Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Eröffnung der neuen Synagoge in Darmstadt, 9. November 1988
In Darmstadt wird die neu erbaute Synagoge feierlich der Jüdischen Gemeinde übergeben. Auf den Tag genau fünfzig Jahre nach der Zerstörung der drei Synagogen der Stadt in der sogenannten Reichskristallnacht (vom 9. auf den 10. November 1938) überreicht Darmstadts amtierender Oberbürgermeister Günther Metzger (1933–2013; SPD) dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Josef Fränkel (1920–1994) den Schlüssel zu dem an der Wilhelm-Glässing-Straße errichteten Neubau. Die Neue Synagoge und ein ihr angegliedertes Gemeindezentrum sind Entwürfe des in Frankfurt ansässigen jüdischen Architekten Alfred Jacoby (geb. 1950). Die Stadt Darmstadt hat zur Verwirklichung des Bauprojekts mehr als zehn Millionen DM aufgewendet. Aus Wiesbaden trifft kurzfristig am 9. November die Nachricht ein, dass sich das Land Hessen mit einem Baukostenzuschuss in Höhe von zwei Millionen DM1 beteiligen werde. Ein beachtlicher Finanzierungsbeitrag stammt allerdings aus der Hand einer Gruppe Darmstädter Bürger, die auf eigene Faust Mittel für die künstlerische Ausstattung der Synagoge sammelten und einen namhaften Spendenbetrag zur Finanzierung der farbigen Glasfenster erbracht haben.2
Oberbürgermeister Metzger unterstreicht bei seiner Ansprache, dass die Synagoge kein Geschenk sei: „Die Bürgerschaft der Stadt gibt der jüdischen Gemeinde eine Synagoge zurück.“ Bereits bei der Grundsteinlegung im August 1987 waren in das Fundament zwei mahnende Bibelworte als Inschriften unter dem Almemor (Lesepult) eingemauert worden: „Sie haben Dein Heiligtum in Brand gesteckt und haben bis zum Grunde alle Stätten Deines Namens entweiht.“ (Psalm 74,7) und: „In jenen Tagen werde ich die Hütte Davids, die gefallen ist, aufrichten und ihre Lücken schließen und alles Zerstörte wieder herrichten und aufbauen, daß es dauere bis in alle Ewigkeit“ (Amos 9,11).
(KU)
- Zahlbar in den Haushaltsjahren 1990 und 1991. ↑
- Der Bürgerinitiative war es gelungen, insgesamt 275.000 DM aus Sammlungen und Benefizveranstaltungen zu schöpfen, darunter ein Konzert mit dem weltbekannten Geigenvirtuosen Yehudi Menuhin (1916–1999). Die Ausführung der Bleiglasfenster oblag dem britischen Künstler Brian Clarke (geb. 1953). ↑
- Belege
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.11.1988, S. 51: Raumhohe Nachbildung eines Tempels umschließt den Thoraschrein: Die neue Darmstädter Synagoge wird am Mittwoch eingeweiht / Bleiglasfenster von Brian Clarke / Gemeindezentrum Ort der Begegnung
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.11.1988, S. 45: Verhaltene Freude, überschattet von der Vergangenheit: Fünfzig Jahre nach der Zerstörung: Bei der Synagogeneinweihung in Darmstadt flossen Tränen der Rührung und der Trauer
- Alemannia Judaica: Synagogen in Hessen: Stadtkreis Darmstadt und Kreis Darmstadt- Dieburg (DA): Darmstadt nach 1945: Darmstadt (Hessen) – Jüdische Geschichte / Betsäle/Synagoge nach 1945 (Stand: 30.10.2012)
- Weiterführende Informationen
- Eva Reinhold-Postina (Hrsg.), Das Darmstädter Synagogenbuch. Eine Dokumentation zur Synagogen-Einweihung am 9. November 1988, Darmstadt 1988
- [Magistrat der Stadt Darmstadt, Presse- und Informationsamt (hrsg. Körperschaft)]: „Die Bürgerschaft gibt der jüdischen Gemeinde eine Synagoge zurück“: Einweihung der Synagoge in Darmstadt 9. November 1989; Ansprachen, Darmstadt 1989
- Hebis-Klassifikation
- 633060 ,Synagoge
- Hebis-Schlagwort
- Synagoge Darmstadt ; Einweihung ; Geschichte 1988
- Empfohlene Zitierweise
- „Eröffnung der neuen Synagoge in Darmstadt, 9. November 1988“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1556> (Stand: 9.11.2022)
- Ereignisse im Oktober 1988 | November 1988 | Dezember 1988
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