Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Zahlreiche Rüstungsbetriebe und Rüstungsarbeiter in Frankfurt, 1. Juni 1918
Am 1. Juni 1918 sind in Frankfurt am Main 640 als Rüstungsbetriebe anerkannte Firmen tätig, von denen 629 zur eigentlichen Metallindustrie zählen. Insgesamt arbeiten in den Rüstungsunternehmen in der Mainmetropole 71.229 Menschen, die der Metallbranche zuzurechnenden Unternehmen allein beschäftigen 58.021 Arbeiterinnen und Arbeiter. Damit sind in den mit Aufträgen für das Militär befassten Metallbetrieben mehr als dreimal so viele Arbeiter tätig, wie in allen übrigen Kriegsgüter produzierenden Gewerbegruppen zusammen. Das nach Produktionsziffern größte Frankfurter Rüstungsunternehmen sind seit 1914 die Adlerwerke. Das im Frankfurter Gallusviertel ansässige Unternehmen stellt unter anderem Lastkraftwagen, Flugzeugmotoren, Torpedo- und Munitionsteile sowie das Getriebe für den ersten deutschen Kampfpanzer, den „Sturmpanzerwagen A7V“. Bei Kriegsausbruch hatten die Adlerwerke noch rund ein Fünftel der in Deutschland hergestellten Personenkraftwagen gefertigt.1
Sondervorstellungen der Vereinigten Stadttheater für die Rüstungsarbeiter
Die bedeutende Zahl der in der Rüstungs- und Kriegsproduktion in Frankfurt beschäftigten Menschen und die sich weiter verschlechternde Versorgung mit Nahrungsmitteln und Heizmaterial ist für die politischen Verantwortlichen Grund, nach Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen Stimmungslage zu suchen. Nach einer Vorgabe des preußischen Kriegsministeriums hatte das Frankfurter Kriegsamt zur Spielzeit 1916/17 damit begonnen, Sondervorstellungen „für die kriegsbeschädigte Arbeiterschaft“ und die „Kriegsindustrie“ zu veranlassen, die von den Vereinigten Stadttheatern zu ermäßigten Eintrittspreisen aufgeführt wurden. Im laufenden Jahr 1918 beteiligen sich zusätzlich etwa 90 Unternehmen der Kriegsindustrie an der Finanzierung der Sondervorstellungen.2
(KU)
- Vgl. Leonhard Dingwerth, Die Geschichte der deutschen Schreibmaschinen-Fabriken, Bd. 1: Große und mittlere Hersteller, Delbrück 2008, S. 10, S. 18. ↑
- Vgl. Boris Slamka, Der Ernst der Stunde: die Vereinigten Stadttheater in Frankfurt am Main 1914–1918, Berlin u. a. 2014, S. 88 f. ↑
- Belege
- Judit Pákh (Bearb.), Frankfurter Arbeiterbewegung in Dokumenten 1832–1933, hrsg. vom Verein für Frankfurter Arbeitergeschichte e. V., Bd. 2: Vom Ersten Weltkrieg bis zur faschistischen Diktatur 1914–1933, Frankfurt am Main 1997, S. 674
- Ernst Kaiser/Knorn, „Wir lebten und schliefen zwischen den Toten“. Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Vernichtung in den Frankfurter Adlerwerken, 3. Aufl., Frankfurt am Main u. a. 1998, S. 22.
- Krause (Hrsg.), Frankfurt-Chronik, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1987, S. 400
- Weiterführende Informationen
- Wikipedia: Adlerwerke (abgerufen am 27.4.2016)
- Empfohlene Zitierweise
- „Zahlreiche Rüstungsbetriebe und Rüstungsarbeiter in Frankfurt, 1. Juni 1918“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2598> (Stand: 1.6.2023)