Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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Inhalt

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Abbildungen

↑ Feldpostbrief an den Soldaten Georg Kraus aus Mosbach und Briefwechsel seiner Familie, 1915-1917

Abschnitt 2: 5.12.1915: Brief an Georg Kraus von Pfarrer Berdel

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Holzhausen¹ i Oberhessen, 5. 12.1915.

Lieber Herr Kraus²!

Ihr Bild und Ihre Zeilen, die mir sagen, was Sie durchgemacht haben, haben mich ganz erschüttert. Nichts mehr! Wie war es einst doch so schön und wie ist es ganz anders gekommen. Wir wollen aber gegen die Fügungen Gottes nicht ankämpfen sondern sprechen: „Herr, dein Wille geschehe.“ Sie hatten bei all dem Unglück noch Glück, daß Sie am Leben geblieben sind. Ja, es ist fast wunderbar, daß Sie noch da sind- danken Sie unserem Herrgott dafür, daß er Sie am Leben erhalten hat. Aber, was müssen Sie durchgemacht haben! Doch, das ist ja soweit vorbei und ich hoffe, daß Sie bald vollständig hergestellt sind. Dann freue ich mich im Geiste mit Ihnen, wenn Sie in des trauten Mosbach³ wieder einziehen und [S.2] in des neue, eigene, schöne Heim, in den lieben Familienkreis- dann wird nach all den trüben und schweren Herzen alles noch einmal so schön. Dann sind Sie wieder der liebwerte, gern gesehene Bote⁴- und haben Sie auch nur ein Auge, Sie sehen doch genug- und es ist ja oft auch gut, wenn man nicht alles sieht- aber mit Stolz können Sie auf Ihre Wunden zeigen und sagen: Fürs Vaterland habe ich diese Wunden empfangen, fürs Vaterland habe ich mein liebstes, meinen Augapfel hingegeben.
Meinen Besten Dank, daß Sie meiner gedacht haben in Ihren schweren und harten Tagen- und besonders besten Dank für Ihr Bild- es wird bei mir einen Ehrenplatz bekommen.
Ich hatte Ihnen am Anfang des Krieges geschrieben- aber mein Schreiben kam als unbestellbar zurück- es fehlte auf der Anschrift, so viel ich mich entsinne, die Angabe der Division.
Nun jetzt geht es bald nach Mainz und von [S.3] dort in einen Erholungsort-vielleicht kennen Sie noch Bad-Homburg⁵- dann könnten wir öfters zusammenkommen. Vielleicht sehen wir uns bald einmal. Ich sage: Auf frohes Wiedersehen! Auch wünsche ich Ihnen noch recht gute Erholung und volle Kräftigung und grüsse Sie recht herzlich- auch versichere ich Sie, daß ich Ihre im Gebet nicht vergessen werde.
Ihr ergebener
Anton Berdel⁶, Pfarrer
Auch recht viel Grüße an Ihre Frau⁷und Ihre Kinder⁸. Ebenso läßt Frl. Halbig Sie recht herzlich grüßen. Sie nimmt innigen Anteil an Ihrem harten Geschick und wünscht Ihnen volle Gesundheit.

V.G.

[Vorderseite:] Absender: Berdel, Pfarrer in Holzhausen (Oberhessen)- Feldpost⁹, An Wehrmann Georg Kraus, Res.Laz., Auerbach/Hessen 14/87, Bergstr.¹⁰¹¹

[Poststempel:] Holzhausen (Oberhessen), 6.12.15, 8-9 V.
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1. Die Gemeinde Holzhausen heißt ab 1939 Burgholzhausen und ist ein Stadtteil von Friedrichsdorf, einer Stadt im Hochtaunus. ↑
2. Georg Kraus. ↑
3. Mosbach ist eine Ortschaft im Landkreis Darmstadt-Dieburg und gehört zur Gemeinde Schaafheim. ↑
4. Georg Kraus war vor dem Krieg Briefträger in Mosbach. ↑
5. Bad Homburg vor der Höhe ist die Kreisstadt des Hochtaunuskreises, sowie eine Kur-und Kongressstadt. ↑
6. Anton Berdel, Pfarrer in der kath. Gemeinde Hl. Kreuz Holzhausen 1912-1916. Siehe auch: Kirchhoff, Hans-Joachim, Katholische Kirche Hl. Kreuz Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Friedrichsdorf 2009, S. 30. ↑
7. Flora Kraus, geb. Weichlein. ↑
8. Elisabeth und Amalie Kraus. ↑
9. Doppelt unterstrichen. ↑
10. In roter Farbe. ↑
11. Durchgestrichen ist die Adresse " Reservelazarett Weilerschule, Saal 61, München. ↑

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