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Hessische Biografie

Portrait

Karl Friedrich Konrad Oetker
(1809–1881)

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Oetker, Karl Friedrich Konrad [ID = 7392]

* 9.4.1809 Rehren (bei Rinteln), † 17.2.1881 Berlin, Begräbnisort: Kassel Hauptfriedhof, evangelisch-lutherisch
Dr. jur.; Dr.-Ing. eh. – Jurist, Journalist, Abgeordneter, Politiker
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Wirken

Werdegang:

  • 1816-1823 Besuch der Dorfschule in Rehren
  • 1823-1825 zum Auskurieren eines Leidens bei seinem Onkel Cordhinnerk Oetker in Wiedensahl (Schaumburger Land)
  • 1825 Besuch des Gymnasiums in Rinteln, dort 1831 Abitur
  • 1831-1834 Studium der Rechte in Marburg, 1834 erstes juristisches Staatsexamen
  • während des Studiums Gründer des „Akademischen Lesemuseums“ in Marburg
  • 1834-1837 Rechtspraktikant beim Stadt- und beim Obergericht in Kassel
  • 1837-1850 Obergerichtsanwalt in Kassel
  • 1848-1850 Begründer und Herausgeber der „Neuen Hessischen Zeitung“, dafür 1850 ohne Urteil wochenlang inhaftiert
  • 1851 steckbrieflich verfolgt wegen „Ausbreitung von Mißvergnügen gegen die Staatsregierung“, deshalb Flucht nach Helgoland, dort Gerichtsschreiber
  • 1852 Entfernung aus dem kurhessischen Justizdienst
  • 1854 Übersiedlung aus Gesundheitsgründen nach Brüssel
  • unterstützte dort die flämische Volksgruppe
  • 1859-1879 nach seiner Rückkehr nach Kassel Gründer und Herausgeber der Hessischen Morgenzeitung zusammen mit dem Buchdrucker F. Scheel
  • 1859 Mitglied des Nationalvereins und Vertrauensmann Bismarcks für Kurhessen
  • Gründer und Leiter der „Abendunterhaltung“, Mitglied der jungdeutschen Dichtervereinigung Stiftshütte
  • redigierte den „Salon“ und den „Rechtsfreund“
  • 1848 Mitglied des Frankfurter Vorparlaments
  • 1848-1850/1862-1866 Mitglied der Stände, verhandelte mit Bismarck über die Zukunft Kurhessens
  • 1866 nach erfolgreicher Klage Wiedereinstellung in den kurhessischen Justizdienst, machte von diesem Recht aber keinen Gebrauch
  • 1867-17.2.1881 Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichstages für den Wahlkreis Kassel 1 (Hofgeismar, Rinteln, Wolfhagen) (Nationalliberale Partei), dort 1871-1874 Mitglied des Vorstands der nationalliberalen Fraktion
  • Februar 1867 Ablehnung des Reichstags-Mandats im Wahlkreis Kassel 2: Kassel-Stadt, Kassel-Land, Melsungen (Nationalliberale Partei)
  • 1867-1876 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1867-1870 für den Wahlkreis Kassel 2 (Hofgeismar, Wolfhagen), 1870-1873 für den Wahlkreis Kassel 13 (Schlüchtern, Gelnhausen mit dem Amt Orb), 1873-1876 für den Wahlkreis Kassel 4 (Kassel, Witzenhausen) und 1877-1881 für den Wahlkreis Kassel 1 (Rinteln) (nationalliberal)
  • 1868-1874 Mitglied des Kurhessischen Kommunallandtags des preußischen Regierungsbezirks Kassel als Abgeordneter im Stande der Städte der Kreise Hofgeismar und Wolfhagen für Karlshafen, Grebenstein, Helmarshausen, Hofgeismar, Immenhausen, Liebenau, Naumburg, Trendelburg, Volkmarsen, Wolfhagen und Zierenberg, dort 1868-1869 und 1871-1872 Mitglied des Legitimationsprüfungsausschusses, 1868 Mitglied des Ausschusses zur Begutachtung der Geschäftsordnung, des Verfassungsausschusses und des Ständischen Verwaltungsausschusses, 1869 Mitglied des Ausschusses zur Begutachtung von Vorlagen und sonstigen Beratungsgegenständen und 1872 Mitglied des Hauptausschusses
  • setzte sich 1867 in Berlin für die Einbeziehung des kurhessischen Staatsschatzes in den Aufbau der kommunalständischen Selbstverwaltung ein
  • gründete eine Kasse zur Unterstützung der 1850 entlassenen Offiziere
  • 16.2.1871 Mandat für das Preußische Abgeordnetenhaus aberkannt, wiedergewählt
  • Stadtrat in Kassel
  • Mitglied der literarischen Gesellschaften zu Leuwen und Gent
  • Mitglied im Verein für hessische Geschichte
  • stiftete der Stadt Kassel 2000 Taler zur Gründung einer Volksbibliothek, der heutigen Staatsbibliothek, schenkte dem Diakonissenhaus in Treysa eine größere Summe, unterstützte das lutherische Waisenhaus
  • Ehrenbürger der Städte Kassel, Schmalkalden, Rinteln und Witzenhausen

Funktion:

  • Kurhessen, 11. Landtag, Mitglied, 1848-1849
  • Kurhessen, 12. Landtag, Mitglied, 1849-1850
  • Kurhessen, 13. Landtag, Mitglied, 1850
  • Kurhessen, 20. Landtag, Mitglied, 1862-1863
  • Kurhessen, 21. Landtag, Mitglied, 1863-1866
  • Preußen, Abgeordnetenhaus, Mitglied, 1867-1881
  • Norddeutscher Bund, Reichstag, Mitglied, 1867-1870
  • Kassel, Regierungsbezirk, Kommunallandtag, Mitglied, 1868-1874
  • Deutsches Reich, Reichstag, Mitglied, 1871-1881

Werke:

Lebensorte:

  • Rehren; Wiedensahl; Rinteln
Familie

Vater:

Oetker, Christian, GND, 1776–1847, Gutsbesitzer, Landwirt, Böttcher, Besitzer der Steinbachsmühle bei Rehren, Sohn des Johann Heinrich Oetker, † 1801

Mutter:

Bauer, Sophie Luise, † 1859

Verwandte:

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Bildquelle:

Album mit Porträts von Mitgliedern der 20. kurhessischen Ständeversammlung 27. (30.) Oktober 1862 - 31. Oktober 1863, in: HStAM Bestand Slg 7 Nr. f 20/48 (beschnitten)

Leben

Durch die „geschickte Leitung“ seiner Zeitung wurde er die „der Führer und die Seele der hessischen Kammeropposition.“ „Er war unstreitig der geistig begabteste und energischste Kämpfer seiner Partei, der indessen weit mehr durch seine schriftstellerische, organisatorische und diplomatische Tätigkeit hervorragte als durch seine parlamentarischen Talente. Sein juristischer Scharfsinn, seine feinsinnige poetische Begabung, seine Heimatsliebe und seine persönliche Uneigennützigkeit mußte auch von seinen Gegnern anerkannt werden. Verhängnisvoll wurde sein Auftreten während und infolge des zweiten Verfassungskampfes, der im wesentlichen sein Werk war, namentlich durch seine geheimen Beziehungen zur preußischen Regierung. Die Annexion hat er freilich nicht gewollt und ihre nächsten Folgen, besonders die „Rechtsverwüstung“ des Diktaturjahres bitter empfunden, wie er auch die Erklärung der sog. 13 Totengräber aufs hefstigste mißbilligte. Sein Götze war die Verfassung von 1831, für die er alles opferte und jahrelang 1851-59 sogar in der Verbannung, in Braunschweig, Helgoland und Belgien lebte. Daß dieser Götze dann von den Geistern, die er gerufen, sofort gestürzt wurde, hat er nie recht verwunden. Nach 1866 war er allerdings noch bis zu seinem Tode nationalliberaler Reichstagsabgeordneter für Rinteln, spielte aber keine Rolle mehr. Als verbitterter und vergessener Mann starb der einst so populäre ‚Volkstribun Hessens’ am 17. Februar 1881 in Berlin. Seine Lebenserinnerungen sind eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte der hessischen Landtage und des Untergangs Kurhessens.“1


  1. Philipp Losch, Die Abgeordneten der Kurhessischen Ständeversammlungen von 1830 bis 1866, 1909, S. 42.
Zitierweise
„Oetker, Karl Friedrich Konrad“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/117108049> (Stand: 24.4.2024)