Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Johannes Ledroit, Mobilisierung des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1914

Abschnitt 1: Ablauf der Mobilmachung

[S. 9] I. Mobilmachung in Mainz und Worms

Bei der Mobilmachung des deutschen Heeres im August 1914 wurden an die Heeresverwaltung ganz bedeutend höhere Anforderungen gestellt als beim Ausbruche des Krieges 1870/71. Damals wurde zunächst nur die Linie mobilisiert, erst im Verlaufe des Krieges die Landwehr und zuletzt ganz vereinzelt auch Landsturm.

Diesmal wurden, ehe die eigentliche Mobilisation begann, bereits einzelne Linienbataillone kriegsmäßig ausgerüstet, um als Schutz an die Grenze geworfen zu werden. Darauf wurde dann die Linie mobil gemacht und gleichzeitig von seiten der Brigaden die Aufstellung je eines Reserve- und Landwehrregimentes vollzogen, ja auch bereits Landsturmbataillone formiert.

Vier Regimenter, darunter 3 mit derselben Nummer, wurden so in nicht ganz zwei Wochen von den Brigaden auf die Beine gebracht. Unsre hessische 50. Infanteriebrigade, bestehend aus den Regimentern 117 und 118, hatte neben der aktiven Truppe das Reserveregiment 118 und das Landwehrregiment 118 aufzustellen. Es dürfte von allgemeinem Interesse sein, einmal etwas in diesen Mobilmachungsmechanismus näher hineinzusehen, besonders ihn in seiner dritten, wohl schwierigsten Stufe, der Aufstellung eines Landwehrregimentes, zu beobachten, also die Formierung unseres Regimentes zu schildern.

Die Mobilmachung des L. I. R. 118 vollzog sich in Mainz unter der Leitung des Oberstleutnants Gros vom Reg. 87 für das I. und II. Bataillon und in Worms unter Major Mac Clean vom Reg. 117 für das III. Bataillon. Neben diesen Herren waren der aktiven Truppe entstammend noch Oberstleutnant von Buttlar, Bezirksoffizier in Darmstadt, und Major von Breitenbach, Bezirksoffizier in Mainz, als Bataillonskommandeure sowie 3 Zahlmeisterstellvertreter von der Linie tätig, sonst waren wir von der Landwehr uns selbst überlassen.

Die Mobilmachung begann mit Bureauarbeiten bereits am 3. August, nach außen aber trat sie erst am 5. August, also dem 4. allgemeinen Mobilmachungstage, in Erscheinung. An diesem Tage meldeten sich nämlich die meisten Offiziere und Offizierstellvertreter und fand bereits um 11 und 6 Uhr Unterricht für dieselben durch Oberstleutnant Gros statt, welcher Unterricht sich dann täglich in Mainz und Worms, dort durch Major Mac Clean, wiederholte.

Am 6. August, da das aktive Regiment 117 sowie das Reserveregiment 118 bereits über alle Berge waren, nur dessen Rekruten in der Alicekaserne in Mainz exerzierten, trafen die ersten Wehrleute, 70—80 Mann für jede Kompagnie, vom Bezirkskommando Metz ein, die in Mainz in der bereits genannten Alicekaserne und in Worms in der Prinzkarlkaserne untergebracht wurden. Nur zum kleinen Teile waren es in Lothringen eingewanderte Altdeutsche, zum größten Einheimische, die vielfach besser Französisch als Deutsch sprachen.


Personen: Breitenbach, Major von · Buttlar, Oberstleutnant von · Gros, Oberstleutnant · Mac Clean, Major
Orte: Darmstadt · Mainz · Metz · Worms
Sachbegriffe: Alice-Kaserne · Landwehr-Infanterieregiment 118 · Prinz-Carl-Kaserne
Empfohlene Zitierweise: „Johannes Ledroit, Mobilisierung des Hessischen Landwehr-Infanterie-Regiments 118, 1914, Abschnitt 1: Ablauf der Mobilmachung“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/43-1> (aufgerufen am 25.04.2024)