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Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt an den Komponisten Hans Pfitzner, 28. August 1934

Der deutsche Komponist und Autor Hans Erich Pfitzner (1869–1949) erhält den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main. Der die Preisvergabe begründende Text der Verleihungsurkunde würdigt Pfitzner als „deutschen Tonschöpfer, dessen Schaffen in Lied, Symphonie und Musikdrama der deutschen Musik erhabenen Ausdruck verliehen hat“ und als „Kämpfer für deutsche Art, der zur stolzen Besinnung auf die hohe Überlieferung der deutschen Kunst und zum unerschütterlichen Glauben an ihre Zukunft aufgerufen hat.“1
Hans Pfitzners musikalisches Schaffen repräsentiert eine konservative Musikästhetik, die der Künstler in seinen theoretischen Schriften vehement gegen zeitgenössische „neue“ Strömungen verteidigt. Seine von romantischen und spätromantischen Elementen geprägten Werke machen ihn zum führenden Vertreter eines betont deutschen und entschieden antimodernistischen Musikbegriffs. Der dogmatisch vertretenen ästhetischen Rückwärtsgewandtheit seiner Kompositionen zum Trotz wird Pfitzners Schaffen von zahlreichen Künstlerkollegen hoch geschätzt, so zum Beispiel von Gustav Mahler und Richard Strauss. Der Schriftsteller Thomas Mann gründet gemeinsam mit anderen Künstlern 1918 gar einen Hans-Pfitzner-Verein für deutsche Tonkunst, distanziert sich aber bald darauf von Pfitzners politischer Ausrichtung.

Pfitzner, der sich aktiv für die nationalsozialistische Politik engagiert und dem Regime selbst nach Kriegsende noch weitgehend bejahend gegenübersteht, wird 1944 als einer von drei Musikern (neben Richard Strauss und Wilhelm Furtwängler) in die Sonderliste „Unersetzliche Künstler“ der von Hitler, Goebbels und dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda zusammengestellten „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen.
(KU)


  1. Zitiert nach Hanna Leitgeb, Der ausgezeichnete Autor, S. 128.
Belege
  • HeBISHanna Leitgeb, Der ausgezeichnete Autor: städtische Literaturpreise und Kulturpolitik in Deutschland 1926–1971 (European cultures 4), Berlin u.a. 1994, S. 127 f.
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt an den Komponisten Hans Pfitzner, 28. August 1934“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4787> (Stand: 12.2.2021)
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