Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Johannes Ledroit, Mobilisierung des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1914

Abschnitt 3: Gottesdienst und Ankunft weiterer Mannschaften

[S. 10-11] Am Sonntag, den 9. August, findet für die Kompagnie des zweiten Bataillons Gottesdienst in der nahe bei der Alicenkaserne gelegenen St. Bilhildiskapelle statt. Ein Redemptoristenpater hält beim Gottesdienste eine zündende Ansprache. Darnach geht der Dienst trotz des Sonntages weiter. An diesem Tage kommen nach Mainz weitere Mannschaften von den Bezirkskommandos Limburg und Darmstadt (für jede Kompagnie beinahe 120 Mann), so daß die Kasernenräume nimmer reichen und die aus der Stadt Mainz und Umgebung ebenfalls gekommenen Mannschaften zu ihrem Leidwesen (?) zu Hause schlafen müssen. Die Leute vom Bezirkskommando Darmstadt waren zu Fuß gekommen und hatten in Groß-Gerau übernachtet. Im 3. Bataillon treffen nach und nach die Rheinhessen ein.

Unser Regiment nach alle dem denkbar buntscheckig zusammengesetzt. Den Grundstock bildeten die Hessen und zwar im 1. Bataillon Leute aus Darmstadt und Umgebung, Offenbach und Umgebung, sowie teilweise dem Odenwalde, im 2. Bataillon aus Mainz und weiterer Umgebung, dem Odenwalde, der Bergstraße und dem Riede und endlich im 3. Bataillon die Rheinhessen aus den Kreisen Worms, Alzey und Bingen. Daneben waren, wie bereits erwähnt, in allen Kompagnien Lothringer und Preußen aus Frankfurt, Hanau, namentlich aber Limburg und Weilburg mit Umgebung.

Oberstleutnant Gros ließ die Landsleute beisammen, was sich in dienstlicher wie außerdienstlicher Beziehung vorzüglich bewährte. Die bereits vorhandenen Beziehungen wurden noch engere und so die im Kriege so nötige Kameradschaft gefördert. Soweit ging dieser heimatliche Zusammenhalt, daß sich später in den Zeiten des Stellungskrieges sogar die Angehörigen der örtlichen Gesangvereine [S. 11] zusammentaten, und gar oft auf Frankreichs Boden ergreifender deutscher Männergesang ertönte.

Besonders taten sich in dieser Beziehung die Heusenstammer (Heusenstamm bei Offenbach) unter Unteroffizier Kraus hervor. Im allgemeinen vertrugen sich auch die Leute aus den verschiedenen Orten ganz ausgezeichnet, waren sie doch alle demselben Kulturkreise der Rhein-Maingegend entsprossen. Nur die Lothringer hielten sich zum Teile etwas abseits. Auch als wir später Nachersatz aus Westfalen bekamen, war das kameradschaftliche Verhältnis ein gutes.


Personen: Kraus, Unteroffizier
Orte: Alzey · Bingen · Darmstadt · Frankfurt · Groß-Gerau · Hanau · Heusenstamm · Limburg an der Lahn · Mainz · Offenbach · Weilburg · Worms
Sachbegriffe: Gesangsvereine · Gottesdienst · Landwehr-Infanterieregiment 118 · Unterbringung
Empfohlene Zitierweise: „Johannes Ledroit, Mobilisierung des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1914, Abschnitt 3: Gottesdienst und Ankunft weiterer Mannschaften“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/43-3> (aufgerufen am 25.04.2024)