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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Verhaftung Wilhelm Leuschners, 23. Juni 1933

Der vor wenigen Wochen, am 1. April, von seinem Amt als hessischer Innenminister zurückgetretene SPD-Politiker und Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner (1890–1944) wird bei seiner Rückkehr von der 17. Sitzung des Internationalen Arbeitsamts in Genf erneut verhaftet. Leuschner war bereits am 2. Mai im Zuge der Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten verhaftet, für mehrere Tage festgehalten und bei Verhören misshandelt worden.

Wilhelm Leuschner, dem die NS-Behörden alle übrigen Ämter und Funktionen entzogen haben, besuchte Genf als Mitglied des Verwaltungsrates des Internationalen Arbeitsamtes. Gezwungenermaßen trat er dort in Begleitung von Robert Ley (1890–1945), dem Führer der NS-„Einheitsgewerkschaft“ „Deutsche Arbeitsfront“, auf. Ley versprach sich aufgrund des hohen internationalen Ansehens Leuschners eine positive Ausstrahlung auf die nationalsozialistische Gewerkschaftspolitik, doch vertrat Leuschner in Genf nicht die gewünschte Linie des NS-Regimes, sondern eigene Ansichten. Er tat dies im Bewusstsein, sofort nach seiner Rückkehr nach Deutschland erneut inhaftiert zu werden. Zu seiner eigenen Sicherheit in der Schweiz zu verbleiben, lehnte er ab. Wilhelm Leuschner wird nach seiner Festnahme zunächst im Zuchthaus Bockenberg und anschließend bis Juni 1934 in den Konzentrationslagern Börgermoor und Lichtenburg gefangengehalten.
(KU)

Belege
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Empfohlene Zitierweise
„Verhaftung Wilhelm Leuschners, 23. Juni 1933“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/723> (Stand: 23.6.2022)
Ereignisse im Mai 1933 | Juni 1933 | Juli 1933
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