Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Feldpostbrief an den Soldaten Georg Kraus aus Mosbach und Briefwechsel seiner Familie, 1915-1917

Abschnitt 4: 10.7.1917: Weitergeleiteter Brief an Flora Kraus

[1-4]
[Rückseite:] Absender Joh. Friedr. Joos L.I.E.B. Dillb.z.Zt., Lockstedter Lager (Holstein)

Ich habe heute keine Zeit zum Brief schreiben u. schicke dir diesen Brief so wie er gekommen ist. Damit du vielleicht in irgend einer Sache nichts heraus gibst, wie Friedrich1 meint. Morgen a. Samstag schicke ich euch einen Rat mit Brief. Gruß Rosa

[S.1] Lockstädter Lager2 11.7.17
Liebe Rosa3!
Heute Mittag erhielte ich die traurige Nachricht durch deine Karte, welche du am Freitag an mich absandest. Er war ja voraus zusehen mit Georg4, denn durch meine Beobachtungen, beie unseren Spaziergängen, aber so schnell hätte ich doch nicht gedacht. Aber bei einem wiederholten Anfall, mußte der Tod eintreten.[S.2] Er war mir gegenüber sehr traurig teils Mißgestimmt, dann wieder aufgeräumt & voll Sorge, auch sprachen wir über Testament. Seitens Flora5 und Kinder6 habe alles mit Ihm durch gesprochen, über Pension, Unterstützung über den Postgehilfenfond & seitens der Militärbehörde, bitte schreibe Flora sofort7 sie soll keine Papiere heraus geben. Habe mit Georg alles durchgesehen8 & besprochen. Auch nichts unterschreiben bevor sie sich nicht genau oriendtirt gelesen & überlegt hat.[S.3] Es geht hier ums ganze. Denn es wird, öfters angefragkt fragen gestellt, vor vielleicht Flora harmlos erscheinnnt etwas unerschreibt, & Ihr zum Nachteil ist. Auch mit dem Haus ist es geordnet. L. Rosa kann mich nicht richtig entsinnen mit der Vornudschaft9. Wie es ist, am besten sie über die Vornudschaft selbst für ihre Kinder. Bitte frage mal Herrn Salwey ist im Stadthaus Rheinstrase (Darmstadt). Es ist viel besser wen Sie noch bleibt über Ihre Erungenschaft. Da ist ja sehr viel zu erben.[S.4] Ich denke wenn ich wieder kommen kann ich es in Ordnung bringen, denn eine Frau wo mit solchen Sachen noch nichts zu thun hatte weiß überhaupt nicht was sie macht. Den die Behörde fragt erst für die Kinders zuletzt für die Frau, wenn dann die Kinder groß sind & geraten nicht, wird der Mutter ausgezogen bis aufs Hemd & kann in Ihren alten Tagen am Hungertuch nagen. L. Rosa geht mir noch gut was ich von dir auch hoffe
Herzl. G. an alle besonders grüßt
dich d.l.Friedrich


[Vorderseite:] Feldpost. Frau Rosa Joos, Ober-Ramstadt10 (bei Darmstadt)

[Poststempel:] Lockstedter Lager, 10.7.17, 6-7 N; Poststempel, Landsturm-Inf.-Ers.Bat. Dillenburg.


  1. Friedrich Joos.
  2. Das Lockstädter Lager in Holstein war seit 1864 ein Auffang-, Entlassungs- und Rekrutierungslager nördlich von Hamburg. Während des Ersten Weltkrieges übten pro Jahr bis zu 115.000 Soldaten in Lockstedt.
  3. Rosa Joos, geb. Weichlein.
  4. Georg Kraus.
  5. Flora Kraus, geb. Weichlein.
  6. Elisabeth und Flora Kraus.
  7. Das Wort "sofort" ist unterstrichen
  8. Das Wort "durchgesehen" ist unterstrichen.
  9. Vormundschaft.
  10. Das Wort "Ober-Ramstadt" ist unterstrichen.

Personen: Joos, Friedrich · Joos, Rosa · Kraus, Georg · Kraus, Flora · Kraus, Elisabeth · Kraus, Amalie
Orte: Lockstedt · Holstein
Sachbegriffe: Tode · Testamente · Vormundschaften · Kinder · Militärbehörden · Soldaten · Pensionen · Postgehilfenfonds · Feldpost · Feldpostbriefe
Empfohlene Zitierweise: „Feldpostbrief an den Soldaten Georg Kraus aus Mosbach und Briefwechsel seiner Familie, 1915-1917, Abschnitt 4: 10.7.1917: Weitergeleiteter Brief an Flora Kraus“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/53-4> (aufgerufen am 19.04.2024)