Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Wilhelm Neuhaus, Landsturm-Infanterie-Bataillon Hersfeld, 1914-1915

Abschnitt 17: Kontrolle der Grammonter Bahnstrecke

◀ [Teil IV, 18-25] [20-21] Da unten von Grammont herkommend ziehen sich Schienenstränge über die Denderbrücke bis ganz nahe unterhalb unseres Schlößchens an den Berg heran, wo sie in einem 400 Meter langen Tunnel verschwinden. Das ist unsere Arbeit. Mit einem Unteroffiziersposten (1 Unteroffizier und sechs Mann) halten wir die Denderbrücke besetzt, die damals bei unserem Einmarsch in Belgien von einem deutschen Reitersmann zur Verhinderung des Rückzugs der Belgier gesprengt [S. 21] wurde. Ein kunstvoll aufgebautes Gerüst von Bahnschwellen gibt jetzt aber wieder den zerrissenen Haupttrageisen guten Halt. Der Posten hat neben der Bewachung der Brücke noch die Aufgabe, die die Dender passierenden Schiffe zu kontrollieren. Eine zweite Wache (1 Unteroffizier und 9 Mann) liegt in einem Häuschen am Tunnel und bewacht dessen Ausgang und Eingang. Zwischen Tunnel und Brücke wird durch ständige Patrouillen Tag und Nacht die Verbindung hergestellt. Beide Unteroffiziersposten und die Patrouillen werden vom Schlößchen aus alle 24 Stunden abgelöst, während ein dritter Unteroffiziersposten (2 Unteroffiziere, 30 Mann) gleich mit seiner Ablösung in der nächsten Bahnstation (nach Enghien zu) Moerbeke-Viane untergebracht ist. Er reicht mit seinem äußersten Posten am La Marcq-Bache über Ostflandern hinaus in die Provinz Hennegau hinein. Unsere Feldwache sichert auf diese Weise etwa 10 Km. Bahnlinie. (Die ganze Kompagnie ist auf rund 25 Km. verteilt). Jeden zweiten Tag ziehen wir auf Wache und Patrouille und so ist der Dienst – da auf der Strecke nicht viele Züge verkehren – wohl zu ertragen, wenn auch sehr eintönig. Wenn nur das Wetter besser würde, aber unaufhörlich rinnt seit Neujahr der Regen hernieder und weicht die Wege auf. ▶