Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Karl Wilhelm von Meister, Zeitungsberichte des Regierungspräsidenten in Wiesbaden an den Kaiser, 1914-1918

Abschnitt 1: Bericht vom 4. Mai 1914 (1)

[1106] Wiesbaden, den 4. Mai 1914

Das Wetter ist insofern bemerkenswert gewesen, als im Januar seit langen Jahren wieder einmal der Main vollständig zugefroren war und stellenweise - so bei Hochheim - von schwerem Fuhrwerk passiert werden konnte. Der strenge Winter, der bis in den Februar hinein anhielt, war günstig für die Landwirtschaft. Man erhofft von ihm ein gründliches Aufräumen unter den tierischen Schädlingen.

Was die Weinberge angeht, so hat ihnen der Winter nichts geschadet. Ihr Boden ist mit Feuchtigkeit reichlich gesättigt, das Rebholz ist gut durchgewintert, was als erstes günstiges Vorzeichen für einen guten Herbst Erwähnung verdient. Die sich leider wiederum außerordentlich stark zeigenden Sauerwurmpuppen sollen jetzt mit einem neuerfundenen nikotinhaltigen Mittel bekämpft werden. Gelingt dieser Versuch und treten sonst keine Störungen ein, so darf man nach den überaus schlechten Jahren 1912 und 1913 für 1914 einen günstigen Ertrag der Weinberge im Rheingau erwarten.

Sehr ungünstig für den Gesundheitszustand der Menschen ist der Monat März gewesen, weil er kaum einen Sonnentag, wohl aber fortdauernd Feuchtigkeit gebracht hat.


Personen: Meister, Karl Wilhelm von
Orte: Hochheim · Wiesbaden
Sachbegriffe: Nikotin · Schädlingsbekämpfung · Weinbau · Witterung
Empfohlene Zitierweise: „Karl Wilhelm von Meister, Zeitungsberichte des Regierungspräsidenten in Wiesbaden an den Kaiser, 1914-1918, Abschnitt 1: Bericht vom 4. Mai 1914 (1)“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/32-1> (aufgerufen am 28.04.2024)