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Regesten der Landgrafen von Hessen

1421 Juli 18

Zunftordnung für die Schneider in Kassel

Regest-Nr. 16623

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Urk. 12, Nr. 257, 15. Jahrhundert, Papier.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt den Schneidern zu Kassel einen Zunftbrief.

Wortlaut der Datierung

Anno Domini milesimo [!] quadringentesimo vicesimo primo ipso die beati Arnolfi.

Originaltext
Wir Ludewig von Gotis gnaden lantgrave zcu Hessen bekennen vor uns und unser erbin uffentlich in diessem brieffe, daz wir [de]me hantwerke den snyderen unser liebin burgeren zcu Cassel eyne bruderschafft und innunge gegebin han und geben in die mit crafft diesses brieffes in aller masse alse hernach geschrebin sted.
1. Zum ersten sullen sie zwene meister under sich kysen, eynen in der aldenstad ader nuwenstad und eynen uff der fryheid, die sullen mechtig sin zcu besehen alle gebrechen der in dem hantwerke geruren mag, alle jar uff sancte Michelis tag und die zwene sallen kysen eynen vormunder alle jar uff die vorgenante ziiet und sal so vort alle jar uff sancte Michelstag eynen andern vormunder kysen an syne stad und die zwene meister sollen zwene ander meister kysen alle jar an ire stad uff die obgenante ziiet und wer die kore witderspreche, der sulte gebin eyn phund hescher phenninge uns und unsern erbin halb, unser stad Cassel eyn fertel zcu irme buwe unde dem hantwerke eyn fertel.
2. Und wer sich irs hantwerkes gebruchen wel, der sal eyn ingesessen burger zcu Casselsin ader sal von stund burger daselbes werden und eyn recht ekint sin und sal sin ere selbes wol bewart han, sin hantwerk konnen und sal vor den meysteren snyden. Und wereß daz her myssesnede, so sal her vort wanderen also lange biß her sin hantwerk gelerne und der sal die bruderschaff und innunge kouffend umb seß gulden und sal dye beczalt han eher man ime die innunge liihet. Daz gelte sal uns und unsern erbin halb, unser stad Cassel eyn vierteil zcu irme buwe und deme hantwerke eyn vierteil gefallen und darzcu gebin eynen zober byrß deme hantwerke und zwey phunt waß zcu iren lichten und den meysteren eyn stobichen wynß und deme knechte eynen schilling phenige und sal die inunge kouffen zcu dene hantwerks meistern wan sie bie eynander sint und umb nymant anderes.
3. Auch sal keyn snyder in der juden huse arbeyden. Wer daz thud der sal daz vorbußen also decke er daz thud myt eynem phunt waß zcu iren lichten.
4. Auch sollen sie keynen verlummiten man neme in ire inunge, ir bringe dan soliche orkunde, daz man ime unrecht thede, des zcu glaubin sie.
5. Wan auch die meister cleider bereyt habin weme daz ist, blyben die bye ime liegende ungelost darnach sie gereide weren vierczen tage, so mag er sie verseczen zcu cristen ader zcu juden vor sin vordynte mogeliche loen und nicht thuer und sal daz thun mit kuntschafft und sal es ime virkundigen.
6. Willich snyder auch vorseste der lute gewant daz ime zcu nehinde gethan were vor sin egenante schult, der sulde daz vorbußen mit drehen phunde phennge der vor geschrebin were, die uns und unser erbin halb, unser stad Cassel eyn viertel zcu irme buwe und deme hantwerke eyn viertel.
7. Und ob eyn snyder den luden er gud intruge, der sal die innunge verloren habin und unser amptman mit hulfe des rateß zcu Cassel mag in darumbe straffen.
8. Auch ensal keyn snyder deme anderen synen knecht abbespannen eher dan sin zyet komet daz er orlob sulde han von synem heren. Wer daz thede, der sal vorloren han zcwen phunt wasses zcu iren kerczen.
9. Auch sal keyn snyder tragen listen ader stugken, er konne sie dan vorantworten. Und also decke ir daz thud, sal her gebin eyn phunt waß zcu iren kerczen.
10. Auch sal keyn snyder syme knechte nuwe werg zcu nehende gebin an deme heilgen tage. Also decke er daz thud, sal her gebin eyn phunt waß zcu iren lichtenh.
11. Wan auch der meister eyner nuwe werk gesnydet, daz ensal der anderen keyner arbeyden, er thue ez dan myt synem willen. Wer daz aber thede, der sal gebin eyn punt waß zcu iren kerzen.
12. Auch wan eyns meisters son von synem vater ginge und daz hantwerg anegrieffen wolte, so sulde her vor den meysteren snyden und sin hantwerk konnen und solde alsdann deme hantwe[r]ke eynen zober birß gebin und eyn phunt waß zcu iren kerczen.
13. Wan auch ire meister virboden er hantwerk umb ir noid willen, wer dar nicht zcu qweme, der sal ye zcu eyneme vorbode seß phennge verlysen. Willicher auch sine phande irer meisterschafft werte von diesser bruche wegen, ez sie man ader frauwe, der sal vorlisen seß schilinge [!] hescher pheninge, die uns und unsern erben ha[l]b, unser stad Cassel eyn viertel und deme hantwerke eyn viertel gefallen sollen, und darzcu sollen in unser amptman und der stad knechte helfen abe des not were.
14. Wan sie auch bie eynander weren und abe imant zcu vil reden wolde, daz in die meister swigen hissen, also decke ir dann poberk daz gebot der meister spreche, also decke sal her deme hantwerke seß penige gebin.
15. Auch wan man ire meister kuset, so sollen die alden meistere den nuwen meisteren rechenunge thun und deme hantwerke.
16. Auch willicher junnge der snyder hantwerk ler[n]en sal, der junge sal gebin zcwen phunt waß zcu eren kerczen und seß schillinge phenige den meisteren.
17. Es sal auch keyn snyder eynen knecht virantwerten her sie dan in syme brode.
18. Wan man auch der irer innunge nicht hette fundel arbeidende, den mugen sie phanden in unser stad Cassel wo man den findet vor czwelf schilinge [!] phenige, daz sal uns, unser stad und deme hantwerke gefallen iglichem sin teil also vor underscheiden ist.
19. Es sal auch nymant uff unsern dorfen die zcu Cassel gehoren nehen ader daz hantwerk arbeyden, er sie dann mit huse da gesessen. Wer ez auch darpobin thede, den mugen sie phanden vor zcwelf schilinge [!] phenge, die uns, unser stad unde dem hantwerke gefallen sollen also vor geschrebin sthed. Als decke sie des bedorfen so sollen in unsers amptmans unde der stad knechte dazcu helfen.
20. Diesse bruderschafft und innunge sollen alle ire sonem die ekinder sin sich zcumale mit in gebruchen glicher wiis also sie also daz sie stadrecht thun.
21. Neme auch eyner wer der were eynes meysters tochter von deme hantwerke vorgenant und wulde sich der des hantwerkes gebruchen und antriben, der sulte die bruderschafft und innunge halb kouffenn und daz ander halbenteil habin von der thochter.
22. Storbe auch der vorgenant meister eyner und neme sin frauwe eynen anderen, der in der bruderschafft nicht were und daz hantwerk uben wulte, der sulde auch die bruderschaff und innunge halb losen alse vorgeschrebin sted.
23. Auch wan die meister phanden wolten, wer die phande weren wolde, der sulde daz verbußen mit seß schilingen [!] penigen, die uns halb und unser stad eyn verteil und deme hantwe[r]ke eyn viertel gefallen sulten.
Des zcu orkunde han wir unser ingesigel an diessen brieff thun henken anno Domini milesimo [!] quadringentesimo vicesimo primo ipso die beati Arnolfi.
Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Kassel, Schneider

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel) · Kassel (Stadt Kassel), Altstadt · Kassel (Stadt Kassel), Neustadt · Kassel (Stadt Kassel), Freiheit

Sachbegriffe

Handwerker, Schneider · Zünfte · Bürger · Zunftordnungen · Zunftbriefe · Währungen, Hessische Pfennige · Zünfte, Aufnahme in · Zunftmeister · Juden · Zünfte, Arbeitsbeschränkung für Meister · Räte · Amtmänner · Stadtknechte · Handwerker, dörfliche

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16623 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16623> (Stand: 28.04.2024)