Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Hessischer Landtag erlaubt Schutzimpfung gegen Kinderlähmung mit Lebendimpfstoff, 31. Januar 1962
Der Hessische Landtag beschließt das „Gesetz über die Schutzimpfung gegen Kinderlähmung mit Lebendimpfstoff“. Damit wird die freiwillige Schutzimpfung gegen Kinderlähmung auch in Hessen zugelassen.
Das Land reagiert mit dem Gesetz – wie andere Länder – auf die Fortschritte in der Bekämpfung der Kinderlähmung (Poliomyelitis), die ab etwa 1880 als epidemische Viruserkrankung auftrat. Sie betraf vor allem Kinder und Jugendliche, bei denen die Viren zu einer Erkrankung des Rückenmarks führten und oft schwerwiegende, irreversible Folgen für die Bewegungsfähigkeit verursachten. In zahlreichen Fällen führte die Erkrankung auch zum Tode. Gegen die weit verbreitete Krankheit, die auch in Deutschland Tausende erfasste, wurden seit 1954 Impfstoffe entwickelt. Zu einem entscheidenden Fortschritt in der Poliobekämpfung führte die von dem Amerikaner Albert Sabin (1906–1993) im Jahr 1960 entwickelte Impfung mit abgeschwächtem Lebensimpfstoff.
Das im Februar 1962 vom Hessischen Landtag beschlossene Gesetz ermöglicht auch in Hessen die Anwendung dieser Forschungsergebnisse in freiwilligen Massenimpfungen. Die Impfungen verlaufen auf mittlere Sicht so erfolgreich, dass die Poliomyelitis in Europa seit 1999 als ausgestorben gilt.
(OV)
- Belege
- Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen 1962, Nr. 3 vom 8.2.1962, S. 18
- Rechtsdatenbank Hessen: Gesetz über die Schutzimpfung gegen Kinderlähmung mit Lebendimpfstoff. Vom 6. Februar 1962, in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Nr. 3 vom 8. Februar 1962, S. 18 (Stand: 17.06.2012)
- Weiterführende Informationen
- Ulrike Lindner, Gesundheitspolitik in der Nachkriegszeit. Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich, München 2004 (dort besonders Kapitel 2: Die Bekämpfung der Kinderlähmung, S. 221-282)
- Waltraud Betz, Poliomyelitis 1948 in Fulda und Umgebung unter besonderer Berücksichtigung der im Städt. Krankenhaus in Fulda stationär behandelten Fälle, Frankfurt am Main, Med. Diss., 1951
- Irmgard Dreis, Poliomyelitis in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1953 mit besonderer Berücksichtigung der Erkrankungen in Hessen, Frankfurt am Main, Med. Diss., 1957
- Doris Dreis-Rios, Das Auftreten der Poliomyelitis in Hessen im Jahre 1952, [maschinenschr. autographiert], Frankfurt am Main, Med. Diss., 1953
- Hans Wolfgang Graupner, Die Poliomyelitis im Stadt- und Landkreis Fulda (Hessen) in den Jahren 1930 bis 1950 unter besonderer Berücksichtigung der Epidemie des Jahres 1950, Frankfurt a. M., Med. Diss., 1951
- Walter Hahn, Untersuchungen über das Auftreten der Poliomyelitis im Stadt- und Landkreis Offenbach am Main in den Jahren 1944 bis 1950, [maschinenschr.], Frankfurt a.M., Med. Diss., 1952
- Dieter Heß, Die Poliomyelitis von 1956 bis 1960 in den kreisfreien Städten und Landkreisen Westdeutschlands und in den Gemeinden Nordbayerns, Ort unbekannt, Diss., 1962
- Theodor-Heinz Scherer, Das Auftreten der Poliomyelitis in Hessen im Jahre 1951, Frankfurt a.M., Med.Diss., 1952
- Klaus Seemann, Die Poliomyelitis-Epidemie in Hessen 1950 unter besonderer Berücksichtigung der Erkrankungen im Stadtkreis Frankfurt/M., Frankfurt a.M., Med. Diss., 1951
- Wikipedia: Poliomyelitis (eingesehen am 6.2.2018)
- Hessische Parlamentarismusgeschichte: Drucksachen des Hessischen Landtags. 4. Wahlperiode, Abteilung III, Bd. 4, S. 2005 f. (eingesehen am 6.2.2022)
- Empfohlene Zitierweise
- „Hessischer Landtag erlaubt Schutzimpfung gegen Kinderlähmung mit Lebendimpfstoff, 31. Januar 1962“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4495> (Stand: 31.1.2023)
- Ereignisse im Dezember 1961 | Januar 1962 | Februar 1962
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