Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Uraufführung eines Brecht-Stücks in Darmstadt, 25. September 1926

Bertolt Brechts Schauspiel „Mann ist Mann“ wird gleichzeitig im Landestheater in Darmstadt und im Städtischen Theater in Düsseldorf uraufgeführt. Mit der Aufführung, die von Jacob Geis (1890–1972) inszeniert wird, beginnt in Darmstadt die neue Theatersaison.

Brechts Lustspiel, dass den Untertitel „Die Verwandlung des Packers Galy Gay in den Militärbaracken von Kilkoa im Jahre neunzehnhundertfünfundzwanzig“ trägt, schildert in Form einer Parabel die Verwandlung des Packers Galy Gay in einen Soldaten und thematisiert auf ironische Weise die Austauschbarkeit menschlicher Identitäten in der Gesellschaft und ihre Gebundenheit an den sie umgebenden sozialen Kontext.

„Mann ist Mann“ präsentiert zu einem frühen Zeitpunkt die als „Verfremdungseffekte“ bezeichneten Elemente des in den 1920er Jahren von Bertolt Brecht (1898–1956) und Erwin Piscator (1893–1966) entwickelten und später von Brecht zur Vollendung gebrachten Konzepts des „Epischen Theaters“: Die Darsteller wenden sich kommunizierend an das Publikum, die Handlung wird von Liedbeiträgen unterbrochen oder ein halbhoher Vorhang verbirgt die Umbauten nur unvollständig. Der analytisch-erzieherische Charakter des Stückes – ebenfalls ein Wesensmerkmal des Epischen Theaters – steht im Mittelpunkt.

Jacob Geis arbeitet seit 1924 als Dramaturg und seit 1926 auch als Regisseur für das Hessische Landestheater. 1927 wechselt er als Schauspieldirektor nach Kassel, wo er ab 1929 den Rang eines Oberspielleiters bekleidet. Zwischen 1930 bis 1933 leitet er die Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main und betätigt sich ab 1935 als Drehbuchautor und Chefdramaturg für die Bavaria Film AG.
(OV/KU)