Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Heide

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Deutung
Entweder zu ahd. heida, mhd. heide st. F. ‚Heide, unbebautes, unfruchtbares Land; Heidekraut‘ oder zu ahd. heidan, mhd. heiden st. M. ‚Heide, Ungetaufter‘. Die Mehrzahl der FlN bezieht sich auf landwirtschaftlich nicht genutzte, mit Heidekraut und Buschwerk bewachsene Flächen. Die Namenvariante Heides (Ober-Scharbach, Ueberau) deutet auf einen Ort, wo Heidekraut wächst. Einzelne Namen stehen mit Heide ‚Nichtchrist‘ in Verbindung, meist als Hinweis auf vor- und frühgeschichtliche Fundstellen (Hügelgräber, römische Straßen- und Mauerreste, Steinbrüche usw.). So liegt der mehrfach belegte FlN Heidenstock an Römerstraßen1. Da im südhess. Dialekt auch Sinti und Roma und fahrendes Volk als Heiden bezeichnet werden, könnte ein Teil der FlN an deren bevorzugte Lagerplätze und Reisewege erinnern (so vermutlich der Heidendamm in Pfungstadt und der Heidnische Weg in Groß-Gerau). Südhess. Heide ‚Buchweizen‘ in FlN erinnert gelegentlich an frühere Anbauflächen von Buchweizen2 (Mosbach u. a.). Eine eindeutige Zuordnung der FlN ist in vielen Fällen nicht möglich.
Literatur
Karg-Gasterstädt/Frings 4, 800 f. u. 4, 803 f., Lexer 1, 1207; Kluge/Seebold 363 f.; DWB 4, 2, 795 u. 799; SHessWb 3, 214 f., PfälzWb 3, 752; Bach 2, § 354, § 372 u. § 624c; Dittmaier (1963), S. 105, Ramge (1979), S. 147, Zernecke (1991), S. 223, Vielsmeier (1995), S. 206. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Heide; DWB: → heide; Lexer: → heide; PfälzWb: → heide; Wörterbuchnetz: → Heide
Referenz
Vgl. Heidel · Heidig.

1 Christmann (1972), S. 19, Ramge (2001), S. 215 f.
2 Reutter (1991), S. 54 f.