Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Lampertheimer stellt Geschwindigkeitsrekord für Motorräder auf, 12. April 1951

Auf dem Schlussstück der Autobahnstrecke München-Ingolstadt bricht der deutsche Motorradrennfahrer Wilhelm Herz (1912–1998) aus Lampertheim (Kreis Bergstraße) mit 290 km/h auf einem für speziell für Rekordversuche konstruierten Motorrad der NSU Motorenwerke „Delphin I“ den absoluten Schnelligkeitsrekord für Motorräder. Damit fällt der Spitzenplatz des bisherigen Rekordhalters Ernst Henne (1904–2005), der am 28. November 1937 auf der Autobahn 5 mit einer BMW 500 Kompressor 279,503 km/h (173,67 mph) erreicht hatte.

Das mit einer stromlinienförmigen Fast-Vollverkleidung ausgestattete¹ Zweirad verfügt über einen 500-cm³-Rennkompressor-Motor mit einer Leistung von 110 PS bei 8500 Umdrehungen pro Minute. Entstanden ist das Rekordfahrzeug unter der Leitung des Chefs der NSU-Entwicklungsabteilung Walter Froede und mit Unterstützung durch Ingenieure der Technischen Hochschule Braunschweig. Wilhelm Herz durchfährt den Kilometer mit fliegendem Start in 12,42 Sekunden (dies entspricht 289,796 km/h) und die Meile in 20,09 Sekunden (gleich 288,35 km/h). Gemäß den internationalen Bestimmungen werden diese Messzeiten auf 290 km/h aufgerundet. Ein erster Rekordversuch war am Vortag durch das Versagen der Zeitmessgeräte gescheitert.

Mit einer als „Delphin III“ bezeichneten, modifizierten Version des Rekordmotorrads stellt Wilhelm Herz im August 1956 auf den Bonneville Salt Flats im Bundestaat Utah (USA) zwei weitere absolute Geschwindigkeitsrekorde für Motorräder auf: unter Verwendung eines 75 PS leistenden 350-cm³-Motor erreicht er am 2. August für die fliegende Meile einen Wert von 304,96 km/h (2. August) und zwei Tage später, am 4. August 1956, mit dem 500-cm³-Motor einen mittleren Wert von 339,404 km/h.
(KU)

1. Nur der Kopf des Fahrers, seine Schulter und der Rücken werden nicht von der Verkleidung verdeckt. ↑