Auffallend günstiger gestalten sich demgegenüber die Verhältnisse im nahen großherzoglich hessischen Bade Nauheim, wo im Jahre 1913 die Anzahl der Kurgäste 34.951 betrug und im Jahre 1916 ungefähr die gleiche Höhe erreichen konnte. Bis jetzt sind in diesem Jahre in Bad Nauheim schon 30.014 Kurgäste gemeldet worden. Ich gehe wohl in der Annahme nicht fehl, daß der starke Rückgang der Zahl der Kurgäste in den beiden preußischen Bädern Wiesbaden und Bad Homburg v.d.H. deshalb in so starkem Gegensatz gegen die günstigen Besuchsziffern des Bades Nauheim steht, weil im Großherzogtum Hessen die Ernährungsverhältnisse wesentlich günstiger liegen. Hierdurch geht den preußischen Bädern eine große Zahl zahlungskräftiger Gäste verloren, worunter die Kurindustrie, einschließlich der Hypothekengläubiger, sehr zu Schaden kommt. Die seitens der preußischen Zentralstelle den nassauischen Bädern zugebilligten Sonderzuweisungen vermögen die großen natürlichen Vorteile nicht auszugleichen, deren Bad Nauheim sich erfreut, für das außerdem von der Großherzoglich Hessischen Staatsregierung noch besonders gut gesorgt wird. ▶